""Wohlstand für alle" und "Werte für alle""
Nach dem WKII wurde unter anderem aufgrund des Wirtschaftswunders ein neues Kapitel der Geschichte Deutschlands aufgeschlagen, welches durch stetes Wachstum einen vollen Kühlschrank, warmes Haus und ein gut geöltes Auto ermöglichte, gute Bildung, gute Arbeit.
Die Kranken- und Pflegekassen prall gefüllt, die Arbeiter gehörten dem Mittelstand an .
Da fiel es leicht, hohe ethische Standards zu formulieren, Scheckbuchdiplomatie zu betreiben, Demokrat zu sein.
Das war "The easy way of democracy".
Wie sehr wir wirklich demokratisch denken, wie sehr wir wirklich die freiheitliche Grundordnung schätzen und wie sehr wir wirklich bereit sind, die Freiheit zu verteidigen, zeigt sich eigentlich erst dann, wenn der Gürtel ein klitzekleines enger geschnallt wird: Wenn keine Kitaplätze da sind, wenn die Rente mickrig ist, und der Arbeiter nach einem vollen Tag Malochen dann noch abends Flaschen sammeln muss, wenn er sich was leisten will.
Dann kommen die Leute nämlich aus der Deckung und wollen irgendwelche Naziparteien wählen, ganze "Volksteile opfern" und reden überhaupt ganz komisches Zeug, das einen an 1933 erinnert.
Insofern ist der gegenwärtige Stand ein realistischeres Abbild dessen, wie der Mensch im Allgemeinen so tickt und wozu er bereit ist, wenn es ihm mal nicht ganz so üppig gut geht.
Die Menschen in Russland haben ihre Freiheit gegen viel weniger eingetauscht: Ein zwar komplett korruptes und mafiöses System, das aber stabil genug ist, um komplettes Chaos zu verhindern (a la Jelzin) reicht den Menschen dort schon aus, um jegliche Individualfreiheiten komplett aufzugeben, von Mitbestimmung, Partizipiation, von politischer Willensbildung und einem Rechtsstaat ganz zu schweigen.
Wollen wir wirklich da hin? Ein Teil der Leute anscheinend schon. UNd während das vielleicht zu irgendwelchen fernen Gegenden ohne jegliche demokratische Tradition und fehlender Individuation als Wertemaßstab noch rigendwie historisch nachvollziehbar erscheinen mag, passt es zu Mittel- und Westeuropa mit seiner reichen demokratischen Tradition einfach nicht.
Deutschland ist eine Demokratie und bleibt demokratisch. Da ist die Gesellschaft in ihrer Mehrheit schon robust genug, um sich gegen entsprechende antagonistische Einflüsse zu behaupten.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.06.2024 15:38).