Ansicht umschalten
Avatar von ___Leo
  • ___Leo

91 Beiträge seit 13.11.2016

Trump zum Präsidenten gewählt - Risiken und Chancen

Trump zum Präsidenten gewählt - Risiken und Chancen

Es ist geschehen: Hillary hat nicht gewonnen! Ich sage das anstelle von "Trump hat gewonnen", weil ich denke, dass die Aussage, dass Hillary nicht gewonnen hat, wichtiger ist, als die Aussage, dass Trump gewonnen hat. Warum? Weil ich keine Ahnung habe was Trump nun tun wird. Andererseits habe ich eine sehr gute Vorstellung davon, was Hillary im Falle eines Sieges getan hätte: nämlich Krieg mit Russland anfangen. Trump hingegen, wird das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht tun. Tatsächlich hat er in seiner Antrittsrede folgendes gesagt:

"Ich möchte der Weltgemeinschaft mitteilen, dass während wir die Interessen Amerikas in den Vordergrund stellen, wir fair mit jedem umgehen wollen, mit jedem - allen Menschen und allen Nationen. Wir wollen die Gemeinsamkeiten herausarbeiten, nicht Feindschaft; Partnerschaft, nicht Konflikt."

Putin hat sofort reagiert:

"Wir haben die Erklärungen, in denen Trump in seiner Rolle als Präsidentschaftskandidat ausdrückt, die Beziehungen zwischen unseren Ländern wieder herstellen zu wollen, gehört. Wir sind uns bewusst, dass das eine schwierige Aufgabe werden wird, wenn man berücksichtigt, wie sehr sich die Beziehungen bis zum heutigen Tag verschlechtert haben, leider. Aber, wie ich bereits ausführte, es ist nicht unsere Verantwortung, dass die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, diesen Tiefpunkt erreicht haben.
Russland ist dazu bereit und strebt eine vollständige Wiederherstellung der Beziehungen mit den Vereinigten Staaten an. Lassen Sie es mich wiederholen, wir wissen, dass das schwierig werden wird, sind aber bereit, diesen Weg zu gehen, bereit, Schritte unsererseits einzuleiten und alles zu tun, um die Entwicklung der Russisch-Amerikanischen Beziehungen auf einen stabilen Weg zu bringen.
Dies wäre für beide Seiten hilfreich, für die russische und die amerikanische Bevölkerung, und würde sich zudem positiv auf das Klima internationaler Beziehungen auswirken und der Verantwortung Russlands und der Vereinigten Staaten für die Internationale Stabilität und Sicherheit gerecht werden."

Genau diese Umkehr ist Grund genug für die ganze Welt, die Niederlage von Hillary und den Sieg von Trump zu bejubeln.

Wird Trump nun aber den Schneid, die Selbstüberwindung und die Cleverness haben, um die US-Staatsführung, die von den Neocons seit Jahrzenten mit Intrigen infiltriert wurde, zu säubern? Wird er die Stärke haben, einem extrem feindlichen Kongress und ebensolchen Medien entgegenzutreten? Oder wird er versuchen, ihnen auf halbem Weg entgegenzukommen und naiv darauf hoffen, dass sie nicht ihr Geld und ihre Macht nutzen werden, um seine Präsidentschaft zu sabotieren?

Ich weiß es nicht. Niemand weiß es.

Ein erster Hinweis werden die Namen und Hintergründe der Personen sein, die er für sein neues Kabinett aufstellen wird. Insbesondere der Stabschef und der Außenminister.

Ich war immer der Meinung, dass die Wahl des kleineren Übels moralisch falsch und im Sinne der Vernunft irreführend ist. Ich glaube das immer noch. Hier jedoch wäre das größere Übel ein thermonuklearer Krieg mit Russland und das kleinere Übel würde lediglich darauf hinauslaufen, lieber eine teilweise Aufgabe des Imperiums hinzunehmen, um so die Vereinigten Staaten zu retten, als im Gegensatz dazu, die Vereinigten Staaten für die Belange des Imperiums zu opfern. Im Fall Hillary gegen Trump bestand die Wahl einfach zwischen Krieg und Frieden.

Trump kann bereits beachtliche Erfolge aufweisen: Seine Wahlkampagne hat die gesamten US-Medien dazu gezwungen, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Ein Gesicht des Bösen, Lügen, eine moralisch korrupte Propagandamaschine. Die amerikanische Bevölkerung hat ihre Medien durch ihr Votum, mit einem gigantischen "F*CK YOU!" belohnt - ein Misstrauensvotum und eine totale Zurückweisung, welche für immer die Glaubwürdigkeit der Propagendamaschine des Empires vernichtet hat.

Ich bin nicht so naiv, nicht zu wissen, dass Milliardär Trump zu den 1% gehört, ein Produkt der US-Oligarchie. Aber auch bin ich nicht so Geschichtsignorant, zu vergessen, dass Eliten sich auch bekämpfen, besonders wenn sie bedroht sind. Muss ich daran erinnern, dass auch Putin zu den Sowjetischen Eliten gehörte?!

Ideal wäre nun ein Treffen von Putin und Trump und allen wichtigen Ministern in einer langen, Camp David-artigen Woche der Verhandlungen, wo alles, jeder ungelöste Konflikt auf den Tisch kommt und ein Kompromiss für jedes Problem gefunden wird. Das könnte paradoxerweise recht einfach sein: die Krise in Europa ist komplett künstlich herbeigeführt, für den Krieg in Syrien gibt es eine ganz offensichtliche Lösung und die internationale Ordnung kann leicht in Einklang gebracht werden mit den Vereinigten Staaten, welche nun " fair mit jedem umgehen wollen, mit jedem - alle Menschen und alle Nationen und die Gemeinsamkeiten herausarbeiten, nicht Feindschaft; Partnerschaft, nicht Konflikt." Die Wahrheit ist, dass die USA und Russland keinen objektiven Grund für einen Konflikt haben - lediglich ideologische Probleme sind es, welche eine direkte Folge der irrsinnigen Ideologie eines messianischen Imperialismus derer ist, welche glauben, oder vorgeben zu glauben, die USA seien die "unverzichtbare Nation". Was die Welt will - braucht - sind die USA als eine "normale" Nation.

Der schlimmste Fall? Trump entpuppt sich als kompletter Betrüger. Ich persönlich bezweifle das sehr, aber ich gebe zu, dass das möglich ist. Wahrscheinlicher ist, dass er nicht die Weitsicht und die Courage hat, die Neocons zu verdrängen, sondern versuchen wird, sich mit ihnen zu arrangieren. Wenn er das tut, wird er es sein, der verdrängt wird. Es ist eine Tatsache, dass, während es alle 4 oder 8 Jahre einen Regierungswechsel gab, die jeweils aktuellen Regierungen wenig konsistent, die amerikanische Innen- und Außenpolitik hingegen sehr konsistent war. Wird Trump nicht nur für einen Regierungswechsel, sondern für einen echten Regime-Change sorgen? Ich weiß es nicht.

Täuschen Sie sich nicht - selbst wenn Trump eine Enttäuschung für jene sein sollte, die an ihn geglaubt haben, was bisher geschehen ist, ist bereits ein Todesstoß für das Empire. Zwar hat die "Occupy Wall Street" Bewegung nichts substantielles bewirkt, aber die "Machenschaften der 1%" wurde offen gelegt und dies war und ist nicht vergessen. Dies ist ein direkter Schlag gegen die Glaubwürdigkeit und Legitimation der gesamten amerikanischen sozialpolitischen Ordnung: weit entfernt davon, eine Demokratie zu sein, wird klar, dass wir es mit einer plutokratischen Oligarchie zu tun haben und aktuell, erkennt das offenbar jeder mehr oder weniger. Ebenso hat die Wahl von Trump bereits bewiesen, dass US-Medien Huren sind und dass die Mehrheit der Amerikaner die herrschende Klasse hasst. Noch einmal: Dies ist ein direkter Schlag gegen die Glaubwürdigkeit und Legitimation der gesamten amerikanischen sozialpolitischen Ordnung. Stück für Stück brechen die Gründungsmythen des US-Empire zusammen und was übrig bleibt ist ein System, dass nur noch unter Anwendung von Gewalt herrschen kann.

Alexander Solschenizyn pflegte zu sagen, dass Herrschaft an einem Spektrum gemessen werden kann, welches von Regimen, deren Autorität durch ihre Macht definiert ist, bis hin zu Regimen reicht, deren Macht durch ihre Autorität definiert ist. Im Falle der USA können wir ganz klar sagen, dass das Regime keine andere Autorität hat, als ihre Macht, und das macht sie unrechtmäßig und unhaltbar.

Schlussendlich, ob die US-Eliten das nun akzeptieren oder nicht, das US-Imperium ist am Ende. Mit Hillary hätten wir einen Titanic-artigen Untergang erlebt, welcher durchaus in Form eines thermonuklearen Atompilzes über Washington hätte enden können. Trump sollte nun die den USA noch verbliebene Macht nutzen, den globalen Niedergang der US in Verhandlungen, soweit als möglich abzuschwächen, und die besten Bedingungen für sein Land zu erreichen versuchen. Offen gesagt, ich bin ziemlich sicher, dass alle wichtigen Staatschefs wissen, dass es in ihrem eigenen Interesse ist, gegenüber Trump so viel Entgegenkommen wie möglich zu zeigen, und mit ihm zusammenzuarbeiten, anstatt mit jenen, welche gerade von der Macht entfernt wurden.

Sollte Trump die Versprechen seiner Kampagne einhalten können, wird er solide aufrichtige Partner in Vladimir Putin und Xi Jinping finden. Weder Russland noch China hätten durch eine Konfrontation, oder gar schlimmer, einen Krieg, etwas zu gewinnen. Wird Trump die Weisheit besitzen, dies zu erkennen und entsprechend zum Wohle der US handeln. Oder wird er seine anti-Chinesische und anti-Iranische Rhetorik fortsetzen?

Nur die Zeit wird es zeigen.

The Saker

Quelle: http://thesaker.is/trump-elected-as-president-risks-and-opportunities/

Bewerten
- +
Ansicht umschalten