...es liegt höchst wahrscheinlich an der Vergabepraxis gepaart mit den immer weiter steigenden Anforderungen durch Reglementierungen, Vorschriften und Normen, für deren Abarbeiten - und das wäre der dritte Punkt - das entsprechende Fachpersonal schlicht weg fehlt.
In der Regel erstellt für ein Projekt, wie den BER, ein externer Dienstleister die Leistungsverzeichnisse in enger Abstimmung mit dem Bauherrn und übernimmt damit einen Großteil der Planung. Dem Bauherrn selbst fehlt es meist an Zeit und fachlicher Kompetenz, den Planer und dessen Arbeit zu überwachen. Der Planer selber ist aber auch nicht zu 100% fachkompetent auf allen Gebieten.
Das führt dazu, dass in der Angebotsphase Leistungsverzeichnisse ausgegeben werden, die nicht den o.g. Ansprüchen genügen, und nie von einer erfahrenen Fachfirma des spezifischen Gewerks kontrolliert wurde.
Als Fachfirma fallen dir die fachlichen Fehler in den Ausschreibung natürlich auf, und du hast 2 Möglichkeiten: Entweder du bietest genau die Leistung an, die ausgeschrieben wurde, und freust dich über Nachfolgeaufträge zur Ausbesserung (sog. Nachträge). Oder du weist mit erheblichen Aufwand für alle, noch während der Vergabe den LV-Ersteller auf die Fehler hin; das kostet viel Zeit und Geld vorab, ohne einen Auftrag zu haben.
Es gibt tatsächlich Firmen, die das auch bewusst ausnutzen. Sie bieten die geforderte Leistung nach LV an, können damit viel günster einsteigen als Mitbewerber und spekulieren anschließend auf ein großes Volumen an Nachträgen: Gefordert ist nämlich nur die Leistung nach LV. Wenn einem Gutachter auffällt, die Brandschutzklappe XY ist ungeeignet, heißt es: "Stand doch so im LV. Haben wir nicht zu verantworten. Umbau ist 4 PT und 500€ Material."
Noch dazu: Im Bereich der Großprojekte tümmeln sich so viele Firmen nicht, weil so ein Projekt auch eine enorme Kapitalbindung bedeutet.
Das ist jedenfalls meine Beobachtung. Eine Lösung würde ich gerne sehen, hab aber keine Idee.