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  • Bajoboes

837 Beiträge seit 14.11.2012

"Autonome Rechte machen Straßenkampf aus Ohnmachtsgefühl"

Niemals würde jemand eine so dumme Schlagzeile zur Rechtfertigung von Gewalt schreiben.

Niemals würden großteils vom Staat abhängige Nazis als "autonom" bezeichnet werden.

Niemals würden man dem hinzufügen, die Ohnmacht der Autonomen resultiere aus einer auch kulturellen Veränderung ihres nahen Lebensraumes und implizit aus dem Ohnmachtsgefühl gegenüber einer als düster wahrgenommenen Zukunftsaussicht.

Aber bei Leuten, die sich als alternativ bezeichnen und versuchte Brandstiftungen in dicht besiedelten Wohnvierteln unternehmen, da geht das dann.

Und ich werde wohl nicht mehr verstehen, wie man richtiger Weise die dumme Gewalt von Rechts verurteilen kann (gegen Gegenstände wie gegen Personen), die von links aber immer so altbacken romantisieren und eigentlich irgendwo zwischen "abenteuerlich" und "jugendlich-avantgardistisch" einordnen muss.

Und zur "gegen das System!!!11!!! - während man von der Stütze lebt"-Sache will ich mal paraphrasiert zitieren, was Seneca über Sklaven gesagt hat: die sind so lange Sklaven, wie sie nicht die einzige übermächtige Freiheit nutzen, die sie haben. Nämlich ihren Suizid oder (was der soziale Suizid für einen besitzlosen Sklaven war) die Flucht nach sonstwo. Ein Sklave, der über sein Leid klagt, dann aber doch irgendwie in selbem sich einrichtet, leidet nicht wahrhaftig so, wie er das vorgibt, hat sich teils arrangiert mit diversen Annehmlichkeiten des Sklavenhalters (zb Essen, Kleidung, Wohnung...) und ist daher doppelt ein Sklave, nämlich der seines Herren und der seiner eigenen Begierden. Im Übrigen ist er ein Heuchler, der allein schon deswegen die Philosophie nötig habe, die einen lehrt, dass nicht arm ist, wer wenig hat, sondern wer mehr braucht, als er hat. Unterm Strich leidet er im wesentlichen an sich selbst, seinen eigenen Begierden und daran, daß er sich vom "Honig" des Sklavenhalters dann doch nicht so fernhalten kann, wie er das gerne hätte und zu bequem, feige oder sonstwas ist (alles resultierend aus der ein oder anderen Begierde), um seinem Zustand Abhilfe zu verschaffen.

Das sind teils harte Worte, ist mir klar, aber es ist auch Philosophie von vor 2000 Jahren.

Gleichwohl ist weiterhin wahr: wenn Du andauernd über die Dich fütternden Hände schlecht redest und sie sogar noch angreifst und hasst, während Du aber alle ihre Boni mitnimmst, bist Du in Wahrheit nicht nur der Sklave "des Systems" sondern auch noch der Deiner eigenen Begierden und genau genommen bist Du Sklave des Systems allein deswegen, weil Du Sklave Deiner Begierden bist. Welche, omfg, auch noch vom "System" genau zu dem Zweck etabliert werden, damit Du Dich darin einrichtest und Dich mit mosern zufrieden gibst.
Und nichts anderes machen diese autonomen Leute, die in Wahrheit abseits der Wahl dessen, was sie kochen, völlig heteronom sind. Schon die Frage, ob Sie ihren Fraß bei Aldi oder bei Tengelmann kaufen hat im großen und ganzen der Staat für sie beantwortet mittels dessen, was er ihnen an Geld zuteilt. Wer aber schon bei seinem Essen nicht wirklich selbst entscheiden kann, wo kann so jemand dann wahrhaft autonom entscheiden und, was noch viel mehr ist, autonom leben?

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