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  • Jens Niestroj

131 Beiträge seit 23.07.2023

die USA sind schon lange im permanenten Kriegszustand

Die Fragen im Artikel führen am Hauptproblem vorbei.

Waffen schaffen keine Sicherheit. Eine effektive Rüstungsindustrie ist für mich kein lohnenswertes Ziel.

Die Fusionen in der Rüstungsindustrie dienten nie dazu, den kleineren "Markt" zu bedienen, sondern ausschließlich der Steigerung der Renditen von Aktionären und den Einkünften des "Führungs"personals.

Wobei dieses zwischen Verteidigungsministerium (DoD) und Rüstungsindustrie immer hin und herpendelt (und sich dabei mutmaßlich hemmungslos bereichert.

Dies zeigt folgendes Beispiel aus einem über 15 Jahre alten Buch von Nick Turse (The Komplex):

Zwischen Januar 1997 und Mai 2004 wechselten mindestens 224 hohe Beamte des DoD und anderer Bundesbehörden zu den 20 größten Rüstungskonzernen.
Hierzu rechnet zum Beispiel Edward C. "Pete" Aldridge Jr., dessen Vita es in sich hat:
Anfang der 1960ger: Douglas Aircraft
1967: DoD "Systemanalyse"
1972 Seniormanager CTV Aerospace Co.
1974: DoD "strategische Programme"
1977: Vizepräsident der National Policy and System Group
1981: Untersekretär US Air Force
1986: Sekretär US Air Force
1988: Präsident der Mc Donnell Douglas Electronic System Co.
1992: Aerospace Co.
2001: DoD Untersekretär für Beschaffung, Logistik und Technologie
2003: Mitglied des Board von Lockheed Martin, nachdem er Lockheed Martin einen 200 Mrd. $ Auftrag für die Entwicklung und den Bau des F-35 Kampfflugzeugs beschafft hatte .

Die US-Streitkräfte haben ihre eigenen Universitäten. Hier ist das Forschungsbudget mit knapp über 100.000.000 $ (im Jahr 2002) allerdings eher bescheiden.
Seit dem zweiten Weltkrieg erhalten aber die „zivilen“ Universitäten sehr große Geldbeträge für die Rüstungsforschung. Im zweiten Weltkrieg hatten folgende Universitäten jeweils etwa 10 Mio. $ erhalten – eine für die damaligen Verhältnisse sehr große Summe
- MIT, Cambridge / Boston-
- California Institute of Technology, Pasadena
- Harvard University, Cambridge / Boston
- Columbia University, New York
- Universtity of California, Berkley
- John Hopkins University, Baltimore
Die Forschungsgelder wurden seitdem deutlich großzügiger verteilt, wie das Beispiel der MIT – des wichtigsten Empfängers von Geldern zur Rüstungsforschung – zeigt:
- zweiter Weltkrieg: 10 Mio. $
- 1969: mehr als 100 Mio. $
- 2003: mehr als 500 Mio. $
- 2006: mehr als 600 Mio. $
Damit war das MIT im Jahr 2006 auf Platz 45 der wichtigsten Empfänger von Pentagon-Geld.
Aber – wie bereits oben angedeutet – ist das MIT nicht die einzige Universität, die erhebliche Gelder für die Waffenforschung erhalten. 2006 haben mehr als 350 Universitäten in den USA Forschungsgelder vom Pentagon erhalten.
Dies hat Auswirkungen auf die Richtung der Forschung in den USA. Im Jahr 2004 kamen folgende Anteile der öffentlichen Forschungsgelder vom DoD:
- 68 % Elektrotechnik / Elektronik
- 50 % Metallurgie
- 35 % Ozeanografie
Dies bedeutet, die Universitäten sind extrem von Rüstungsgeldern abhängig. Und: In den USA wird schwerpunktmäßig an der Waffenentwicklung geforscht, andere Gebiete sind offensichtlich zweitrangig!
Hinzu kommen Forschungs- und Entwicklungsgelder, die von den Rüstungskonzernen direkt ausgegeben werden. Zusammen mit den Forschungsgeldern in den Universitäten gab das DoD im Jahr 2006 mehr als 73.000.000.000 $ (in Worten: Dreiundsiebzigmilliarden) für die Rüstungsforschung aus.
Dies ist deutlich mehr, als das nächste Land insgesamt für das Militär ausgab (China hatte 2006 einen Rüstungsetat von offiziell „nur“ 45 Mrd. $).

Dies alles sind mehr als genug Gründe, die USA (und jetzt auch die "Verbündeten") in einem permanenten Kriegszustand zu halten.

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