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  • /Rak

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Re: Das ist wohl ähnlich wie bei der Stuttgarter Krawallnacht...

Maschnei schrieb am 03.01.2023 17:27:

Wenn man einen Kulturraum als Tätergruppe nennt, ist das nicht nur eine ungenaue Verallgemeinerung, sondern auch rassistisch. Jedes Individuum ist für seine Handlungen verantwortlich, nicht die Kultur, in der es aufgewachsen ist. Solche generalisierenden Aussagen führen nur zu Vorurteilen und Diskriminierung. Wir sollten uns auf die Fakten konzentrieren und individuell verantwortlich handeln, anstatt uns auf rassistische Stereotypen zu stützen.

Oh, da wurde wer getriggert. Und hat dabei ganz übersehen, dass ich hier eben NICHT den Migrationshintergrund als rassisches Merkmal und als primäre Ursache ansehe.
Aber wenn wir bei den Fakten bleiben, dann ist es eben nun mal so, dass die Täter fast durchweg bei allen derartigen Vorfällen einen Migrationshintergrund haben. Das macht sie natürlich nicht zu minderwertigen Untermenschen. So zu denken, das wäre rassistisch, in der Tat.
Aber diese Menschen erfahren eben auch und gerade aufgrund des Migrationshintergrundes eine durchaus intensive direkte und indirekte Diskriminierung in unserer Gesellschaft, auch wenn sie natürlich immer noch Individuen sind. Und sie haben durchweg deutliche Benachteiligungen in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt usw.
Und in Bezirken wie Neukölln ist das Problem der sozialen Diskriminierung noch mal deutlich gravierender, hier haben nichtnur insgesamt etwa 50% der Bewohner einen Migrationshintergrund, bei den Menschen unter 20 sind es um die 75%. So dass auch die Menschen unter 20 und ohne Arbeit und ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft eben zu weiten Teilen einen Migrationshintergrund haben.

Was dann dazu führt, dass sich bei den Gewaltexzessen, bei denen sich wohl u.a. auch die Wut über die Situation bewusst oder unbewusst ein Ventil verschafft, auch in großen Teilen Menschen mit Migrationshintergrund beteiligen. Das heißt aber nicht, dass der Migrationshintergrund hier die primäre Ursache ist und dass man daher Menschen mit Migrationshintergrund "weg bringen" sollte aus dem Bezirk. Aber man sollte dringend was dagegen machen, dass sich dort diese soziale Diskriminierung so sehr ausbilden kann, dass die Menschen dort z.B. regelrecht auf die Polizei "scheißen" und zur Selbstjustiz greifen (weil die Polizei da nichts mehr macht..) oder gar ein paralleles Justizsystem mit Friedensrichtern aufbauen, das letztendlich auf der Schariah basiert. Aber eben nicht mehr auf der demokratrisch-freiheitlichen Grundordnung mit humanistischer Prägung.
Es braucht z.B. meiner Meinung nach viel mehr Räume und Jugendhäuser, in denen sich Kinder und jugendiche betreut treffen können. Wo sie dann z.B. auch gerade Schulisch gefördert werden können und etwa Hilfe bekommen können bei den Hausaufgaben usw., Dinge, die die Eltern nicht leisten können in vielen Fällen. Auch und gerade wegen des Migrationshintergrundes. Stichwort Textaufgaben und Textverständnis usw. Es braucht Orte, an denen den Jugendlichen geholfen wird saubere und gute Bewerbungen zu schreiben, wo sie hin gehen können, wenn sie Probleme haben usw.

Aber oft gibt es in diesen Problemvierteln einfach gar nichts. Außer irgendwelchen Spielplätzen bei Nacht oder irgendwelche Parks, in denen man nachts abhängt, kifft und trinkt und gelegentlich von der Polizei und vom Ordnungsamt verscheucht oder erst durchsucht, kontrolliert und dann verscheucht wird.

Und hier die Betrachtung des Migrationshintergrundes wegen "rassistisch" einfach zu ignorieren und nur auf das Individuum zu gehen, das ist in meinen Augen ähnlich beschränkt wie zu einem farbigen zu sagen, dass er nicht wegen seiner Hautfarbe und seines Aussehens diskriminiert werden kann, sondern nur als Individuum.

Zudem gibt es sehr wohl andere Kulturen, in denen Dinge durchaus auch mal sehr anders gesehen werden als hierzulande. Etwa was die Rolle von Frauen an geht, aber auch die Wertigkeit von Menschen mit dunkler Hautfarbe. Es gibt sogar die ein oder andere Kultur in der man als Trans oder homosexueller Mensch schlicht keine Existenzberechtigung hat - und wo man dann auch nicht mehr wirklich als Mensch gilt.
Und Überraschung: Menschen aus diesen Kulturkreisen sehen das auch nicht selten dann noch so, wenn sie im liberalen Deutschland sind. Und wenn ich mit einem Partner knutschend auf einer Parkbank sitze, dann kann das an manchen Orten absolut problemlos sein. Aber wenn ich das z.B. am falschen Eck in Neukölln machen würde, dann müsste ich eben damit rechnen, dass der Abend nicht romantisch bei Kerzenlicht, sondern mit einer lebensbedrohlichen Verletzung in der Notaufnahme endet. Auch Menschen mit Kippa oder sichtbarem Davidstern müssen in manchen Gegenden durchaus aufpassen, wer hinter ihnen geht, was um sie herum so passiert. Und einfach nur angespuckt zu werden von Hinten, das ist da noch harmlos.
Wobei auch hier die Täter sehr oft "Migrationshinterund" haben.

Aber natürlich hat deren homophobe und vom Antisemitismus geprägte Kultur und auch deren Religion da überhaupt nichts zu tun damit, kann ja gar nicht sein. Weil das sind ja die noblen Menschen mit Migrationshintergrund, die man nur als Individuum sehen darf, aber bitte ganz ohne auf ihre kulturelle und soziale Prägung zu achten, mit der sie schon seit ihrer Kindheit aufgewachsen sind...

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