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  • Brux Elles

287 Beiträge seit 06.09.2005

Wake up!

wake_me_up schrieb am 27. Oktober 2005 9:45

> Die Annahme, das wir 2010 eben so viele Arbeitskräfte brauchen wie
> heute ist falsch, da sie die fortschreitende Automatisierung und
> Produktivität ebenso ausser Acht läßt, wie die stetige Auslagerung
> von einfachen mechanischen Tätigkeiten in Billiglohnländer.

Korrekt.

> Heute
> stellt die Automobilindustrie mit allen Zulieferern ungefähr 5
> Millionen Arbeitsplätze, das sind 12 % aller Arbeitsplätze. Bis 2010
> sollen 1,5 Millionen Arbeitsplätze abgebaut werden und im Jahre 2020
> sollen nur noch ungefähr 800.000 (achthunderttauend) Arbeitsplätze
> vorhanden sein.

Innerhalb der Automobilindustrie, wohlbemerkt!

> Angefangen vom Design, Modellbau, Konstruktion,
> Entwicklung, Testen, Prototypenbau bis zur Produktion werden fast nur
> noch Maschinen eingesetzt.

Na ja, das Design kann wohl kaum eine Maschine machen...

> Selbst heute hochbezahlte
> Entwicklungsingenieure müssen um ihre Jobs fürchten.

Nein, und hier kommen wir zum Problem Deiner Argumentation.

Nicht "der Entwicklungsingenieur an sich" wird um seinen Job bangen
müssen, sondern derjenige, welcher sich nicht genügend weiterbildet.

Und es sind die Firmen, welche es nicht schaffen, genügend
qualifiziertes Personal - gerade in solchen Bereichen wie Forschung
und Entwicklung - an sich zu binden, die über kurz oder lange
zumachen müssen.

> Wofür brauchen die großen Industrienationen dann Einwanderer?

Mit der katastrophalen Lage im Ausbildungsbereich in Deutschland,
sind es heute schon nur noch die ausländischen Studenten, welche man
guten Gewissens in die Entwicklung geben kann.

Und bevor jetzt jemand aus den südlichen Bundesländern zu prahlen
anfängt: Selbst Bayern, wo man ja jedem, der es hören will oder auch
nicht vorhält, dass sie die besten PISA Ergebnisse im Vergleich der
deutschen Bundesländer haben, schneidet im internationalen Vergleich
bestenfalls mittlemäßig ab.

Zum Vergleich: Bayern - als bestes deutsches Bundesland - liegt immer
noch weit hinter der am schlechtesten abschneidenden Region Kanadas.
Und wie die Lage in Skandinavien aussieht, dürfte hier auch jeder
schon in der Zeitung gelesen haben.

> Diese Einwanderer würden nur einem völlig überlastetem Sozialsystem den
> Todesstoß geben. Es wäre für diese Menschen besser, sie würden ihre
> Ausbildung dazu nutzen aus ihren Heimatländern Billiglohnländer zu
> machen, die dann sukzessive zu Industrienationen ausgebaut werden.
> Möglicherweise wandern dann viele arbeitslose Europäer in diese
> Länder ein.

Lass mich Deinen Vorschlag mal so paraphrasieren: Du schlägst vor,
dass ein polnischer Ingenieur, anstatt bei Siemens ein Produkt zu
entwickeln, dass dann (wenigstens teilweise) in Deutschland
hergestellt würde und der heimischen Wirtschaft weiterhilft, lieber
eine Firma in Polen gründet, das Produkt dort herstellt und der
polnischen Wirtschaft weiterhilft.

Das ist sehr nobel von Dir, ich bin mir sicher, die Polen (die auch
über "brain drain" klagen), sind Dir dafür dankbar - aber wie Du
damit die deutschen Sozialsysteme retten willst, ist mir
schleierhaft.

Viele Grüße

BXL

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