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  • bavarian dynamics

626 Beiträge seit 16.07.2019

Und nun die Realität

1. Ein Vergleich zwischen Kuba 1961 und der Ukraine 2021 verbietet sich kategorisch, niemand im Westen irgendeine Absicht hat, in der Ukraine Kernwaffen aufzustellen. Was nebenbei auch völlig unnötig ist, da die Reichweite heutiger Trägersysteme so groß ist, daß man sie überhaupt nicht in der Ukraine aufstellen muß, wenn man Rußland nuklear wehtun möchte. Das war 1961 noch etwas anders, da waren die Vorbereitungszeiten bis zum Start eines Trägersystems für Kernwaffen im Bereich von 30-45 Min. und nicht so wie heute bei 30 Sekunden. Das war 1961 anders, da die Trägersysteme damals viel ungenauer als heute waren und man höhere Präzision nur mit Kurzstreckenraketen hinbekam, weswegen man nahe an den Feind ranwollte, die Russen eben nah an Florida auf Kuba. Das braucht es heute nicht mehr, auch weitreichende Systeme sind heute sehr präzise. Damals hatte man, WEIL die Raketenwaffe ja so unpräzise war, diese Stratofortress-Bomberflotte (Bomben, keine Raketen!) permanent in der Luft, damit sie im Ernstfall schnell hätte zuschlagen können. Gibt es alles heute nicht mehr, heute arbeiten wir mit präzisen Raketen (und Marschflugkörpern) auf ausreichend große Distanzen.

2. Die Ukraine wird akutell nicht Mitglied der NATO. Punkt. Das ist aus drei Gründen so:

a) Die NATO nimmt nur Neumitglieder auf, die zum Zeitpunkt der Aufnahme in keinerlei militärischen Konflikte verwickelt sind. Das ist völlig logisch, denn ansonsten würden andere NATO-Mitglieder über die NATO-Beistandsverpflichtungen in derartige Konflikte hineingezogen. Da die Ukraine sich aktuell aber in einem militärischen Konflikt befindet, noch dazu mit der globalen Kernwaffenmacht Rußland, die mit der Krim & Donbaz ukrainisches Territorium okkupiert hat: No way. Niemand wird das großartige Erfolgskonzept von 70 Jahren NATO durch so einen Unsinn gefährden wollen. Später vielleicht mal, wenn der Konflikt beendet ist, gibts Mitgliedschaft, aber nicht jetzt.

b) Dem Beitritt eines neuen Mitglieds zur NATO müssen ALLE bisherigen Mitglieder zustimmen. Jedes Mitglied hat Vetomacht. Es gibt keine Enthaltung. Das ist aus sehr gutem Grund so, denn nur kann kein Mitglied später rummotzen: "Ach hätten wir damals nicht XY aufgenommen, ich war schon damals dagegen, habs doch gesagt" So funktioniert die Produktion kollektiver Sicherheit nicht, das ist keine demokratische Veranstaltung die per Mehrheitsbeschluß entschieden wird. Sondern entweder per 100% Mehrheit oder gar nicht. Man achtet mit einer solchen Regelung auch die nationale Souveränität der Mitglieder. Diese Regel gehört auch zur 70-jährigen Erfolgsgeschichte der NATO, lange Rede kurzer Sinn: Ich sehe aktuell keine Einstimmigkeit unter den NATO-Mitgliedern für eine Aufnahme der Ukraine. Später vielleicht mal, aber nicht jetzt.

c) M.W. hat die Ukraine gar keinen Aufnahmeantrag gestellt. Und zwangseingemeindet wird bei der NATO niemand, wir sind hier nicht beim totalitären Warschauer Pakt. Man wird immer noch freiwillig Mitglied der NATO, nur wenn man das will & kann und alle anderen einen haben wollen. Die Ukraine kann nicht nur nicht, sie will gar nicht. Bzw. sie weiß, daß sie aktuell keine Chance auf Mitgliedschaft hat, deswegen stellt sie keinen Antrag.

3. Wie ist die weitere Vorgehensweise?`

Sehr einfach, entweder Appeasement gegenüber den Autokraten Putin (das wollen wir nicht hoffen) oder aber Methode Afghanistan. Methode Afghanistan 1981-88 ist simpel, wir rüsten die Ukraine soweit hoch, daß sie den Russen empfindlich wehtun kann und dann führen wir einen Zermürbungskrieg gegen die Russen. Solange, bis ihnen der Krieg gegen die Ukraine zu teuer wird und sie den Schwanz einziehen und wieder abziehen. Und ja, auch runter von der Krim, die ist schon lange nicht mehr russisches Territorium. Ich plädiere ganz klar für diese Methode Afghanistan.

Warum?

- Damals haben wir die Sowjetunion kleingehobelt und aus AF vertrieben, heute haben wir es nur mit dem viel kleineren Rußland zu tun.

- Damals hatten wir in AF nur schlecht ausgebildete Mudschaheddin gegen die Russen. Das ist heute ganz anders, das Ausbilungsniveau in der Ukraine ist sehr deutlich höher: Bessere Kämpfer.

- AF war nur geostrategisch wichtig. Die Ukraine hat eine gewisse strategische Bedeutung, aber viel wichtiger ist, daß sie über große Industrien, große Kraftwerke und eine hervorragende Landwirtschaft verfügt. AF war Sandkastenspiel. Beim Edelstein Ukraine gehts um was. Will sagen: Wir haben die Russen aus AF rausgeschmissen, wiewohl es da nur darum ging, daß sich die SU nicht weiter ausbreitet. Bei der Ukraine gehts um richtig was. Das sollte motivieren. Kiew ist etwas schöner & deutlich wertvoller als Kabul.

- Die Russen hängen am Öl- und Gaspreis wie der Junkie an der Nadel. Ohne diese Rohstoffeinnahmen haben sie auch kein Geld für Kriege gegen die Ukraine. Bereits jetzt, wo die Weltmarkt-Öl/Gaspreise rel. hoch sind und die russischen Kriegskassen daher gefüllt, kann man gegen sie vorgehen, ohne sich kaputtzumachen. Sollten die Rohstoffpreise sinken, dann bricht den Russen Einnahmenseite weg und der Krieg wird ihnen zu teuer. Dann noch ein paar erfolgreiche Stingerangriffe ukrainischer Patrioten gegen teures russisches Material: Dann kotzen die Russen. Und ziehen sich erst zurück und dann ab.
Und die Ukraine, aufgrund ihrer ganzen Industrien & der Landwirtschaft, als rohstoffarmes Land: Oh, die Ukraine hat auch ein veritables Interesse daran, daß die Rohstoffpreise niedrig sind. Es nützt der Ukraine & schadet den Russen.

- Ich sehe daher sehr gute Chancen, die Russen aus der Ukraine zu entfernen, wobei dies natürlich ein Befreiungsprojekt über mehrere Jahre ist, in Afghanistan dauerte es auch ca. 7 Jahre, bis man die Sowjets geknackt hatte, ihnen so hohe Verluste zugefügt, daß sie sich aufgrund er explodierenden Russen-Hubschrauber (Stinger!) und der damit explodierenden Kosten im russischen Kriegsetat: wieder nach Hause abmachten. Das wird in der Ukraine nicht anders sein, kein Mensch kann ernsthaft glauben, daß dort morgen schon wieder die Sonne der Freiheit von russischem Joch lacht. Das ist Marathon oder Baseball, braucht Zeit. Geht aber.

bd (historische Betrachtungen: a) Es ist schlicht pervers, wenn nach den russischen Massenmorden Stalins (Holodomor) in der Ukraine und seinem Völkermord ebendort heutige Russenführer wieder in die Ukraine einmarschieren und dort Kriege veranstalten, so wie Putin auf Krim & Co. b) nach dem erfolgreichen Zermürbungskrieg gegen die Russen in Afghanistan 81-88 implodierte der rote Zarismus. Vielleicht kriegen wir das durch die Unterstützung des Freiheitskampfs der Ukraine auch wieder hin, daß Autokrat Putin wegkommt. Einen Versuch ist es wert. c) Kriege muß man sich leisten können, auch unerfolgreiche Kriege: Auch die Amerikaner haben in ihrem Afghanistan-Krieg nach 9/11 sehr viel Geld verloren. Aber das hat sie nicht im Entferntesten ruiniert, das war nur teuer. Afghanistan 81-88 HAT die Russen ruiniert, danach war Schicht im Schacht. Spot the difference!)

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