Peter Pixelich schrieb am 16.01.2023 13:59:
Viele Kommentatoren beschweren sich über die Qualität der Lehrkräfte und fordern "Spitzenpersonal". Doch man muss man halt die Leute nehmen, die man bekommen kann. Ich würde daher mal den Spieß umdrehen: Die Rahmenbedingungen in der Bildungsarbeit sollten so gestaltet sein, dass - überspitzt formuliert - jeder Trottel guten Unterricht geben kann.
Gut gemeint, aber das ist -angesichts des Alltags- eine Utopie! In einem anderen Thread bezeichnet beispielsweise ein Poster Lehrer als "strunzdumm", die seinem Kind vorschreiben wollen, was auf`s Pausenbrot gehört. Ich wette, in dieser Klasse gibt es auch Eltern, die Lehrer für "strunzdumm" halten, die nicht auf gesunde Pausenbrote wertlegen. Andere Eltern finden es "strunzdumm" von Lehrern, dass sie dem Nachbarn ihres Kindes erlauben Fleisch zu essen. Und es gibt sogar Eltern, die ein einheitliches Schulfrühstück fordern, nur um sich anschließend wieder über die "Strunzdummheit" darüber aufzuregen, was dann da angeboten wird....
Kurzum... ...die Rahmenbedingungen müssen nicht dahingehend geändert werden, dass jeder "Trottel" guten Unterricht machen kann, sondern dahingehend, dass nicht jeder, der (guten) Unterricht macht, tendentiell automatisch ein Trottel ist!
Ich kann mir folgende Verinfachungen vorstellen:
- deutschlandweite Vorgaben, was vermittelt werden soll (vereinheitlichter Lehrkanon): Damit meine ich nicht, die relativ allgemein gehaltenen Bildungsstandards sondern konkrete Inhalte und Fertigkeiten, vielleicht sogar vorgefertigte Unterrichtsreihen (als Vorschlag, nicht als Zwang diese umzusetzen). Das würde Orientierung geben. Letztendlich sind die binomischen Formel in Bayern und Hamburg dieselben. Für regionale Besonderheiten (z.B. in der Erdkunde) können ja Freiräume reserviert werden.
Das ist allerdings tendentiell das geringste Problem, denn da sind die BUndesländer schon ziemlich gleich.
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vereinheitlichte Lehrmaterialen: Es gibt 16 Bundesländer mit mehr oder weniger verschiedenen Plänen. Innerhalb der Bundesländer sind für jedes Fach auch noch Materialien von verschiedenen Anbietern erhältlich. Vielfalt klingt ja erstmal positiv. Aber sie bedeutet auch, alles wird parallel mehrfach entwickelt. Das merkt man den Materialien immer wieder auch an (Fehler, Ungenauigkeiten, nicht immer ganz durchdacht). Lieber die Ressourcen, auf einheitliche aber gründlich durchdachte Materialien konzentrieren. Außerdem kann es bei der Vorbereitung viel Zeit kosten, die Materialflut zu durchblicken und das vermeintlich beste herauszusuchen bzw. selber zu entwerfen. Das kann gerade für Seiten- / Quereinsteiger oder Anfänger sehr unübersichtlich und zeitraubend sein. Das wird zwar den Verlagen nicht gefallen, aber ich meine für die Bildung wäre es besser (für mich entscheidender).
Ich würde jeden Elternteil mal raten, verschiedene Länderausgaben eines Lehrwerks zu vergleichen. Die Unterschiede sind zum Größten Teil so derartig marginal und profan...
- Inklusion ist, so sympathisch der Gedanke ist, auch so eine Sache. Bei bestimmten Einschränkungen kann ich mir das noch gut vorstellen, bei anderen, sehe ich unter aktuellen Bedingungen für alle Seiten mehr Nach- als Vorteile. Vielleicht sollte man das auch mal überdenken.
Inklusion in der Schule ist zum Scheitern verurteilt, denn das ist gar nicht der Sinn und rechtliche Anspruch von Inklusion. Inklusion ist eine Aufgabe an alle Facetten und Mitglieder unserer Gesellschaft und sie macht demnach keinen Sinn, wenn sie nur von Schule berücksichtigt wird. Welche Gesellschaft ist denn schon bereit, Inklusion zu leben, wenn sie`s noch nicht mal beim Schulfrühstück hinkriegt Kompromisse und Einschränkungen im Sinne aller, oder gar im Sinne von Benachteiligten einzugehen ?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.01.2023 21:20).