Re: Kausalität passt nicht

joribo schrieb am 15.12.2023 20:18:

Da gibt es ein Kausalitätsproblem:

Finnland wurde bereits 1939 von der Sowjetunion bereits angegriffen. Die Blockade Leningrads begann aber erst 1941.

1939 waren Hitler und Stalin noch Despoten-Freunde.

wo soll das Problem sein?

Die Blockade mit 1 mio verhungerten ZIVILISTEN war ein Kriegsverbrechen an dem Finnland aktiv beteiligt war. Die Jahreszahlen haben da keinen Einfluss.

Zur Freundschaft Hitler-Stalin 1939, diese Freundschaft hat nie bestanden. Der Rippentropp-Molotoiv-Pakt war von Anfang an nicht ernst genommen worden. Es war ja auch formell gar kein Hitler-Stalin-Vertrag, denn diese beiden Hauptpersonen hatten ja gar nicht selber unterschrieben. Es herrschte Misstrauen, und von Stalin kommt der berühmt gewordene Ausspruch "wenn Hitler mich einmal betrügt, in dieser Zeit habe ich ihn schon 10 mal betrogen".

Die tiefe Freundschaft Hitler-Mannerheim basierte auf der simplen Tatsache dass die deutschen Weissen Faschistenverbände der Freikorps in Finnland den Sieg der verbündeten Rechtsextremisten und damit die Herrschaft Mannerheims begründeten.
Siehe hierzu auch das berühme Gespräch im Eisenbahnwagen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Hitler_and_Mannerheim_recording
Diese 2 Männer waren immer beste Freunde bis Mannerheim absprang und gegen den Willen Hitlers den Waffenstillstandsvertrag mit der Sowjetunion machte. Hitler war tief enttäuscht und schrieb das in einem Brief an Mannerheim. Mannerheim war ein natürlicher Feind Stalins, er war ja auf der Gegenseite im Krieg.
Eine Freundschaft Hitler-Stalin war deshalb ausgeschlossen. Denn man kann nicht gleichzeitig Freund werden von 2 Personen die einander Todfeinde sind.

Freilich waren Hitler und Stalin keine Freunde. Soweit ich weiß, können narrzisstische Psychopathen, da zähle ich neben Hitler und Stalin auch Putin dazu, gar keine echte Freundschaften haben. Nur eben Zweck-Beziehungen.
Aber egal. Damals waren sie sich zumindest noch darüber einig, dass jeder sich mal so nebenbei die Hälfte von Polen genehmigt. Bis dahin waren sie jedenfalls noch keine "offiziellen" Feinde und schlossen den berühmten Pakt.

Es ist also unlogisch, den Winterkrieg 1939 in Finnland mit dem Vorgehen Stalins gegen Nazis zu begründen. Gab es die Kriegserklärung (durch Einmarschieren Hitlers) doch erst 1941. Er wollte, einfach mal so, nach alter Despotenart Finnland einverleiben.

Ich denke, dass es den Finnen ziemlich gestunken hatte, dass Moskau 1939 mit einer gut ausgerüsteten Armee, gegen eine damals ziemlich schlecht ausgerüstete finnische (Bauern-)Armee angriff und so am Ende finnische Gebiete einverleibte. Vielleicht waren die Finnen deshalb 1941 nicht so zimperlich, als es um die Belagerung der Stadt ging. Es ist nur logisch, dass Finnland nach den herben Verlusten im Winterkriegs nicht auf der Seite Stalins war.

Wenn es um die Zahl der Toten geht, ja das war eine schreckliche Zeit. Hitler war der größte Verbrecher aller Zeiten. Stalin ist ihm aber mit etwa 6 bis 7 Millionen Toten aber auch ziemlich dicht auf den Fersen. Alleine durch Deportationen, Hinrichtungen, Gulags, Arbeitslager und Holodomor in der Ukraine.