Sentinel schrieb am 29.07.2024 14:04:
Diese Formel ist empirisch belegt: je gebildeter und wohlhabender Menschen sind, umso stärker sinkt die Geburtenquote,
Das ist nur eine sehr grobe Korrelation.
D.h. es kann im Einzelfall krass abweichen, und ob es dazwischen auch eine Ursache-Wirkung-Beziehung gibt oder ob es nicht andere Ursachen geben könnte, ein paar mögliche Thesen:
- Dass reiche Länder typischerweise ohnehin bevölkerungsdichter als arme sind.
- Dass eine auf Reichtum fixierte Gesellschaft die Bedürfnisse von Eltern stärker ignoriert.
- Dass eine auf Reichtum fixierte Gesellschaft stressiger ist und Menschen unter Stress weniger Kinder kriegen.
Das ist alles eher schlecht untersucht, die Demografen wissen eigentlich nur, dass die Korrelation so mittelmäßig ist.
was hoch interessante Implikationen aufwirft.
So könnte man etwa spekulieren, dass die Reproduktion in den meisten Fällen gar nicht einem genuinen Reproduktionswunsch entspricht, sondern primär entweder einem impulsivem (triebgesteuerten) Verhalten und/oder dem Wunsch nach Alterssicherung entspringt.
Na, impulsiv/triebgesteuert kann es nicht sein, dann würde Wohlstand ja nicht die Reproduktion senken.
Es entstand vor einigen Jahrzehnten sogar das geflügelte Wort "Bildung ist das beste Verhütungsmittel".
Dass die Geburtenquote in Shanghai gar auf rekordverdächtige 0.6 abgefallen ist, muss aber noch weitere Gründe haben - so extrem viel wohlhabender und gebildeter wird man in Shanghai vermutlich nicht sein im Vergleich zu Toronto oder Sydney oder Berlin. Hier kommen vermutlich zusätzliche erschwerende Faktoren hinzu, die es eine Familienbildung erschweren oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hintergehen.
Eben. Genau das.
Und wer weiß. Wenn andere Faktoren besser werden, haben die Menschen vielleicht ja mehr Lust aufs Kinderkriegen? Vielleicht haben die Gesellschaften ja auch mehr Lust darauf, Voraussetzungen zu schaffen? Heutige Städte sind ja für Kinder denkbar ungeeignet (Straßen sind gefährlich), heutige Familienverhältnisse auch nicht (Kinder großzuziehen braucht ein Dorf, ein bloßes Ehepaar ist völlig überfordert).