marasek schrieb am 02.05.2024 14:15:
Korrekter: unsere Oligarchen haben uns verkauft, das waren ja die treibenden Kräfte dahinter.
Das trifft es im Kern, aber die Wirklichkeit ist facettenreicher. Durch das Auslagern der Produktion nach China ließen sich die Gewinne der westlichen Konzerne zu Beginn steigern und die Lohnkosten in Westeuropa drücken. Davon hat auch der einfache Bürger profitiert, wenn auch bei weitem nicht so stark wie die Finanzelite.
Gleichzeitig gab man sich bei uns der Illusion hin, dass wir uns auf die Produktion hochtechnologischer Güter und von Dienstleistungen konzentrieren können. Während der Massenproduktion von Gütern bei uns keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Nun kommt das böse erwachen, denn wir müssen nun empirisch feststellen, dass die Produktion hochtechnologischer Güter nur dann gut funktioniert, wenn eine breite industrielle Basis da ist, welche dafür sorgt, dass die Hochtechnologie aus vielen gut ausgebildeten Werktätigen die besten selektieren kann. Ist diese Basis nicht mehr da, dann findet man eben nicht mehr genügend hoch-befähigte Mitarbeiter. Dies zeigt sich am Negativbeispiel "Boing" ganz gut, dort mangelt es auf allen Ebenen. Zudem hat sich herausgestellt, dass die Wertschöpfung im Dienstleistungssektor nicht so hoch ist wie in der Produktion, was mittlerweile für übergroße Teile der Bevölkerung spürbare Wohlstandverluste nach sich zieht.
Dies sind meines Erachtens wichtige Faktoren, welche den heute im Westen zu beobachtenden Niedergang auf breiter Front beflügeln.
Können wir das ändern und die Entwicklung umkehren? Kurz und Mittelfristige sicher nicht, selbst langfristig betrachtet, über einen Zeitraum von 30 Jahren, halte ich das für fast nicht möglich. Gegenwärtig können wir selbst die täglich von den Menschen benötigten Konsumgüter nicht einmal ansatzweise in einem ausreichendem Ausmaß herstellen. Wir sind von China wirtschaftlich komplett abhängig geworden. Es gibt bei uns keine Produkte mehr, die nicht in der einen oder anderen Weise von Produkten aus China abhängen. Eine wie auch immer geartete Abkopplung hätte schwerwiegende wirtschaftliche und dadurch zwangsläufig auch (innen-) politische Konsequenzen. Wenn die Politiker das tatsächlich umsetzen, dann war die bisher erlebte Inflation nur ein laues Lüftchen. Bei einer Abkopplung von China erwarten uns viel mehr argentinische Verhältnisse mit einer Hyperstagflation.