Beim ersten Absatz muss ich zustimmen: wir haben als Gesellschaft versagt. Unser Bildungssystem ist auf dem besten Wege völlig unterzugehen: für den späteren Lebensweg wird keine adäquate Allgemeinbildung schulisch beigebracht, noch wird Leistung angemessen honoriert. Im Gegenteil: wir debattieren lieber darüber, ob man "Noten" und "Sitzenbleiben" nicht lieber abschaffen sollte, statt den Ehrgeiz in den Schülerinnen und Schülern zu wecken, etwas aus sich zu machen. Wenn bereits an den Schulen aber keine vergleichbaren Leistungen gefordert werden, wie sollen dann die zu Beschulenden auf das Erwerbsarbeitsleben vorbereitet werden?
Ein absolut katastrophales Symptom ist die "Schneeflockeritis": jede/r hält sich für einzigartig Besonderes. Zwar ist jeder Mensch einzigartig und hat so seine Besonderheiten, aber ist trotz allem ein soziales Wesen, welches Gruppenzugehörigkeit sucht und damit ein Stück weit seine Individualität zurückdrehen muss, um in einer Gruppe integriert werden zu können. Fehlt diese Grundkompetenz, ergibt das praktisch gesellschaftsunfähige "Sonderlinge". Wie viele Exzentriker verträgt diese Gesellschaft?
.
Beim zweiten, kurzen Absatz möchte ich kurz einhaken: "Wohlstand für alle" ist zu erarbeiten. Jeder muss etwas leisten, um sich etwas leisten zu können. Jene, die gerade nicht leisten können, sind zu stützen, bis sie es wieder können. Der Grundgedanke des Sozialstaates ist, niemanden durch das Netz fallen zu lassen, zugleich aber alle aufzufordern, ihren Teil beizutragen. Soweit die Theorie.
In der Praxis sind wir an dem Punkt angelangt, dass man die Menschen erpressen (!) muss, damit sie arbeiten gehen, weil Arbeit sich schlichtweg immer seltener lohnt. Wer zum Mindestlohn ranklotzen muss, fragt zurecht, "wofür", wenn er als Bürgergeldbezieher unterm Strich sogar mehr übrig hätte. Der Abstand zwischen Erwerbseinkommen und Transferleistungen ist viel zu gering - und das Transferleistungseinkommen wurde bereits vom Bundesverfassungsgericht als "zu gering" verurteilt. Ergo: Bürgergeld und Mindestlohn müssen steigen, und zwar kräftig.
Die These "Arbeit muss sich lohnen" gilt in beide Richtungen: nicht nur der Erwerbstätige muss sich ein wohlständiges Leben leisten können, auch der Arbeitgeber muss zusehen, dass er seine Arbeit wirtschaftlich erledigt bekommt. Das ist ein Interessenkonflikt, der verschärft wird durch Profitoptimierung, Subventionierungs- bzw. Förderpolitik und der enorm hohen Abgabenlast.
Tatsächlich ist der Widerspruch kaum noch aufzulösen, ohne dass irgendwer über die Klinge springen muss. Hier gilt: sozialer Frieden muss gewährleistet werden. Im Zweifel bedeutet dies, dass ohne Förderungen und Staatshilfe nicht wirtschaftliche Arbeitsplätze eben abgestellt werden müssen: die Gesellschaft ist nicht verantwortlich für die Profite eines Unternehmens zu machen. Unwirtschaftliche Geschäftsmodelle müssen nach den Gesetzen des Marktes einfach aufhören zu existieren - oder sie werden reformiert, bis sie wieder wirtschaftlich werden.
Der Themenkomplex ist zu groß, um hier angemessen diskutiert zu werden, daher vorerst Schluss an der Stelle.
.
Dritter Absatz: hier gehe ich insofern mit, als dass die "Würde des Menschen unantastbar" bleiben muss. Und zwar allzeit und eben nicht "je nach Wetterlage". Würde diese Grundfeststellung bis zur letzten Konsequenz gelebt, hätten wir weder ein SGB II noch würde es auch nur einen Arbeitsplatz geben, bei dem man nur von der Hand in den Mund lebt. Um in Deutschland "würdevoll" leben zu können, muss gesellschaftliche Teilhabe möglich sein, was nur über hinreichende Finanzmittel und geringe soziale Sorgen gewährleistet ist. Wohlstand also.
.
Beim vierten Absatz werden wir uns vielleicht nicht ganz einig. Ich unterschreib gern "raus aus den Fossilen". Aber ich sehe nicht, warum uns Wind & Sonne dabei helfen können, wenn wir keine umweltfreundlichen, langlebigen und wirtschftliche Energiespeicher haben. Die fehlen schlichtweg. Ohne diese Speicher sind aber Wind & Sonne tages- und jahreszeitlich witterungsabhängige Energiequellen ohne die für die Grundversorgung notwendige Zuverlässigkeit, die wir durch Kohle, Öl, Gas oder Uran gewohnt sind.
Wir sind technologisch schlichtweg nicht bereit, die Energiewende wie gewünscht zu realisieren - schon gar nicht mit Hochrisikotechnologie wie "Fast Charging Module" der E-Mobilität, die enorme Lastspitzen provozieren. Hier muss man fast von Egoismus sprechen, wenn der Fahrer eines einzelnen E-Fahrzeugs für einen Zeitraum von rund 20 Minuten den Energiebedarf eines kleinen Stadtviertels für sich allein beansprucht (z.B. 300kW -> das entspricht statistisch gesehen 500 - 1000 Haushalten!). Selbst wenn wir die Speichertechnologie hätten, die wir aber nicht haben, so haben wir trotzdem nicht die Überkapazität, um jedermanns E-Mobil per Fast Charging aufzuladen. Geht nicht, den Zahn werden wir uns einfach ziehen müssen.
Mein persönlicher Königsweg wäre, die Erneuerbaren auf 75% über's Jahr verteilt anzuheben und zu akzeptieren, dass im Winter halt weiterhin fossile Brennstoffe die Hauptlast tragen müssen. Allein diese Akzeptanz würde bei Problemlösungen helfen, die aktuell nicht diskutiert werden können, weil das Ziel "100%" ist. Wir sind da aber viel zu weit entfernt von und haben, wie gesagt, nicht die nötige Technologie. Und dank "Sparzwang" werden sogar die Mittel gestrichen für die Grundlagenforschung an Akkus / Batterien / Energiespeichertechnik aller Art. Tja.
Ansonsten gilt als simple Grundregel: wenn man möchte, dass sich das Verhalten ändert, muss das gewünschte Verhalten sich positiv im Geldbeutel auswirken. Klimapolitik ist vor allen Dingen teuer: sie kostet uns heute Milliarden und sie bürdet unseren Kindern Milliarden auf - ohne dass irgendwas besser würde. Denn sollte es BESSER werden, könne man mit viel weniger Geld viel mehr erreichen: statt ergebnisoffener "Klimapolitik" zur Weltenrettung wäre das Geld besser ausgegeben für Mikroklima in Deutschland. Mehr Wälder und mehr Moore sorgen für einen besseren Feuchtigkeits- und Wärmehaushalt im Lande: Dürreperioden nehmen ab und der Sommer wird nicht nur etwas feuchter, sondern auch etwas kühler. Jedenfalls ist das mein Schluss aus dem, was ich mal vor so über 25 Jahren im Geographieunterricht gelernt habe, als es um den "Kreislauf der Wolkenbildung" ging.
Ob die Jugend das heute auch noch weiß, die sich auf die Straße klebt?