Bleiben denn nicht die am stärksten zerstörten Landesteile bei Russland? Und auch der größte Teil der maroden Schwerindustrie, die noch ein echter Albtraum für die EU hätte werden können? Als wenn Russland nicht schon genug nicht konkurrenzfähige Stahlwerke hätte - aber das müssen die ja selbst wissen. Das ist nicht das Problem der EU.
Dieses "Fass ohne Boden"-Argument ist ja eher ein Auftrag an die EU, ihre absurden Agrarsubventionen endlich mal zu reformieren. Das hat vor allem Frankreich bisher verhindert, diesen heiklen Punkt wird man jetzt nicht mehr vertagen können.
Ansonsten wird die Ukraine so werden wie andere ehemalige Ostblockländer auch, z.B. Polen. Es wird eine schwierige Übergangszeit geben, aber dann wird sie den Rückstand vermutlich schnell aufholen. Die Voraussetzungen dafür bringt sie mit.
Ich habe viel mit Ukrainern zu tun und empfinde sie, mit ihrem starken Willen sich nicht unterkriegen zu lassen, zu improvisieren und die Dinge so anzunehmen wie sie sind, als wohltuenden Kontrast zu den heutigen Deutschen. Die werden eine Bereicherung für Europa sein, auch wenn ihr Land ökonomisch am Boden liegt. Das war in Deutschland nach dem Krieg auch nicht anders. Und im Osten nach der Wende.
Letztlich ist es egal, ob Brücken und Schulen neu gebaut werden müssen, weil sie von den Russen zerbombt wurden oder weil man sie hat verrotten lassen wie in Deutschland. Am Ende entscheidet die Kreativität und der Unternehmergeist der Menschen, ob diese Investitionen wieder hereinkommen. Entscheidend wird sein, ob die Sicherheit der West- bzw Restukraine gewährleistet werden kann, denn sonst lässt Russland die EU alles wieder aufbauen und erbeutet es dann mit der nächsten "Spezialoperation". M.E. führt kein Weg an einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine vorbei. Russland selbst hat sich entschieden, diese Frage territorial und nicht politisch zu lösen - deshalb wird es auch keine politische Lösung mehr geben. Sondern eine territoriale - die Teilung der Ukraine entlang der Front, die zugleich die Grenze zwischen dem russischen Imperium und dem Westen bilden wird. Aber die Idee, dass es sich trotzdem um die gleiche Nation beiderseits des Zaunes handelt kann durchaus mehrere Generationen überleben - siehe z.B. die polnische oder die deutsche Teilung.