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Avatar von Keppla
  • Keppla

mehr als 1000 Beiträge seit 21.05.2002

Re: Warum kann die Polizei nicht rund um die Uhr vor Ort sein?

> Es handelt sich um Schwerpunkte der Kriminalität. Es sind auch nicht
> unendlich viele Ecken, sondern eine begrenzte Zahl von Stadtvierteln,
> sagen wir mal in ganz F 1000 Viertel. Schlimmstenfalls müsste man
> eben einige 10000 Polizisten extra einstellen, das schafft doch auch
> Arbeitsplätze. 

Da man davon ausgehen kann, dass die Stadt nicht gerade 10000
Polizisten zuviel eingestellt hat, die nun aufhören würden, Däumchen
zu drehen, hiesse das, man müsste 10000 Polizisten einstellen.

Backen wir kleine Brötchen, und stellen 1000 Polizisten zu einem
Hungerlohn von 1000€ ein, macht dass immerhin 12 Mio/Jahr. Und das
nur dafür, dass du an 333 Ecken einen Polizisten stellst.

Aber, hey, sagen wir, wir geben 120 Mio aus, und bewachen 3330 Ecken.
Es ist abzusehen, dass, nach etwas Eingewöhnungszeit, die Kriminaliät
einfach in den anderen Ecken stattfindet.

Es ist ja nicht so, dass die Kriminellen einfach eine Wahl haben,
ihre Kriminalität einzustellen, bzw. sie haben sie so viel oder
wenig, wie der Arbeiter die Wahl hat, mit seiner Arbeit aufzuhören.

Und 'Arbeitsplatz' als Argument ist immer schwach. Zum einen ist
nicht die Arbeit interessant, sondern die Produktivität, eine
'Arbeitsstelle' ohne Produktivität hätte man auch geschaffen, wenn
man HartzIV in 'Hersteller von ausgefüllten Formularen' umbenennt.
Trotzdem käme das Geld zu 100% aus Steuern.

Wenn man schon wirtschaftlich argumentiert könnte man mal überlegen,
was es Kosten würde, anstatt die Problemlösungsstrategien der
Bewohner zu bekämpfen, 'einfach' die Probleme zu lösen. Denn, ohne
jetzt auf 'bleeding heart liberal machen zu wollen, wertfrei
betrachtet ist Kriminalität zielorientiert, und die Ziele sind in den
meisten Fällen recht simpel: bei Drogenkonsum 'Freizeitgestaltung',
bei den meisten anderen mit Armut korrellierenden Straftaten
Subsistenz.

Und es ist wohl auch nicht so, dass Kriminalität die 'einfache'
Alternative ist. Im Buch 'Freakonomics' wird sehr interessant
dargelegt, dass ein durchschnittlicher Crackdealer in LA weniger
verdient als ein Minimum-Wage-Slave und eine höhere Chance hat, auf
der Strasse zu sterben, als ein bereits Verurteilter, tatsächlich
hingerichtet zu werden.

> Andererseits würde ich aber auch jugendlichen
> Straftätern und ihren Familien jede Form von Sozialhilfe streichen,
> denn die Message für diese Leute ist so ungefähr, daß man beliebig
> kriminell sein kann, und trotzdem vom Staat alimentiert wird.

Die Message davon wäre allerdings, dass, wenn einer Kriminell ist,
man möchte, dass der Rest der Familie auch Kriminell wird, denn
irgendwie muss man seine Miete bezahlen.

Um es mal etwas gestelzter auszudrücken: wenn man einseitig Hobbes'
Gesellschaftsvertrag kündigt (der ja die Gesetze damit rechtfertigt,
dass es dem Individuum ohne sie schlechter ginge) darf man sich nicht
wundern, wenn die andere Seite demenstsprechend handelt.

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