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  • Ungefragter 2

mehr als 1000 Beiträge seit 20.03.2020

Ausgezeichnet, Analyse dort wo Hurrapatriotismus das Maß aller Dinge ist.

"Letztere Frage stellt sich wiederum aus einem Déjà-Vue Moment heraus, nämlich dem medialen Katzenjammer nach dem Kosovo-Krieg, wo nach dem Krieg und vielen toten Zivilisten auch durch Nato-Bombardements selbstkritisch erörtert wurde, ob man sich zu sehr als Kriegspartei hat hereinziehen lassen. Die Aufarbeitung dieser Frage ist inzwischen geschehen – an dieser Stelle sei auf zwei Autoren verwiesen, die das Thema wissenschaftlich erfassen: der Historiker Kurt Gritsch und der Medienwissenschaftler Jörg Becker."

Ich frage mich allerdings, wo die Autorin eine Aufarbeitung des Kosovo-Krieges sieht. Nichts ist weiter verbreitet als die dumpfe einseitige Schuldzuweisung an den Kriegsvorgängen in Ex - Jugoslawien an die Serben. Serben kann man hier problemlos stigmatisieren. Es gibt sicherlich, abgesehen von den zwei genannten Autoren, Menschen, die das westliche Nato-Narrativ Krieg in Ex - Jugoslawien mit Kritischem Blick sehen.

Aber bei bestem Willen, kann ich in dieser Sache keine breitere selbstkritische Bewegung von Relevanz erkennen.

"Dabei wissen wir, dass es dieses selbstidealisierende Schwarz-Weiß nirgends gibt."

Das ist eine Feststellung von großer Relevanz. Die schwarz - weiße Dichotomie durchzieht inzwischen sämtliche gesellschaftlichen Bereiche. Ich vermute mal, dass diese ubiquitäre Dichotomisierung, wenn sie vielleicht auch kein ursprünglich gezielt entwickeltes Kampfmittel des Neoliberalismus ist, so ist sie doch ein inzwischen willkommenes strategisches Hilfsmittel zur Durchsetzung neoliberaler Interessen.

Dass das alles so gut funktioniert, haben auch die zu verantworten, die jeden Widerspruch als "rechts" abqualifizieren und die jeder individuellen Bagatelle (ständig werden neue angebliche oder auch tatsächliche Opferkleingruppen identifiziert) eine unglaublich große mediale und gesellschaftliche Bedeutung zuweisen. Die so erzeugte strategische Vernebelung von Strukturen passt dem aggressiven Neoliberalismus so richtig in den Kram.

Die Autorin hat mit diesem Artikel Mut bewiesen, auch wenn sie das selbst vielleicht nicht für sich in Anspruch nimmt.

Ich glaube, die Geschichte ist immer die Geschichte der Sieger. Ein Blick nach Den Haag bestärkt mich in dieser Ansicht.

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