.. wenn man als Aktivist ganz bewusst Rettungswege blockiert, nur um größtmögliche Aufmerksamkeit zu bekommen, und wenn dabei Menschen zu Tode kommen, weil die Retter nicht durch kommen.
Und Autobahnen sind nun mal prinzipiell immer auch Rettungswege - gerade und besonders Autobahnen in/um die Städte herum. Den wenn man nicht durch die Innenstädte mit ihren Ampeln und meist wenigen Ausweichmöglichkeiten fährt (und an jeder roten Ampel dabei Schrittgeschwindigkeit..auch mit Martinhorn und Blaulicht), sondern mit Signal und so schnell als möglich über die Stadtautobahn oder Umgehungsautobahn fährt, dann ist man in den meisten Städten wohl deutlich schneller. Und wenn es nur 2 bis 3 Minuten sind - diese 2 bis 3 Minuten können über Leben und Tod des Hilfebedürftigen entscheiden. Daher kommt es im Rettungswesen (egal ob jetzt Bergwacht oder Feuerwehr oder Rotes Kreuz usw.) nicht nur auf jede Minute an - bei so einer Rettungsfahrt zählt oft genug wirklich jede Sekunde. Die macht den Unterschied zwischen Genesung und sabbernder Pflegefall. Oder zwischen Genesung und Totenschein.
Klar - ein Stau kann natürlich immer mal vor kommen. Da reicht ein Unfall an der falschen Stelle. Aber so einen Stau künstlich zu verursachen ist - zumal im Umkreis einer Stadt, wo man eben nicht mal schnell den Stau umfahren kann - was ganz anders - und einfach unverantwortlich. Zum einen, weil ein Stau natürlich immer selbst auch ein Gefahrenpotential hat, weniger durch die Autofahrer, aber vor allem durch LKW, die das Stauende übersehen. Wenn da ein 35-tonner ungebremst auf einen PKW rauscht, weil der LKW-Fahrer etwas abgelenkt war, dann gibt es eigentlich immer mindestens einen Toten.
Aber vor allem bedeutet ein Stau: Versperrte Rettungswege. Und ja, meist klappt es ganz gut mit der Rettungsgasse, auch weil die Polizei da mittlerweile mit dem Videowagen durch fährt und dann auch konsequent Anzeigen schreibt. Aber spätestens dann, wenn auf der Mittelspur LKW stehen, wird es eben auch mit dem Durchkommen in der Rettungsgasse schwer. Das geht nur noch mit dem PKW, mit einem Rüstwagen hast du da oft keine Chance mehr, der braucht eben seine 2,50m bis 2,60m Breite um überhaupt irgendwie gut durch zu kommen. Wenn er zügig fahren soll eher 3m.
Und es ist ja nicht so, dass den militanten Klimaaktivisten keiner gesagt hat, dass das, was sie da tun, unverantwortlich ist, weil das ganz direkt Menschenleben gefährden kann. Das wurde denen mehrfach gesagt. Es gab bereits sehr viele kritische Stimmen von Feuerwehr, Polizeigewerkschaften, Rettungskräften usw., die genau davor gewarnt haben, dass Menschen sterben werden, wenn das weiter geht mit den Blockaden von Autobahnen - weil die Autobahnen immer auch Rettungswege sind. Aber die Umweltaktivisten wollten einfach nicht auf die Warnungen hören. Sie haben sie ganz bewusst ignoriert. Und haben eben keine Formen der Proteste gewählt, bei denen durch die Aktion keine Menschen zu Schaden oder gar zu Tode kommen können.
Und nun sind Menschen gestorben.
Und ich will hier jetzt keine Analyse betreiben warum die Warnungen von Polizei, Feuerwehr, Rettungskräften usw. alle ignoriert werden. Aber für mich ist ganz eindeutig klar, dass hier trotz der Warnungen wieder mal eine Autobahn blockiert wurde. Mit dem genauen Wissen, dass deswegen Rettungskräfte blockiert werden können.
Und nein - "eine Rettungsgasse Freihalten in der Demo" ist hier keine Option, die das auch nur irgendwie legitimiert. Weil man im künstlichen Stau bereits schon sehr viel Zeit verliert. Viele Minuten meist. Und mit ein klein bisschen Pech geht eben auch mit meist gebildeter Rettungsgasse nichts mit dem Rüstwagen, der kommt eben nicht durch. Wie jetzt. Da reicht oft wie erwähnt ein LKW auf der Mittelspur. Und dann kommt die Hilfe eben zu spät.
Und es ist ja nicht so, dass es da keine andere Protestform gäbe - wenn man nämlich nicht Autobahnen blockiert, sondern einfach nur z.B. eine Kreuzung in der Stadt für 5min (und dann wieder eine andere Kreuzung), dann kann man da immer noch drum herum fahren als Rettungskraft. Kostet klar auch Zeit und ist nicht toll. Aber ist halb so wild. Wenn man parkende Autos sabotiert und die Fahrer bevor sie los fahren entsprechend darauf hin weist, dass z.b. keine Luft mehr in den Reifen ist, weil die mit einem Streichholz abgelassen wurde, dann ist das nicht mal eine große Sachbeschädigung, aber vor allem werden keine Menschen gefährdet. Wenn man Parkhäuser blockiert, dann ist das ärgerlich für die Autofahrer, weil die z.B. mehr zahlen müssen. Aber es werden keine Menschen gefährdet. Wenn man Tankstellen blockiert, dann ist das ärgerlich für die Autofahrer, weil die zu einer anderen Tanke müssen (oder warten...), aber es werden keine Menschen gefährdet dabei. Und so doof, dass die nicht auf solche Gedanken gekommen sind, so doof schätze ich die Klimaaktivisten jetzt nicht ein. Aber es ist wohl nicht militant und nicht spektakulär genug gewesen. (Und was zählen schon die Warnungen von Rettungskräften.). Und es gibt noch so viel mehr mögliche Aktionen. Auf die auch die Klimaaktivisten sicher gekommen sind. Die sie aber wohl nicht extrem genug fanden.
Hier wurden also wirklich ganz bewusst die Autobahnen blockiert. Und damit wurde meiner Meinung nach der Tot von Menschen direkt billigend in Kauf genommen. Und am Ende kommt nicht mal eine glaubwürdige Entschuldigung der "letzten Generation", sondern nur blahblah und "Stau kann es doch immer mal geben". Mit dem Hinweis von vielen Aktivisten, dass ja der Betonmischer Schuld wäre, nicht die festgeklebten Klima-Aktivisten, die hätten niemanden überfahren, der Klimawandel sei noch schlimmer usw..
Und spätestens damit ist bei mir als ehrenamtliche Rettungskraft über viele Jahre (und kurz auch mal Hauptamtlich) diese Bewegung mal eben komplett unten durch. Die sind für mich auf einem Niveau der RAF von '68, als die mit ihren Brandanschlägen auf Schneider und Hertie in Frankfurt gegen den Vietnamkrieg demonstriert haben. Wobei nein, dieser Vergleich ist falsch. Die RAF hatte damals sehr darauf geachtet eben keine Menschen zu gefährden. Damals wurde von Baader & Co. bewusst erst nach Ladenschließung brandgestiftet. Die "Letzte Genration" hat dagegen mittlerweile Blut an den Händen durch ihre Aktionen. Genau wie das von vielen Rettungs- und Einsatzkräften vorhergesagt wurde, es war klar, dass diese Aktionen irgendwann dazu führen würden, dass jemand trauern muss. Und nun muss jemand um einen Angehörigen trauern. Wegen der Aktion der "letzten Generation". Und deren in meinen Augen unverantwortlicher Protestform, bei welcher der Tod von Menschen billigend in Kauf genommen wurde.
Ich persönlich sehe die "letzte Generation" daher mittlerweile als militante, politische Mörder an, auf einer Stufe mit der RAF von '72, als der erste unbeteiligte Mensch durch die RAF starb und das von der RAF auch direkt mal relativiert wurde. Aber das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung zu diesen Aktivisten.
(Schönen Gruß an Tucholsky...)