Einige indigene Völker Südamerikas leben in einer Art natürlichem Sozialismus, der schon vor der Eroberung durch Europäer existierte. Häuser bauen die Bauern selbst. Dabei hilft das Dorf. Haus und Grund gehören nicht dem Erbauer. So lange der Erbauer in dem Haus lebt, darf nur er es nutzen. Würde der Erbauer mit seiner Familie in die Stadt ziehen, dürfte ein anderer aus dem Dorf in das Haus einziehen, ohne etwas zu zahlen. Der Erbauer dürfte aber die Teile des Hauses wie Dach, Türen, Möbel und Feuerstelle mitnehmen, denn sie gehören ihm. Wenn er das Haus einem anderen überlässt, kann er etwas für diese Dinge verlangen, die er im Haus lässt. Man muss es ihm aber nicht zahlen. Dörfler können sich gegenseitig etwas für eingebautes Holz und anderes zahlen, wenn sie sich einig werden. Wenn der neue Bewohner eingezogen ist, gehört das Haus ihm, solange er darin wohnt. Der Boden gehört ihm nicht.
Die Dorfbewohner bestellen gemeinsam die Felder und teilen den Ertrag. Der gewählte Bürgermeister (Kazike) teilt die Dorfbewohner für Arbeiten ein. Die Lamas werden gemeinsam bewacht. Brennmaterial, sehr wichtig in den Höhenlagen, wird oft gemeinsam geholt und geteilt. Manche arbeiten als Tagelöhner in der Stadt. Das Geld behält jeder für sich. Nahrung und Kleidung kauft jeder für sich selbst, oft auch Brennmaterial. Man kann auch für Wachestehen mit dem Gewehr eingeteilt werden, um die Felder, die Lamas oder das Dorf zu bewachen. Dafür gibt es keine Bezahlung. Die Lamas gehören bestimmten Personen, werden aber gemeinsam bewacht und versorgt. Zwischen Mensch und Lama bestehen persönliche Beziehungen. Deshalb werden Lamas nicht als Sache betrachtet. Teilen und Schenken gehören zum Leben dort. Man bekommt und man gibt. Man teilt auch selbst gekochtes Essen mit Nachbarn und bekommt dann auch welches.
Diese sozialistische Idylle hat ihre Schattenseiten. Es gibt einige Indigene, die nicht arbeiten wollen, die gewerbsmäßig stehlen. Diese werden mit Familie vom Dorf ausgestoßen. Sie müssen gehen oder es würde Waffengewalt angewendet. Wer stiehlt, kann dabei erschossen werden. Die Diebe wiederum sind oft geübte Messerhelden.
Am Stadtrand von La Paz und Cochabamba leben sehr viele Familien von Ausgestoßenen. Sie behaupten, in der Stadt zu leben, weil es dort Arbeit gibt oder das Leben leichter ist. Tatsächlich mussten sie gehen und Arbeit findet sich selten. Diebstahl, Drogenhandel, manchmal auch Auftragsmord bringen den dürftigen Lebensunterhalt. Die Kinder verwahrlosen dabei, sind hungrig und nur die Katholische Kirche kümmert sich um sie. Die Drogenkartelle und die faschistischen, kriminellen Hacienderos rekrutieren ihre Handlanger unter diesen Ausgestoßenen. Diese Seite eines gelebten Sozialismus wird in Europa gerne übersehen. Ein Sozialsystem für Faule und Kranke gibt es nicht. Für Kranke sorgt höchstens die eigene Familie, nicht die sozialistische Gemeinschaft.
Das ist im Hotel Mama anders. Da dürfen die Kinder den Eltern auf der Nase herum tanzen und werden auch nach Fehltritten wieder mit Vollversorgung aufgenommen.
Fremden irgendeine Versorgung zu bieten, wie der deutsche Sozialstaat das mit Flüchtlingen und Einwanderern macht, käme den Sozialisten in Südamerika nicht in den Sinn.