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  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

In der Liebe und im Krieg ...

... sind alle Mittel erlaubt sagt ein Sprichwort.

(Obwohl es in Russland nicht offiziell "Krieg" heißen darf, kann man annehmen dass dies leider auch für "militärische Spezialoperationen" zutrifft).

Russland und die Ukraine stehen sich an der Front im Inneren des ukrainischen Staatsgebiets jetzt schon 1.5 Jahre ohne große Gebietsveränderungen gegenüber. Sowohl die ukrainische Offensive im Sommer 2023 als auch die russische Offensive(n) seit Herbst 2023 haben deutlich gemacht, dass man zwar mit viel Material und noch viel mehr Menschen die Front verschieben kann, dass aber keine der beiden Seiten in der Lage ist, auf diesem Weg einen Sieg zu erringen.

Russland hat dann zu Jahresanfang 2024 versucht, an der praktisch nicht umkämpfte Staatsgrenzen eine neue Front zu eröffnen, hatte damit dann dahingehend Erfolg dass die Ukraine Truppen von anderen Teilen abziehen musste was dort die Geschwindigkeit des Vormarsches für Russland vergrößern konnte. Geholfen hat es aber nicht viel, die ukrainische Front war nicht zusammengebrochen.

Jetzt haben wir einen Angriff der Ukrainer an einer etwas weiter westlich gelegenen Stelle, aber das gleiche Prinzip: Wenn's nicht durch die Tür geht, weil die zu fest zugehalten wird dann versuche es durchs Fenster, vielleicht geht das ja.

Ob die Ukraine damit Erfolg hat? Schwer zu sagen, sie fangen ja gerade erst an. Es bereichert diesen Krieg aber um einen neuen Feldzug. Für die Ukraine ist es wichtig, dass der Anfangserfolg ausgenutzt werden kann - wäre man steckengeblieben wie die Russen bei Wowtschansk dann hätten sich die Ukrainer schnell wieder zurückgezogen und versucht, das selbst gebaute Loch wieder möglichst schnell dicht zu machen.

Was wird final draus? Kursk erobern? Belgorod? Ich denke eher nicht. Aber wichtig ist es, dass langsam in Russland gelernt wird, dass Propaganda nicht alles ist. Wenn demnächst eine Großstadt evakuiert werden muss, weil die Ukrainer bis auf 10km rangekommen sind dann wird sich jeder normale Russe denken warum es vor drei Wochen noch hieß, der Angriff sei zurückgeschlagen worden. Vieleicht denkt dann mal jemand in Moskau oder in Rostow-am-Don nach, dass man den Krieg ja ohne großen weiteren Schaden für Russland auch einfach beenden könnte statt immer munter weiterzuballern.

Ob die Ukraine sich das leisten kann? Wohl eher nicht - es ist aber denke ich eine bessere Entscheidung als einfach nur noch mehr Soldaten in die Knochenmühle im Landesinneren zu schicken, vor allem wegen der Schwierigkeiten, die die Ukraine seit dem Herbst 2023 mit den russischen Gleitbomben hat. Aber auch Russland kann sich den Krieg schon lange nicht mehr leisten. Die Kosten für den Krieg gehen auf beiden Seiten in Größenordnungen, dass es Jahrzehnte dauern wird, nur die finanziellen Verpflichtungen daraus zu begleichen. Von den menschlichen Verlusten ganz zu schweigen.

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