Viele Kommentatoren beschweren sich über die Qualität der Lehrkräfte und fordern "Spitzenpersonal". Doch man muss man halt die Leute nehmen, die man bekommen kann. Ich würde daher mal den Spieß umdrehen: Die Rahmenbedingungen in der Bildungsarbeit sollten so gestaltet sein, dass - überspitzt formuliert - jeder Trottel guten Unterricht geben kann.
Ich kann mir folgende Verinfachungen vorstellen:
- deutschlandweite Vorgaben, was vermittelt werden soll (vereinheitlichter Lehrkanon): Damit meine ich nicht, die relativ allgemein gehaltenen Bildungsstandards sondern konkrete Inhalte und Fertigkeiten, vielleicht sogar vorgefertigte Unterrichtsreihen (als Vorschlag, nicht als Zwang diese umzusetzen). Das würde Orientierung geben. Letztendlich sind die binomischen Formel in Bayern und Hamburg dieselben. Für regionale Besonderheiten (z.B. in der Erdkunde) können ja Freiräume reserviert werden.
- vereinheitlichte Lehrmaterialen: Es gibt 16 Bundesländer mit mehr oder weniger verschiedenen Plänen. Innerhalb der Bundesländer sind für jedes Fach auch noch Materialien von verschiedenen Anbietern erhältlich. Vielfalt klingt ja erstmal positiv. Aber sie bedeutet auch, alles wird parallel mehrfach entwickelt. Das merkt man den Materialien immer wieder auch an (Fehler, Ungenauigkeiten, nicht immer ganz durchdacht). Lieber die Ressourcen, auf einheitliche aber gründlich durchdachte Materialien konzentrieren. Außerdem kann es bei der Vorbereitung viel Zeit kosten, die Materialflut zu durchblicken und das vermeintlich beste herauszusuchen bzw. selber zu entwerfen. Das kann gerade für Seiten- / Quereinsteiger oder Anfänger sehr unübersichtlich und zeitraubend sein. Das wird zwar den Verlagen nicht gefallen, aber ich meine für die Bildung wäre es besser (für mich entscheidender).
- (vereinheitlichte) Lehrmaterialien für alle zugänglich: Oft ist es so, dass Lehrbücher veraltet sind und nur teilweise den aktuellen Vorgaben entsprechen oder diese gar nicht erst vorhanden sind. Folge: Es gibt Kopien. Das macht mehr Arbeit und die Zettel verursachen bei etlichen Schülern Chaos in den Unterlagen. Jeder Schüler sollte mit allen notwenigen Materialien ausgestattet sein (Bücher und Arbeitshefte). Weitgehende Einheitlichkeit, sollte auch bei Schulwechseln / Umzügen von Vorteil sein.
- Inklusion ist, so sympathisch der Gedanke ist, auch so eine Sache. Bei bestimmten Einschränkungen kann ich mir das noch gut vorstellen, bei anderen, sehe ich unter aktuellen Bedingungen für alle Seiten mehr Nach- als Vorteile. Vielleicht sollte man das auch mal überdenken.
- ein bundesweites strukturiertes Vorgehen für die Bildung von Migranten entwickeln. Da hier die Lernvoraussetzungen höchst unterschiedlich sind, dürfte das eine harte Nuss sein, aber irgendwie muss man da auch mal ran. Vieles ist hier improvisiert.
Einige meiner Vorschläge waren, meines Wissens nach, in der DDR umgesetzt. Ich will diese nicht zurück. Aber meiner Einschätzung nach, war die DDR in der Bildung wesentlich besser organisiert. Vielleicht kann die BRD hier tatsächlich was lernen.
Den Artikel fand ich ziemlich unkonkret - kritisieren ist immer einfach. Aber letztendlich braucht es konkrete Vorschläge.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.01.2023 14:06).