Hoffentlich hören die Arbeitgeber nicht, dass man noch 15 bis 20 Stunden Wochenarbeitszeit drauf legen kann! Die Gewerkschaften machen das sicher mit, damit die Arbeitsplätze "sicher" bleiben.
Aber Spaß beiseite - in der Arbeitswelt scheint zumindest in den Industrienationen eine recht kranke Form von Egoismus zu herrschen: Wir machen Überstunden, die sich nicht nennenswert auf das Gehalt auswirken, besonders nicht, wenn man Kompensationsmaßnahmen einrechnet. Selbst der teure Urlaub nützt nichts, wenn man eine Woche bracht, bis sich der Puls normalisiert, in der zweiten Woche schon die geschäftlichen E-Mails checkt und auf die dritte Woche lieber verzichtet, damit das Projekt nicht liegen bleibt.
Von den Mehreinnahmen finanzieren wir die Menschen, die keine Arbeit haben und die, die bereits davon krank geworden sind. Wobei ich denke, dass es in den meisten Fällen nicht die Arbeit selbst ist, die krank macht, sondern die Kannibalisierung der Zeit, die man besser für eine rundum gesunde Lebensweise mit gutem Essen, Freizeitaktivitäten, Hobbys, Entspannung, Sport und glücklicher Familie verbringen sollte. Schließlich ist das der Hauptgrund dafür, überhaupt zur Arbeit zu gehen.
Mir hat die Beerdigung eines Kollegen schwer zu denken gegeben. Er hatte sich nach einem schweren Herzinfarkt (16 Stunden Operation) immer wieder zur Arbeit geschleppt, bis eine höhere Instanz das kurz vor der Rente endgültig beendet hat. Am Grab stand eine wunderschöne Ehefrau, von der er nichts gehabt hat (er war ja immer in der Firma) und sonst fast nur Kollegen. Die Grabreden handelten überwiegend von seinem beruflichen Werdegang. Keine Reisen, keine Kinder, keine Hobbys. Das Schlimmste ist, dass ihm seine Arbeit wegen des vielen Stresses nicht einmal Spaß gemacht hat.
Ich habe mir damals geschworen, dass es am Ende meines Lebens eine andere Bilanz geben soll. Deshalb genieße ich das, was außerhalb meiner 35 Stundenwoche passiert und freue mich darauf, in ein paar Jahren möglichst fit in die Rente zu gehen.