Pnyx (1) schrieb am 27.02.2022 14:50:
Das Wissen um diesen Vorteil dürfte in Putins Entscheidungsfindung eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben, denn natürlich weiss er, dass er nur ein vorübergehender ist und das Gelegenheitsfenster sich bald wieder schliesst. Jetzt ist also der Moment, die nato herauszufordern.
Das ist kalkulierter Wahnsinn, aber militärische Normaldenke und nicht etwa einer einzelnen Person vorbehalten.
Ich würde eher schreiben, jetzt ist der Moment, der Nato noch entgegentreten zu können. Denn beim "herausfordern" unterstellt man Putin und Co., daß sie genau auch darauf hingearbeitet hätten. Das hielte ich so für falsch im Gesamtzusammenhang der ganzen russischen Verfaßtheit und der russischen Geschichte.
Ich denke auch, daß die Russen im Laufe der neueren Geschichte eher unterschätzt und beargwöhnt wurden. Da war immer ein gewisses Mißtrauen im Westen, eine dunkle Vermutung, ein Unverständnis. Die russische Geistesgeschichte wird im Westen immer noch schlecht verstanden und mit Vorurteilen belegt, die sich aus eigenen Projizierungen uvam. ergeben. Wenn Putin, so auch beim letzten Waldai-Klub-Treffen, wieder einmal die Beachtung des Philosophen N. Berdjajew in den Fokus rückt, wenn es darum geht, Visionen für ein zukunftiges Leben zu entwickeln, so entgeht dies der westlichen Aufmerksamkeit. Sie interessiert sich schlicht für diese "Belanglosigkeit" nicht. Aber man kennt den Philosophen Berdjajew und Putins Anlehnung an ihn. Deshalb, so in den letzten Jahren, veröffentlichte man Artikel und auch ein Buch, die Berdjajew z. T. abwerten und sogar denunzieren - wiederum mit vorgefaßten, projizierten westlich-säkularen Auffassungen, die der Ernsthaftigkeit dieses Philosophen nicht gerecht werden und sogar hohnsprechen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.02.2022 15:42).