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mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2023

Re: Schauen wir mal...

Naja.
So'ne Ladestation kann effektiv in der Pampa stehen. Irgendwo. Da braucht es den Tankshop dazu aber nicht.

Natürlich könnten wir im Kopf auch mal eine Tankstelle auf E-Säulen umrüsten. Die sechs Zapfsäulen ersetzen wir einfach mal. Und lassen wir mal einen Ladevorgang 20 Minuten dauern, dann reicht es auch für einen Kaffee mit Butterbrezn. Du kannst davon ausgehen, dass bei vergleichbarem Verkehrsaufkommen nun ständig sich lange Schlangen bilden werden. Reguläres Tanken dauert 5 Minuten, also brauchst du die vierfache Menge an Ladesäulen - oder die müssen viermal schneller werden. Beides führt etwa zur gleichen Last im örtlichen Netz. Für die 20-Minüter rechne ich's schnell durch: je Auto sind das mindestens 300kW, mit denen geladen werden muss, wenn 100kWh in 20 Minuten geladen werden wollen. Stehen da sechs Autos rum, sind das 1,8MW. Selbst wenn wir die Tanks im Boden mit Akkus ersetzen um die direkte Stoßlast am Netz abzufangen, sind auch die irgendwann mal leer.

Gleicher Durchsatz wie bei der alten Fossil-Tanke durch viermal mehr Ladesäulen: statt sechs Fahrzeugen stehen da jetzt 24, statt 1,8MW werden 7,2MW - oder das Äquivalent einer 8.000 - 12.000 Einwohner großen Kleinstadt an Energiebedarf fällig, wenn die Einwohner ein Straßenbahnnetz und eine energieintensive Industrieanlage betreiben würden. Für den Kaffee mag das langen, aber nur, wenn die 24 Kunden in 20 Minuten auch abgefertigt werden können an 3, 4 Kassen zugleich.
Laden dagegen die sechs Vehikel in 5 Minuten ihre Akkus auf, fallen die gleichen 7,2MW als Stoßlast an (100MW x 60/5 x 6). Für'n Kaffee langt das dann aber nicht mehr.

Also aktuell schlägt mein "Schauen wir mal..." das deine in der Vorüberlegung für nur genau eine Tankstelle.

Damit übrigens die Sache mit dem Akku aufgeht und KEINE Spitzen im Netz auftauchen, muss der Fastcharging-Faktor auskompensiert werden. Die Spitzen landen also NUR im Akku, nicht im Verbundnetz. Um die 7,2MW, die wir für 24 Kunden in 20 bzw 6 Kunden in 5 Minuten verbraten dürfen, im Netz "unsichtbar" zu machen, müssten wir eigentlich den statistischen deutschen Pro-Kopf-Verbrauch (ca. 833W, basierend auf 70GW/84M Einwohner) als Ausgangsladeleistung betrachten. Ich kann ja gern für einen einzelnen Kunden 100kWh aus dem Akku nehmen in 20 Minuten, was 300kW auf die Stunde entspricht. Aber in einer Stunde lade ich halt nur (wenn ich großzügig aufrunde) nur 1kWh (weil 1kW Leistung) wieder drauf. Das Verhältnis ändert sich auch nicht, wenn ich 6 Kunden betrachte (dann sind es 6kWh Kapazität bzw. 6kW aus dem Netz) oder 24 Kunden (24kWh Kapazität, 24kW Netzleistung).
Gut, wir müssen das nicht völlig unsichtbar machen. Lassen wir Faktor 10 zu, dann laden wir mit 10kW/Kunde den Akku nach. Da ist immernoch ein Gap von einem Faktor 30. Alle 30 Stunden darf also ein Kunde kommen und in 20 Minuten sein Vehikel laden, wenn der 100kWh-Akku völlig leer ist.

Das kann nicht funktionieren, sorry. Wieviele Atomkraftwerke hättest du gern? Wind & Sonne, die ja sowieso Akkus brauchen um besser genutzt werden zu können, werden nur in bestimmten Jahreszeiten genügend Grundbedarf erzeugen können. Für die Träume der E-Droschken-Fahrer reicht das aber nur auf individueller Ebene (eigenes Dach + Akku) aber eben nicht für die Allgemeinheit.

Da stehen 59M Fahrzeuge auf dem Plan. Die werden zwar nicht alle gleichzeitig an die Ladesäulen wollen, aber von einer idealen Normalverteilung kannst du halt nicht ausgehen.

Wenn du aber eine Idee haben willst, was pro E-PKW in der Normalverteilung auf uns zukommt, dann landest du bei solchen Rechnungen wie dieser: jeder E-PKW hat einen Akku von 100kWh. Je nach Fahrweise und Pendelstrecke wird der E-PKW statistisch gesehen in zwei Wochen einmal voll geladen, also 100kWh. Wenn dies mit einem Fastcharger passieren sollte, der in 20 Minuten die volle Ladung herstellen kann, sind das pro Kopf eine Bürde von 300kW (siehe oben) bzw. in 336 Stunden (=14x24h) eben rund 0,9kW. Das hört sich nach nicht viel an, verdoppelt aber statistisch mal eben den Pro-Kopf-Bedarf von normalerweise 833W. Bereinigt um Straßenbahnen, Industrie & co sinkt der Pro-Kopf-Bedarf sogar noch ein gutes Stück herab, nämlich auf einen Wert irgendwo zwischen 100 - 300W pro Person. Einfach mal deine Jahreskostenabrechnung nehmen, durch 365*24 teilen und dann nochmal durch deine Personenzahl im Haushalt, dann hast du deinen statistischen Stundenbedarf ermittelt.

Jetzt ist aber nix "Normalverteilung", sondern es gibt Spitzen- und Stoßzeiten. 59M Fahrzeuge könnten im dümmsten Falle jeden Tag sich ans Netz klemmen, und zwar an der heimischen Wallbox. Die liefert zwar nur irgendwas zwischen 3 und 10kW, je nach Installation und man lädt vielleicht auch nur den Tagesbedarf auf von 8 - 10kWh, aber am Ende bleibt die Rechnung halt stehen. 59M x 3kW = 177GW Bürde. Das ist übrigens sogar etwas mehr als eine Verdoppelung zum aktuellen Bedarf von 70GW, was allein daran liegt, dass ich rechnerisch nur an 10 von 14 Tagen laden lasse (Werktage) und das Auto am Wochenende stehenbleibt. Wenn ich den Faktor wieder berücksichtige und auf die ganzen 14 Tage korrigiere, sind es 126GW, was etwas weniger als eine Verdoppelung bedeutet.

In dem Sinne.
Schaffen wir mal den Strom heran, der hier verbollert werden will.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.05.2024 02:54).

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