Raumflieger schrieb am 12.09.2024 13:06:
Du verstehst mich falsch. 10% Abiquote ist viel zu gering.
Ich (Abi-Gescheiterter) sag mal so: mit mehr Fleiß wäre ich durchgekommen. Ein Einser-Abi wäre nie rausgekommen bei, eher so 2,5. Damals waren die Noten halt noch "real" und wurden nicht nur nach Nase & wessen Eltern die bessere Anwälte hatten vergeben. Da galt tatsächlich noch "die Drei ist die Eins des kleinen Mannes" (O-Ton Lehrer beim Elektrotechnikerstudium).
Fleiß ist die Basis allen Wissens. Selbst wer langsamer ist, kann mit Fleiß kompensieren. Am besten dran sind halt die, denen alles zufliegt. Realschule hatte ich nie Probleme und bin praktisch lernfrei von Klasse 1 - 6 und dann Klasse 9 und 10 durchgelaufen, einschließlich Prüfungen. Nochmal "ohne Lernen". Einmal gehört, direkt begriffen und die Lücken gestopft mit extrapoliertem "Wissen". Auf dem Gymnasium reicht das aber nicht, weil hier - so war's früher - der Stoff viel tiefer aufgegriffen wurde. Dass ich am Ende nicht durchgekommen bin, lag erst an Französisch. Da kam ich nie besser als über den Vierer hinaus. Die Reißleine hab ich mit 'nem 3er-Schnitt in der Neunten gezogen & wollte wieder auf die Realschule.
Es gibt ja so ein paar "Weisheiten". Als Schüler war faul, aber wenigstens nicht dumm. Andere sind fleißig und gleichen damit aus, dass sie vielleicht manches dreimal lernen müssen, bis es hängenbleibt. Am besten dran sind die, die schlau sind und fleißig. Und dann gibt's eben noch die Faulen, die leider auch noch langsam sind. Inklusionsfälle lass ich außen vor.
Auf's Gymnasium sollte mE jeder gehen können, der FLEISSIG ist, egal, ob er schneller oder langsamer lernt. Die Realschule ist grundsätzlich machbar für drei der vier Fälle und nur die Faulen, die auch noch dumm sind, fallen komplett durch's Raster. Aber lass dir erzählen, dass es bei einigen doch noch Schnackelt und man dann an der Abendschule die Lücken stopft. Und siehe da: auch da ist auf einmal die Mittlere Reife drin.
Für die Wirtschaft & den Innovationsstandort Deutschland brauchen wir halt 30% Abiturienten - bzw. 30% der Schüler dürfen nicht faul sein. Die Fleißigen bringen das Land voran. Allerdings sind die faulen Schlauen die, die uns den Alltag erleichtern mit ihren Erfindungen ;-)
Nun, brauchen ist aber (leider) nicht verfügbar. Den Knack im Hirn, um akademisch oder ingenieurmäßig (oder was immer das Äquivalent in anderen Fachrichtungen ist) denken zu können, hat halt nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung. Da hilft Wissensvermittlung nicht, genausowenig wie man situation awarnes für Piloten, Farbsicht für Rot-Grün-Blinde oder absolutes Gehör lehren kann. Wer kein Mathe-Gefühl hat, hat es eben nicht, oder ein Gefühl (da wird es eher zugegeben) für Poesie.
Gerade Mathe klingt, besonders für die wo können, absolut simpel und stringent und erlernbar, das ist es aber nicht. Oder Schulphysik. Halte ich persönlich für lustige Textaufgaben, die meine Mathe im Vorbeigehen löst. Es gibt Leute, die sind in Mathe top, und bekommen in Schulphysik keinen Fuß auf den Grund. Muß frau akzeptieren. Dann eher kein Studium auf Ing., eher auf Informatik.
Schau Dir an, was der Überfuß an Abiturenten und Abiturerpel zu studieren beginnt. Das ist doch mehrheitlich Rotz, tertiär und völlig verfehlt. Weder mit Germanisten, WiWis oder Juristen können wir die Industrialisierung aufrecht erhalten - aber zu mehr taugen die auch nicht.
Viel wichtiger ist es, die Leute im Facharbeiterniveau zu motivieren und nicht als Billiglöhner eine Lehre vergammeln zu lassen. Und politisch von vornherein als doof und unwichtig zu deklarieren, wie aktuell üblich.
Wissenschaftler sind die Spitze der Pyramide. Ing. - Personal die Ebene darunter. Im Moment seht die Pyramide aber falschrum, wir haben mehr Wissenschaftler als Ing., von Gewerblichen ganz zu schweigen. Überbetonung der Wissenschaft - und der wissenschaftlichen Herangehensweise. Hat alles seinen Sinn - aber auf dem richtigen Level.
Universitäten in ihrem Selbstverständnis betrachten alles, was nicht in den akademischen Zirkus einsteigt, als Abfall, und Absolventen brauchen normalerweise erstmal 3a Betriebspraktikum, bevor man sie auf irgendwas losläßt. Aber die Fachschulen, modisch applied sciences geschimpft, werden gedisst wo es geht.
Und schau mal, wieviele sinnlos auf diese Universitäten drücken, ohne zu begreifen, das falsche Bildungssystem zu wählen - wenn sie nicht im akademischen Zirkus bleiben wollen (und können, ich sehe da wertungsfrei schon einen anderen Hirnschaden als den für einen Ingenieur nötigen).
Das ist von vorne bis hinten im Eimer. Von MiMiMi Grundschule über zu zeitige Trennung über falsche Wertigkeiten der Schul-Bildungsziele bis zur Nutzlosigkeit des akademischen Zirkus. Bei dem fällt Wissen nur als Abfallprodukt an, es geht allen nur um Karriere.