schtonie schrieb am 18.08.2021 13:57:
da es keinerlei Langzeitstudien gibt.
Normale Zulassungsdauer von neuen Impfstoffen beträgt zwischen 7 und 15 Jahren.
Nein, das sind Durchschnittswerte inklusive Entwicklung für aktuell noch nicht gelöste Probleme, und das sind alles schwierige Krankheitserreger.
Malaria, AIDS: Nix in Sicht (da wird seit Jahrzehnten geforscht, ohne Erfolg, und das hebt natürlich den Schnitt). Jetzt trauen sich einige Firmen, die mit Covid-Impfstoffen Erfolg hatten, nochmal da dran, aber mal sehen. Das ist wirklich schwierig.
Dengue-Fieber: Man muss gegen alle vier Serotypen sterile Immunität (mit gut bindenden Antikörpern) hinbekommen, das hat sich als schwieriger herausgestellt als gedacht. Bisherige Impfstoffe wirken im Bereich 40-60%, der Rest hat nach Impfung das ADE-Problem, wie nach einer Infektion. Weitere sind in Entwicklung. Jeder einzelne Impfstoff hat so 2-3 Jahre von ersten Erprobungen bis Phase-3-Resultat, wobei man da eben warten muss, bis sich die Leute trotz Moskitonetz und Mückenspray damit infizieren. Das ist jetzt nicht so die grassierende Epidemie, wo du 100000 Fälle am Tag hast, wie bei Covid-19, sondern im Jahr. Da dauert das halt, bzw. du musst sehr viele Freiwillige impfen.
Dann gibt es Krankheiten, bei denen lange Zeit debattiert wird, ob man da überhaupt impfen muss, wie bei HPV. Da hat man 1991 einen Impfstoff vorgestellt, und 2006 dann zugelassen, nachdem in sehr aufwendigen Studien gezeigt werden konnte, dass der auch die Vorformen von Krebs verschwinden lässt. Das hat deshalb so lang gedauert, weil man kurz vor der Pubertät impfen muss, und die ersten Vorstufen von HPV-induzierten Krebs halt frühestens Mitte 20 sichtbar sind. Doh. Ja, da dauert eine Impfstoffentwicklung verdammt lang, wenn zwischen Infektion und Symptom so viel Zeit liegt. Das sind alles schwierige Fälle, denn die niedrig hängenden Früchte hat man schon viel früher geerntet. Und da hat das auch nicht so lang gedauert. In den 50ern und 60ern, wo viel neue Impfstoffe rauskamen, hat man so 2-3 Jahre gebraucht von den ersten Laborversuchen bis zur vollen Zulassung.
Und die Impfung gegen Covid-19 ist grundsätzlich einfach. Das sieht man schon daran, dass eine Reihe verschiedener Ansätze alle im ersten Anlauf einigermaßen Erfolg hatten, inklusive der ganz traditionellen Tot-Impfstoffe. Nicht so super wie mRNA, aber wirkt. Dass die Mutationen dafür sorgen würden, dass die Impfstoffe nicht lebenslang wirken werden, wusste man auch schon.
Die Ebola-Impfung wurde 2014 entwickelt, und hing dann bis 2018 rum, weil es gar keinen Ausbruch gab. Dann kam der nächste größere Ausbruch, und man hat 2018/19 viele Freiwillige geimpft, und 2020 die Zulassung bekommen. Das hebt auch den Schnitt. Aber eben auch, weil du warten musst, bis die Leute sich anstecken.
Also, TL;DR: Die Entwicklung von Covid-Impfstoffen geht aus zwei Gründen schnell:
1. Es ist einfach
2. Es infizieren sich in deiner Kontrollgruppe sehr viele Leute
Nur die Chinesen haben mit 2. ein Problem, weshalb die dann auf Erprobung im Ausland zurückgreifen müssen.