Trotzdem werden es wohl nur Kassandrarufe bleiben, die nur wenige vernehmen. Wenn man alleine die heutige Berichterstattung zur Berliner Friedensdemo betrachtet, dann braucht man keine zwei Minuten, um zu erkennen, dass diese Demo, auf die sicherlich viele gehen, weil es ihnen tatsächlich um Frieden geht, zur Pro-Ukraine, zur "Waffen-in-die-Ukraine"-Demo umgewandelt wird. Ein Blick auf die ausgewählten Fotos macht es schnell deutlich; die textliche Begleitung macht es noch deutlicher.
Diese Botschaft geht millionenfach via ÖR und der 8-10 reichweitenstarken, überregionalen, privaten Medientitel auf Reisen. Sie ist eingängig, unterkomplex und wird von Absendern mit traditioneller Glaubwüridgkeit (DGB, vermeintlich linke Gruppen, Friedensinitiativen), die immer noch viele erreichen, unterstützt. Im Vergleich dazu wird es für anspruchsvolle Schiffer-Texte schwer.
Anderer Aspekt: Die letzten beiden Schiffer-Absätze weisen noch einmal eindringlich auf wichtige, internationale Themen hin, die keinen Aufschub, keine Abstufung auf der Prio-Liste vertragen. Es sind Themen, mit denen speziell die Ampel die letzte Bundestagswahl gewonnen hat:
Angesichts endender Ressourcen einer durch menschliches Wirtschafen vergifteten Welt, die wir dreimal täglich verbrauchen, stehen erhöhte Rüstungsausgaben nicht auf dem Programm – sondern Konversion und Kreislaufwirtschaft, Energiewende und vielfältige Kooperationen zur Sicherung des Lebensraums für die echte Humanität, das Überleben des Menschen. Irgendein Machtwahn, wie der Philosoph Hans Köchler es analysiert, wird uns dabei nichts nützen. Und das Klima braucht uns nicht.
Der Ausstieg aus dieser fatalen Logik kann nur mit Verhandlungen gelingen. Es ist ein Fehler diese Möglichkeiten abzusagen und auf eine fatale Kriegslogik zu setzen, an deren Ende auf jeden Fall und sowieso Verhandlungen stehen werden. Lassen wir die Menschen in Osteuropa nicht im Stich!
Diese Probleme verlangen Dialog und eine gemeinsame, internationale Arbeit an Lösungen - am besten schon gestern. Aktuell werden jedoch die Gräben von interessierter Seite immer tiefer ausgehoben. Da wird es so schnell keine neuen Absprachen und Initiativen mehr geben. Das ist mehr als ein Kollateralschaden.
Überhaupt möchte der größte Teil der Bevölkerung einfach nur in Frieden leben und im Winter ein warmes Wohnzimmer haben. Aktuell sitzt dieser Teil mit seinen Anliegen jedoch ohne politische Repräsentanz da - auch wenn man vor sechs Monaten noch wählen war. Über die Gatekeeper-Fkt. der Medien oder gar ihre Rolle als vierte Gewalt machen sich diese Leute sicherlich auch keine Illusionen mehr - tempi passati. Ich hoffe, dass die aktuelle Phase der Ohnmacht bei vielen dazu führt, dass der nächste Wahltag wirklich Zahltag wird. Es kann in einer repräsentativen Demokratie nicht sein, dass Politiker die Leute, die sie gewählt haben, bei einem Anruf aus Washington stante pede hinten runter fallen lassen. Von einem solchen Szenario kann man bei den diversen 180°-Wendungen der letzten 48 Std. (kein NS2, RUS raus aus dem Swift-Abkommen mit strammen Folgen für die Energieversorung, Waffen in Kriegsgebiete, Sonderhaushalt BW 100 Mrd. + 2% vom BIP in Zukunft) nämlich ausgehen.