Arutha schrieb am 08.08.2024 18:54:
Der militärische Sinn wird von vielen Experten angezweifelt.
Umso mehr, je weiter weg die von tatsächlicher militärischer Expertise sind.
Je eher sie Experten sind, desto weniger reden sie überhaupt über den Sinn und umso mehr über die tatsächlich gesicherten Ergebnisse - Reisner so: "Blamage für Putin, er wird versuchen, das auszumerzen", und sonst nicht mehr, wie's aussieht.
Das Weiße Haus bittet Kiew um Erklärung.
Sicherlich.
Aber es gab auch die Reaktion, dass die Westwaffen in der Ukraine der Ukraine gehören und die können sie nach eigenem Gutdünken einsetzen. Sowas ist eine Carte Blanche.
Putin spricht von Provokation...
Natürlich. Für den ist jede Gegenwehr eine Provokation und er schwört jedes Mal fürchterliche Rache.
Nur dass die Russen ja schon bis zum Maximum unterhalb eines Atomkriegs durcheskaliert haben, die haben nichts mehr zum Steigern.
Also nur wieder das übliche Geblubber aus dem Kreml.
Ich vermute das der Sinn der Aktion nicht im Militärischen zu suchen ist.
Vielleicht sollen Verhandlungen gestört werden...
Nö, es gibt da jede Menge andere Aspekte:
Russland muss jetzt Truppen von woanders abziehen und hat damit nicht mehr genug, um im Donbas vorzurücken.
In Kursk sind Wehrpflichtige gestorben. Ethnische Russen. Das kostet Putin Unterstützung, wenn "normalrussische" Familien plötzlich Tote haben, statt nur irgendwelche "unwichtigen" ethnischen Gruppen in Sibirien.
Putin hat also die Wahl zwischen erodierender Zustimmung und Überdehnung seiner Freiwilligenarmee.
Putin MUSS jetzt diesen Brückenkopf vernichten.
Dass ihm grad (laut Militärbeobachtern) die Reserven ausgehen und er in den kommenden zwei bis sechs Wochen eh hätte aufhören müssen: Egal, er muss jetzt auch die Reserven reinwerfen, die reinzuwerfen er sich eigentlich nicht mehr leisten kann.
Die Ukrainer hingegen bauen bereits Verteidigungsstellungen, lese ich.
Putin muss exakt diesen Brückenkopf angreifen. Er kann sich nicht mehr frei aussuchen, wo er angreift, und die Ukraine kann ihre Verteidigungsanstrengungen auf genau diesen Brückenkopf konzentrieren und den Fleischwolf dort effizienter machen als an der Breite der Front.
Wenn die Ukraine den Brückenkopf bis Ende September halten können, muss Putin sogar während der Rasputiza angreifen, das macht den Fleischwolf NOCH effektiver.
Es ist für Putin ein Ansehensverlust, damit auch ein gewisser Machtverlust. Alles, was Putin bei der Machtausübung behindert, ist für die Ukraine zunächst mal günstig.