Kein Zweifel: was der Autor da schildert, ist ein übler Fall von Amtsmissbrauch.
Aber rechtfertigt das die Abschaffung der Rechtsstaatlichkeit?
Ich meine: nein.
Wenn ein Beschuldigter seine Unschuld beweisen muss, statt der Ankläger seine Schuld, dann begeben wir uns nicht in eine bessere Welt, sondern schnurstracks einen weiteren großen Schritt in den Unrechtsstaat.
Und trotzdem - jedesmal, wenn der Staat seine Grenzen überschreitet und maßlose, rechtsstaatsfeindliche Gesetze beschließt, finden sich willige Journalisten, die die "Notwendigkeit" dieser Gesetzesänderungen mit herzzerreißenden, manipulativ verwendeten Geschichtchen (Kindesmissbrauch, Terrorismus, weinendes gedemütigtes Rassismusopfer) untermalen und sich bereitwillig zu Helfershelfern einer juristischen Fehlentwicklung machen.
Dabei wird jegliche nüchterne Kritik abgebügelt, und manch einer ist sich nicht einmal zu schade dazu die Verteidiger grundlegender Rechtsprinzipien zu diffamieren - wie hier der Autor, der tatsächlich Justizverwaltungen anderer Bundesländer unterstellen will, sie würden eben gern weiterdiskriminieren.
Das umstrittene Gesetz wird als alternativlos dargestellt und mit überemotionalen, bildhaft erzählten Relotiaden oder krassen Einzelfällen als angeblich "notwendig" gerechtfertigt.
So wird von der Politik Schritt für Schritt die Rechtsstaatlichkeit abgeschafft, und Journalisten dürfen stolz darauf sein, daran mitgewirkt zu haben. Gratulation, Herr Nowak. Sie machen das sehr gut.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.06.2020 21:08).