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  • alexf38

361 Beiträge seit 15.01.2017

Re: Russland muss vollständig verlieren - da beißt die Maus keinen Faden ab

PippiLangstrumpf schrieb am 16.12.2023 09:16:

Es ist völlig egal, ob der Kreml von "Befreiung russischer Gebiete" spricht

Es ändert nichts an den Tatsachen, wie "der Kreml" darüber spricht, das stimmt wohl. Gleichwohl liegt "er" deswegen auch nicht zwangsläufig falsch. Wenn dort Bevölkerungsmehrheiten das russische Vorgehen als Befreiung empfinden - etwa, weil sie zuvor acht Jahre lang westukrainischen Artillerieangriffen ausgesetzt waren - ist das nicht irrelevant. Dieser Punkt ist eben auch kontrovers und durchaus nicht so eindeutig, glasklar und einfach, wie der TO und du das sehen.

Russland hat unter Einsatz seines Militärs sein Staatsgebiet zu Lasten seines Nachbarstaats vergrößert.

Das hat es. Ganz unkontrovers. Dass man das im westlichen Teil der Ukraine nicht so nett findet, ist verständlich. Man sollte aber auch in Betracht ziehen, dass das womöglich dem Wille der in den annektierten Gebiete lebenden Bevölkerung, zumindest großer Teile, entspricht. Und welches Fass, das sich womöglich zur Büchse der Pandora entwickelt, man deshalb aufmacht.

Allerdings stellt der TO Maximalforderungen, der "Kremlkiller" dürfe damit nicht durchkommen, es fordere zur Nachahmung geradezu auf. Er weiß auch, wer sowas schon tut - die Schurken, deren Namen viel in den Nachrichten genannt werden. Was jetzt zu tun und wie das umzusetzen ist, darüber lässt er sich nicht aus - nur, dass das so halt nicht geht, er will das nicht. Das finde ich putzig, weil ja im Rahmen solch kindlicher Willensbekundungen Menschen sterben - seit über einem Jahr, heute, jetzt gerade. Manche meinen, es sei jetzt mal genug gestorben, andere, man müsse noch mehr Tod und Sterben in Kauf nehmen, denn es stehe die Freiheit aller auf dem Spiel, und die Lösung sei, noch mehr Menschen durch den Fleischwolf zu jagen, weil der Zweck dieses Mittel heiligt. Auch das finde ich putzig, weil sie diesen Preis nicht selbst zahlen, sondern die ukrainische Bevölkerung - mit ihrem Leben und Kriegstraumata für die nächsten 40-50 Jahre. Und dass der Russe dann nach Berlin weiterzieht, wissen diese Leute auch ganz genau. Ich finde es so abstrus wie Kontakt mit Außerirdischen oder Jesu Wiederauferstehung - wie eine Art medial induzierte Psychose.

Und mich wundert die Gedankenwelt solcher Leute. Haben sie den Tod des Einzelnen vor Augen? Stellen sie sich zwischendurch mal vor, wie das ist, an einer Schusswunde innerhalb von 20 Sekunden zu sterben? Oder von einer Granate in zwei Hälften zerrissen zu werden, und das noch für einen Augenblick zu vergegenwärtigen, bevor es dunkel wird? Oder einarmig und mit lebenslangen Alpträumen zurückzukehren? Und wie die Hinterbliebenen von den Verlusten gezeichnet werden? Oder von den Traumata der Rückkehrer, von Angstattacken und Gewaltausbrüchen?

Bisweilen meine ich, solche Leute "denken" zwar, verstehen aber die Extension ihrer Gedanken nicht. Sie leben in einer virtuellen Welt aus Zeilen, Überschriften, künstlich erregten Emotionen und Bewertungen und verwechseln das mit der Welt, die jenseits ihres Wahrnehmungshorizonts liegt. Horridoh, jagt den Russen zurück in seinen Dreckstall! Dass in der Ukraine wirklich Menschen sterben, im Hier und Jetzt, und welches Grauen sie dabei erfahren, wird in seiner Bedeutung nicht erfasst. Ich empfinde das als grandiose intellektuelle Inkompetenz.

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