tungsten_kr schrieb am 11.10.2022 09:34:
Seit Beginn des Ukraine Krieges importierte die Schweiz für rund 1,2 Milliarden € Strom (4765 GWh) aus Deutschland. Aus Spass? 2021 hat die Schweiz im gleichen Zeitraum noch 629GWh nach Deutschland exportiert, 2020 waren es sogar noch 3236GWh!
Was sagt uns das?
Das sagt uns, dass die Schweiz das Kernkraftwerk Mühleberg abgeschaltet hat ohne vorher Ersatzkapazität zu schaffen. Das ist durchaus mit Absicht geschehen - man hat gefunden, dass man bis man dann irgendwann mal noch nicht mal wirklich geplante Ersatzkapazität hat, einfach Strom auf dem europäischen Markt einkauft und allenfalls noch ein bisschen Gas verstromt. Wir haben uns in der Schweiz mit Bedacht von unserer weitgehenden Unabhängigkeit was elektrischen Strom betrifft verabschiedet. Dass sich die Situation so entwickeln würde wie sie sich entwickelt hat, hat man auch in der Schweizer Politik nicht voraussehen wollen, obwohl es naheliegend ist, dass der europäische Strommarkt nicht sehr viele Player, die nach dem Motto "wenn wir zu wenig haben kaufen wir halt zu" agieren, verkraften kann. Am Ende muss eben trotzdem jemand produzieren, und Geld lässt sich nicht direkt in Strom umwandeln.
Die Schweiz ist mit ihrer Energiewende genauso gescheitert wie Deutschland. Das sind genauso wie in Frankreich Verzweifelungsaktionen mit denen man sich vor dem Zusammenbruch der Stromnetze schützen will.
Ja klar, das ist in der Schweizer Politiklandschaft auch klar. Es sind ja auch schon Ideen aufgetaucht, dass man vorhandene Notstrom-Diesler zwangsverpflichten könnte.
Es sei denn es kommt der Blackout. Dann geht auch das nicht mehr.
Als unverbesserlicher Optimist denke ich, wir werden den Winter ohne grössere Ausfälle überstehen. Ansonsten wird es sicher eine interessante Lektion in europäischem "Zusammenhalt", falls der Strom zeitweise nicht für alle reichen sollte.