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  • kulinux

mehr als 1000 Beiträge seit 29.01.2001

Re: Wo ist das Problem?

D'Spayre schrieb am 20.11.2021 14:25:


Also muss erst der Kapitalismus fallen, bevor es eine freie Presse gibt?

Richtig erkannt.
Genauer und zugleich allgemeiner: Es gilt, jedes System zu beseitigen, in dem der Mensch ein geknechtetes, verachtetes und ausgebeutetes Wesen ist, denn jedes solches System ist wider die Menschenrechte, sogar wider die menschliche Natur.
Jedes System, das auf dem Privateigentum an Produktionsmitteln beruht und damit auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, ist ein solches System.
Brauchst Dich nur umzuschauen … und zwar nicht nur auf der "Insel der Seligen" (wo das auch schon zutrifft, wenn man die Augen öffnet), die auf einem Meer aus Sklavenarbeit und gewalttätiger Unterdrückung "schwimmt"…

China, DDR, UDSSR usw. sind vermutlich nur schlechte Beispiele?

Nach ihrem Selbstverständnis waren bzw. sind es "DIKTATUREN des Proletariats", die sich im Abwehrkampf gegen einen (fast) übermächtigen Feind befinden, der in ihnen und ihrem (langfristig angestrebten) Gesellschafts- und vor allem: Wirtschaftsmodell die tödlichste Gefahr (völlig zurecht) erkannt hat, die ihm in der Geschichte drohen kann.
Deshalb ist es aus Sicht dieser in eine "Wagenburgmentalität" gezwungenen Staaten bzw. ihrer Führungen nur richtig und konsequent, jede Opposition, die dem Feind in die Hände spielt, abzuwehren und ggf. zu unterdrücken. Deshalb ja Diktatur.
Dass dies machtgierigen, skrupellosen Menschen (die es wohl leider immer geben wird) in die Hände spielt und von ihnen ausgenutzt werden kann, das gesamte "gut gemeinte" System zu missbrauchen, haben die historischen Beispiele gezeigt. Wenn man sich allerdings mal informiert, wie es in China wirklich zugeht (und nicht westlichen Massenmedien glaubt, die einen rechtsextremen Religioten wie Adrian Zenz für einen "Experten" halten…), dann könnte man zu der Auffassung kommen, dass die Experimente dort – schließlich ist so eine alternative Gesellschaft noch nie aufgebaut worden –, mit Fehlern und Irrtümern, die aber korrigiert können und werden, insgesamt in eine positive Richtung gehen. Nur steht zu befürchten, dass
– das nicht schnell genug gehen wird,
– der Klassenfeind (auch, weil er sich direkt wirtschaftlich weniger in die Enge als in Abseits gedrängt fühlt) eher einen atomaren Weltkrieg anzetteln wird, als das zuzulassen
– die ökologischen und sozialen Katastrophen weltweit schneller zu einem Zusammenbruch führen
– von Möchtegern-Diktatoren nicht nur islamistischer Ausrichtung (die ja meist nur willfährige Marionetten des Klassenfeinds sind) Kriege angezettelt werden, die letztlich zumindest einen nicht unerheblichen Teil der Welt vernichten
– intern eigene "Bösewichte" das System (wieder) übernehmen, um seine kapitalistischen Vorteile (Milliardärsvermögen) weiter für sich zu nutzen, egal, welche Konsequenzen das für China und die Menschheit hätte.
– etc. pp. bzw.: "you name it …"

Wenn eine Abkehr vom Kapitalismus die Grundvoraussetzung für freie Presse wäre, aber Alternativen zum Kapitalismus keine Mehrheit finden, dann fürchte ich wird es nie eine freie Presse geben.

Ja, da dürfte ich Dir zustimmen müssen …

Angesichts von ca. 300.000 Jahren Homo sapiens, in denen nur in den letzten 2% überhaupt so etwas wie eine "Klassengesellschaft" aus Besitzenden und (für sie) Arbeitenden bestand, denke ich zwar nicht, dass "ausbeuterisches" Denken sozusagen "genetisch" im Menschen angelegt ist und nicht überwunden werden kann, wie von manchen behauptet und von vielen geglaubt. Aber ich fürchte, unsere "anthropologische" Ausstattung reicht nur für Systeme gegenseitiger Hilfe und Unterstützung zum gemeinsamen Vorteil (und überhaupt zum Überleben) auf dem Niveau von Kleingruppen/Horden/Familien … wo es ja bis heute noch funktioniert: Der Durch-Kapitalisierung der Welt ist es zwar schon gelungen, viele Bereiche zu durchdringen, die man nicht für "kapitalisierbar" halten sollte (allgemeine medizinische, juristische, administrative "Grundversorgung"), aber dass die Eltern den Kindern eine Rechnung für den Erziehungsaufwand präsentieren, ist m.W. von den "Rationalisierern" noch nicht als Profitmöglichkeit "entdeckt" worden … dürfte aber noch kommen. ;-)

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