ShootThemLater schrieb am 20.02.2023 13:11:
Und warum sollten wir 20% unseres Strombedarfs mit teuerem Atomstrom decken? Wo ist der Vorteil gegenüber billigem EE-Strom?
Der auch noch immer billiger wird, im Gegensatz zu Atomstrom.
Weil die Gesamtsystemkosten mit einer Kombination von EE und KK niedriger sind (als ein System von 100% EE), obwohl die isolierten Gestehungskosten von EE niedriger sind als die von KK. Weil der kleine Anteil von KK die hohen Gesamtsystemkosten, die bei 100% EE entstehen würden, stark verringern.
Denn "günstiger EE-Strom" ist eben nur günstig, wenn er isoliert gesehen wird. Übrigens hier eine Übersicht über die Gestehungskosten vom Fraunhofer ISE - also einem EE-Freund wie ich - EE und KK liegen ziemlich nah zusammen: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stromgestehungskosten_Deutschland_2018.png EE werden leider durch steigende Materialpreise auch nicht weiter günstiger.
Denken Sie an notwendige Überkapazitäten der EE im Sommer, damit der Winter gedeckt wird - Einsparung. Speicherverluste - Einsparung. Rückverstromungsverluste - Einsparung. Zahl der Gas-/H2-KWs - Einsparung. Zahl der Stromleitungen für den Transport der ungleich verteilten EE - Einsparung. Und das langfristig. Kurzfristig ist die Laufzeitverlängerung sowieso günstiger als sündhaft teures und klimaschädliches LNG-Gas, was wir leider auch noch für den Wegfall der letzten 3 KKWs nehmen.
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Ich fasse das mal zusammen: Neun Monate im Jahr brauchen wir die AKWs also nicht (wirklich), und die drei Monate im Winter liefern sie nicht ausreichend. In welcher Welt macht solch ein Konzept Sinn?!?
Wenn man es falsch verstehen will und in seinem Kopf dieses Brett hat, dass man nur mit einer Technologie zu 100% alles abdecken muss, sonst sei sie wertlos ...dann kann man das so falsch zusammen fassen. :) Stattdessen: Lesen Sie nochmal oben, dass die KKW durchlaufen können - auch das haben Sie falsch verstanden - und dadurch den overhead von EE verringern. Denn für die EE braucht man sowieso große Speichermöglichkeiten, weil sie volatil sind. Sie werden also sowieso ständig gespeichert und rückverstromt werden. Deshalb können die KKW in Volllast beliebig durchlaufen - perfekt.
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Bitte vergleichen Sie einmal die Investitionskosten pro MW für Gaskraftwerke mit Atomkraftwerken. Und dann kommen Sie nochmal zurück und erzählen etwas von teueren Gaskraftwerken.
Auch das ist nicht das, was ich gesagt habe: Die KKW verringern den Bedarf von Gas-KW UND den restlichen overhead. Das Fraunhofer hat in seiner Studie sehr gut gezeigt, dass gerade die letzten 20% mit 100% heimischer EE sehr schwer zu erreichen sind. Die meisten 100% EE-Anhänger wie Prof. Quaschning gestehen deshalb ein, dass sie bis zu 30% H2-Importe brauchen würden. Das ist etwas völlig anderes als noch vor paar Jahren die Töne, dass wir uns autark mit EE versorgen würden.
Diese ganzen Argumente, "EE super billig, KK so teuer", "nur heimische Energie" zerplatzen langsam an den Realitäten, wenn noch kein einziger großer Elektrolyseur steht und Dutzende back-up-KWs fehlen und die Materialien für die immensen Mengen WKA und PV aus China teurer werden und noch dazu politisches Druckmittel sind. Da sag noch einer was von Uran-Abhängigkeit von Russland, die wir in D überhaupt nicht haben.
Nochmal: Ich bin extrem für EE - aber eben nicht dogmatisch für 100% aus rein politischen Gründen bei Leuten wie einigen Politikern und Aktivisten, die ihr gesamte Karriere auf dieses Dogma ausgerichtet haben. Ziemlich entlarvend hat ein Politiker letztens gemeint: Ich lasse mir mein Lebenswerk, den Kampf gegen Atom, nicht kapputt machen, nur weil wir eine Krise haben. Da sieht man sehr schön, dass solche Leute ungeachtet von komplexen Faktoren einfach ideologisch an einem Mantra festhalten. Deshalb sind diese Leute auch gegen Kernfusion, weil die halt auch "irgendwas mit Atom= böse" ist.