Somers: „In den Augen linker Politiker sind Migranten potenzielle Diskriminierungsopfer, in den Augen rechter Politiker sind sie potenzielle Straftäter... Alles andere ist eine paternalistische Politik, die Menschen von Außen eine Identität aufzwingt. Wir sind alle einzigartig, haben etliche Identitäten, und niemand ist für die Taten eines anderen mitverantwortlich, nur weil der auch Muslim oder Fußballfan oder Belgier ist. Deshalb ist es auch ein Problem, dass die meisten Städte eine Art Archipel monokultureller Inseln sind ... Die Polizei ist noch immer zu weiß, sie muss die gesellschaftliche Realität besser abbilden.“
Wenn Mechelen es wirklich geschafft hat, kein „dreckiger und krimineller Ort“ mehr zu sein (ich kenne den Ort nicht), Kompliment dafür. Ich bezweifele aber, dass bundesdeutsche Politiker gleichermaßen aufgeschlossen für „harte Law-and-Order-Politik“ sind/sein würden.
Generell halte ich den abstrakten Ansatz, jeder Raum bestehe nur aus „Bürgern“ und alle Räume seien im Grundsatz gleichartig (zu machen), für etwas lebensfern. Letzteres gilt auch für das Modell des von Ihnen zitierten Herrn Somers, schicke Stadtteile (etwa in Berlin) und abgelegene Problemviertel könne man irgendwie abschaffen und nivellieren. Man kann den Problemvierteln helfen, das ja, aber die Nivellierung wird schwerlich funktionieren.
Selbstverständlich gibt es in mutmaßlich den meisten Städten, vor allem den Großstädten, Communities/Zusammenballungen von Menschen mit bestimmten sozialen, ökonomischen, soziodemografischen und politischen Merkmalen, wo auch immer die Gründe dafür liegen. Gerade die Migranten bestimmter Herkunft pflegen sich nach meiner Erfahrung in bestimmten Stadtteilen und Straßen zu treffen. Siehe auch Die Welt vom 13.01.2016: „Das sind die Ballungszentren der Flüchtlinge in Deutschland. Zitat: „Flüchtlinge aus Eritrea leben oft in Frankfurt/Main, Syrer kommen besonders häufig nach Berlin, Iraner und Iraker bevorzugen große Städte in Nordrhein-Westfalen wie Köln oder Bielefeld. ... “ Die Zugewanderten bilden also eigene Gruppen und freiwillig tendenziell monokulturelle Inseln, man darf sie aber nicht als spezifische Gruppe identifizieren, weil ... wir sind ja alle einzigartig. Man sollte Menschen nicht von Außen eine Identität aufzwingen, stimmt, aber auch nicht ignorieren, dass sie in ihrem Selbstverständnis in der Regel eine besitzen. Und Herr Somers schreibt den Bürgern offenbar von Außen eine Hautfarbe zu, da er die Polizei für „zu weiß“ hält.