In der DDR gab's zwei "Volksweisheiten":
- Die Partei hat immer Recht.
- Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf.
Wir sind heute wieder genau an dem Punkt angekommen, dass Ideologen und Betonköpfe unser aller Zukunft verspielen, weil sie unfähig sind, den einmal beschlossenen Plan regelmäßig auf Machbarkeit und Schwierigkeiten hin abzuklopfen. Es wurde halt mal beschlossen, die Energiewende hin zu den Erneuerbaren durchzuführen, also wird das gemacht, auch wenn am Ende des Tages die Nummer krachend scheitern MUSS.
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Tacheles. 20 Jahre Energiewende und niemandem ist aufgefallen, dass es in den Herbst- und Wintermonaten weniger Sonneneinstrahlung gibt, oder dass an manchen Tagen kein Wind weht. Es ist in 20 Jahren auch nicht gelungen, die Energiewende soweit zu "demokratisieren", dass der vom Autoren vorgeschlagene Weg gangbar gemacht worden wäre.
Nach wie vor ist Solarstromerzeugung fest in den Händen von Immobilienbesitzern mit eigener Dachfläche, die nennenswert und über den Eigenbedarf hinausgehend Strom erzeugen können. Kommt es zu einem Blackout, sitzen die aber auch im Dunkeln, weil die Netzwechselrichter ohne Netzfrequenz nicht arbeiten. Sie müssten also sowieso einen zweiten Wechselrichter im Inselbetrieb fahren lassen, um im Falle eines Blackouts wenigstens sich selbst zu versorgen.
Droht ein Blackout, ist i.d.R. die Netzfrequenz so stark aus dem Tritt gekommen, dass die Solareinspeisung keine Rettung sondern eine zusätzliche Bürde darstellt. Gut möglich, dass die vielen Einspeisenden dann die Gefahr noch vergrößern, statt sie absenken zu helfen. Bei "Überproduktion" von Strom werden Solarzellen und Windräder abgestellt, aber eben auch, wenn es eine "Unterabdeckung" gibt. Mal eben ein Kohlekraftwerk durch einen Solarpark ersetzen, ist nur auf dem Papier möglich.
Natürlich kann man inzwischen auch Balkonanlagen (max 600W) als Mieter oder Eigentumswohnungsbesitzer ohne Dachfläche installieren. Aber die helfen im Falle eines Blackouts genausowenig wie die großen Anlagen, wenn der Netzwechselrichter abschaltet. Ein separater Inselwechselrichter ist zwar wieder die "Rettung", aber nur in Verbindung mit einer Pufferbatterie, damit man auch mehr herausbekommen kann als nur die vielleicht 1000W installierter Leistung. Und wenn keine Sonne scheint, kommt auch nix mehr beim Wechselrichter an.
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In 20 Jahren ist niemandem aufgefallen, dass die Energiewende gar nicht funktionieren kann. Vielleicht ist man (im besten Falle) zu optimistisch an die Sache herangegangen und hat die Möglichkeiten einfach überschätzt. Es gibt ja inzwischen Werte für Wind- und Sonnenstunden, aufgeschlüsselt nach Bundesland und oft auch vielfach kleiner. Wer sich mit Sonnenenergie beschäftigt hat, landet beispielsweise beim Land Baden-Württemberg bei ca. 720 Sonnenstunden im Jahr. Das sind 2 Stunden täglich. Solarzellenhersteller geben rund 4 Stunden Peak-Leistung an am Tag für ihre Produkte. Rechnen wir mal grob rum, gelten also die 4 Stunden effektiv nur in den 6 "Sommermonaten", in der anderen Jahreshälfte passiert aber fast nichts. Geht man optimistischer von 9 brauchbaren Monaten aus, sind es eben 3 Stunden am Tag.
Auch wenn wir im Sommer öfters mal Tage haben mit 10 Sonnenstunden und mehr - im Sommer herrscht immer Energieüberschuss. Man schaltet dann Solarparks ab, weil man das Überangebot gar nicht verschaffen kann. Im Winter, wenn der Energiebedarf steigt, sind aber deutlich weniger Sonnenstunden zu erwarten. Im Idealfalle kommt man auf 2 Peak-Stunden. Aber nur, wenn die Sonne es durch den Wolkenhimmel schafft und kein Schnee auf den Solarzellen liegt. Jetzt schauen wir mal raus, wieviele Tage es wohl hat, an denen die Sonne im Winter sichtbar ist, wie hoch die am Himmel steht und ob die Solarzellen so ausgerichtet sind, dass sie auch die Peak-Ausbeute einfahren. Im Grunde sind die Monate November bis Februar solartechnisch ein blinder Fleck. Da kommt nix rein.
Beim Wind ist das im Grunde ähnlich, nur dass es hier nicht nach Sonnenstand sondern nach Großwetterlage, Windrichtung und -stärke geht. Auch die sind saisonell abhängig, es gibt Flautemonate und solche, in denen verstärkt Wind weht. Aber auch hier gilt, dass es öfters Überangebotszeiten gibt und Windräder abgestellt werden müssen, und es gibt Mangelzeiten, da reicht der Wind nicht aus, um den Bedarf zu decken.
Wenn nun aber unsere Entscheidungsträgern mit Idealbedingungen gerechnet haben, nämlich dass Sonne und Wind immer genau dann in der richtigen Dosis verfügbar sind, um den Bedarf zu decken, tags- und nachtsüber, im Sommer wie im Winter, dann kommt eben genau das raus, was wir heute haben. Faktisch ist die Energiewende gescheitert, weil eine wesentliche Bedingung nicht erfüllt wurde: die Versorgungssicherheit ist nicht länger garantiert. Wenn wir im Winter mit Blackouts rechnen müssen, weil der Energiebedarf dann am höchsten ist, aber von Wind und Sonne der geringste Beitrag (in Summe) des Jahres geleistet wird, dann muss es eben andere Energiequellen geben, die in der dunklen Jahreszeit zuverlässig ihren Dienst tun.
Das sind aber nicht die Gaskraftwerke, die vor der Energiewende zur Spitzenglättung eingesetzt worden sind zusammen mit den Pumpspeicherwerken. Es sind die konventionellen Kraftwerkstypen, die Kohle, Öl oder Uran "verstromen". Die hat man, gleich Säulen unter einer Brücke, Stück für Stück weggeschlagen und wundert sich nun, dass die Tragkraft der Brücke stark gelitten hat. Um das Problem zu verschleiern, wird auf Russland gezeigt (die liefern uns gar kein Gas!!!!). Dabei sind die Ursachen 20 Jahre alt: die fehlenden Kontrollen und Machbarkeitsstudien hätten all die Jahre durchgeführt und unter realistischen Bedingungen auch durchgespielt werden müssen.
Für mich ist das Ansinnen des Autoren effektiv ein Offenbarungseid: die Energiewende ist grandios gescheitert. Glücklicherweise. Denn jetzt wissen wir auch, dass auch die Mobilitätswende gar nicht umsetzbar ist. Wenn die Energieversorgung schon mit dem Normalbetrieb ohne nennenswerte E-Mobilität nicht mehr sichergestellt werden kann, dann wird es gewiss nicht besser, wenn alle Welt ihre E-PKW laden will. Im Winter. Nachts. Bei Flaute.
Man kann also noch umsteuern, bevor man in den Jahren 2030/35 ins Verderben rennt und das schwächelnde Netz dann mit der maximalen E-Mobilität endgültig in die Knie zwingt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.12.2022 17:35).