Jeweils mehrheitlich gehen Impfgegner, Impfskeptiker und Impfbefürworter (zumindest hier im Forum) von falschen Vorstellungen über einschlägige Wissenschaften und speziell die Medizin aus.
Zur Einstimmung und Überprüfung ihrer Fehlvorstellungen sollten sie vielleicht erst einmal in einschlägigen Publikationen stöbern.
Z.B. hier:
https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/RHB/index.html
https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/sicherheitsberichte/sicherheitsbericht-27-12-bis-31-05-21.pdf?__blob=publicationFile&
https://www.bundestag.de/resource/blob/808474/772decd8c74534b81a77f4798d4c0ed8/WD-9-094-20-pdf-data.pdf
Außerdem sollten sie sich mal mit den Wirkungen von beliebten Medikamenten beschäftigen. Nur ein Beispiel:
https://www.br.de/radio/bayern1/ibuprofen-gefaehrlich-100.html
Worin besteht im Wesentlichen die Fehleinschätzung der Wissenschaft(en) und speziell der Medizin und deren Mittel gegen Krankheiten?
Die Mehrheit aller drei Gruppen verlangt eindeutige (!) Erfolge der Medizin bei der Bekämpfung/Verhinderung oder Überwindung/Heilung von Krankheiten für jeden Erkrankten. Das ist eine gründsätzliche Fehlannahme, weil Medizin beim Einsatz von Mitteln (Empfehlung veränderter "gesunder" Lebensweise, Medikamente/Impfungen, technische Hilfsmittel, Entfernung oder Hinzufügung durch Operation usw.) immer nur von Wahrscheinlichkeiten meist nach statistischen Erfahrungswerten ausgehen kann. Weil nicht alle individuellen Reaktionen statistischen Wirkwahrscheinlichkeiten entsprechen, es also erhebliche individuelle Abweichungen auf medizinische Mittel gibt, ist der Erfolgsanspruch aller drei Gruppen fehlgeleitet. (Auf die Darlegung der Problematik der Krankheitsdiagnose verzichte ich hier, weise aber daraufhin, dass hier weitere Unsicherheiten liegen.)
Die Impfgegner fordern den Beweis für 100prozentige Wirkung der Impfung ohne Nebenwirkungen und Komplikationen, bei jeder und jedem. Ein Toter im Zusammenhang mit der Impfung oder ein Impfdurchbruch reicht ihnen als Beweis dafür, dass jede und jeder sich nicht impfen lassen sollte.
Die Impfskeptiker schwanken zwischen Vertrauen auf "natürliche" Widerständigkeit gegen Krankheiten (bzgl. Covid-19 also auf das immer schon existente Immunsystem) und Vertrauen in die Impfung, von der sie wissen, dass sie nicht 100prozentig und bei allen komplikationslos wirken kann, aber wegen Krankheitsgefahr doch angemessen sein könnte.
Die Impfbefürworter vertrauen auf die Impfung, wenn sie eine statistische Wirksamkeit in nennenswerter Prozenthöhe aufweist, wobei die einzelnen Impfbefürworter sehr unterschiedliche Wirkungsprozente der Impfung für nennenswert und ausreichend halten.
(Nebenbei: Die gleichen Einschätzungen bestanden und bestehen auch gegenüber der Wirksamkeit von Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen, Masken usw.)
Ich plädiere für eine vierte Haltung. Keine sinnlose Forderung nach 100prozentig komplikationsloser Wirkung medizinischer Maßnahmen für jede/n, weil es die nie gibt.
Kein Vertrauen, weder in die eigene Gesundheit, das eigene Immunsystem noch in medizinische Maßnahmen, weil keiner wissen kann, ob dieses Vertrauen gerechtfertigt ist. Kein sich Zufriedengeben mit geringen, aber statistisch nachweisbaren Wirkungen medizinischer Maßnahmen, sondern Forderung nach höherer Wirkwahrscheinlichkeit
Was also dann?
- Anerkennung der wissenschaftlichen und speziell medizinisch-virologisch-epidemiologischen Unsicherheiten.
- Anerkennung des chaotischen und wankelmütigen, teils panischen und teils verharmlosenden gesellschaftlichen und staatlichen Umgangs mit dem veränderten und sich verändernden Coronavirus.
- Anerkennung der Favorisierung einer Impfung gegen Covid-19 als Hauptwaffe in einer insgesamt widersprüchlichen Strategie gegen die Ausbreitung des mutierenden Coronavirus.
Anerkennung heißt nicht Befürwortung! Meine Kritik an allen anerkannten Begebenheiten ist fundamental. Das kann man hier in vielen meiner Beiträge nachlesen. Dass dabei die Impfgegner und Maßnahmengegner mehr Fett abbekommen haben als die Skeptiker und Befürworter, liegt daran, dass ich deren Haltung für die abwegigste der drei abwegigen Hauptpositionen zu Corona halte.
Meine Konsequenz:
Ich habe mich im Mai/Juni zähneknirschend mit dem modernsten Zeug doppelt impfen lassen, bin nach wie vor vorsichtig, aber nicht übervorsichtig und weiß, dass ich wie alle anderen auch (ob geimpft oder nicht geimpft) Glück haben muss, wahrscheinlich aber weniger als Ungeimpfte.
Bei Voranschreiten mutierter Coronaviren (außer es entsteht der glückliche Umstand weniger gefährlicher Mutationen) stehen auch die Kinder vor der schwierigen Entscheidung für oder gegen die Impfung. Ihr zusätzliches Problem ist ihre noch geringere Entscheidungskompetenz als die vieler, wenn auch nicht aller Erwachsener.
Zum Schluss noch Grundsätzliches:
Glücklich diejenigen, die nie medizinische Hilfe benötigen, denn sie birgt auch zusätzliche Gefahren in sich, aber wenn's allzu schmerzhaft, lebenseinschränkend oder gar lebensgefährlich wird, ist nun mal die Medizin die letzte Chance für jeden und jede, übrigens auch in einem Gesundheitswesen, das durch die profitgetriebene Medizin- und Pharmaindustrie beherrscht wird.