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  • bavarian dynamics

626 Beiträge seit 16.07.2019

Putin hat schon verloren. Oder: Ein kleiner Vergleich Afghanistan vs. Ukraine

Bekanntlich marschierten die Russen 1979 in Afghanistan ein, bekanntlich erklärte 1986 Gorbatschow das Scheitern der russischen Invasion und bis 1988 waren die russischen Truppen auch wieder aus Afghanistan abgezogen.

Um zu zeigen, wie wahnsinnig unklug dieser Krieg Putins gegen die Ukraine ist, lohnt der Vergleich mit Afghanistan.

- Als die Sowjetunion Afghanistan angriff, da hatte sie 262 Mio. Einwohner. Übrigens deutlich mehr, als die USA damals, die 35 Mio. Einwohner weniger hatten (1980). Das Verhältnis hat sich GRÜNDLICHST verändert 2022, da hat Rußland nämlich lediglich 144 Mio. Einwohner, während die USA über 330 Mio. haben.

- Als die Sowjetunion Afghanistan angriff, da konnte sie auf auf einen riesigen Block an Vasallenstaaten zurückgreifen, die sie ausbeuten konnte, der gesamte Ostblock eben inkl. der "DDR" und der Ukraine. Nichts davon hat Rußland heute noch und um die Ukraine geht es ja gerade.

- Als die Sowjetunion Afghanistan angriff, da gab es dort ein paar analphabetische Bauern, die Mohn für Genussmittel anbauten. Ausbildungsgrad & Ausstattungsgrad der ukrainischen Armee 2022 ist sehr deutlich höher. Die Mudschaheddin waren sicherlich ebenso große Patrioten wie die Asow-Regimenter. Aber Asow ist deutlich besser ausgebildet und hat auch Zugriff auf ganz andere Waffen.

- Als die Sowjetunion Afghanistan angriff, da gab es EINE Macht, die sich dem entgegenstellte, nämlich die USA. Die den analphabetischen Afghanbauern ein paar Stingers in die Hand drückten, um die "Sowjetrepublik Afghanistan" zu verhindern. Heute, 2022 gibt es eine breite Koalition von über 30 Staaten, die die Ukraine gegen Putins Krieg unterstützen. Die USA sind wieder dabei, aber noch sehr viele andere mehr, egal ob sie nun Kanada, Australien, Großbritannien oder Polen heißen usw.

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Ich könnt noch viel mehr, aber nuff said: Der Krieg der Sowjetunion gegen Afghanistan fand unter sehr viel besseren Voraussetzungen für die Russen statt, als heute der Putinkrieg gegen die Ukraine. Kabul wurde damals innert weniger Tage überrollt, Kiew haben die Russen bis heute nicht, nach 2 Monaten Krieg. Und obwohl die Russen 1979 in einer viel besseren Position als 2022 waren: Sind sie 7 Jahre später mit irrsinnigen Verlusten geschlagen nach Hause gefahren. Analphabetische Bauern mit ein paar Stingers und Sturmgewehren hatten sie im Guerillakampf außer Landes gejagt. Oh, die Sowjetunion implodierte kurz nach dem Afghanistan-Debakel: Der Krieg hatte sehr viel Geld gekostet und die Russen ruiniert.

Kommen wir nun zu den Konstanten AF 1979 & UA 2022:

- Damals wie heute hatten/haben die Russen weitreichende Kernwaffen, die USA ebenso. Sie spielten in AF keine Rolle und sie spielen auch in UA keine Rolle: Diese Kriege werden ganz konventionell ausgetragen. Dies sei all diesen alarmistischen Dummschwätzern ins Poesiealbum geschrieben, die vom "3. Weltkrieg" daherfaseln. Den gibt es nicht. Es gibt entweder einen Sieg Putins mit konventionellen Waffen über die Ukraine, oder was sehr viel wahrscheinlicher ist, die Vertreibung russischer Invasoren aus der Ukraine, ebenso mit konventionellen Waffen. Kernwaffen sind keine Option. Wir brauchen sie sie sowieso nicht, um die Ukraine zu befreien, Putin würde sich mit der nuklearen Karte noch viel schneller ins Abseits befördern. Dann ist nicht Polen offen, sondern Rußland. So blöd ist Putin nicht. Ein Kernwaffeneinsatz Putins würde auch China aus seiner Neutralität locken, denn:

- Damals wie heute war China neutral. Beide Male aus sehr guten Gründen. In Afghanistan war den Chinesen auch nicht wirklich Recht, daß die Russen ihr Territorium mit einer Sowjetrepublik AF vergrößern wollten. Sie griffen nicht ein, sie legten den Amerikanern keine Steine in den Weg: Neutral halt. China war damals sehr mit sich selbst beschäftigt, gerade erst hatten die vernünftigen Eliten Chinas Mao & Kang Sheng gekillt und der große Deng Xiaoping machte sich 1979 für die Machtübernahme startklar. Seine marktwirtschaftlichen Reformen machten ab 1982 China zu dem, was es 2022 ist: REICH & deutlich mächtiger auf dieser Welt als 1979.

2022 ist das genauso. Die "Neue Seidenstraße" ist ja Chinas Lieblingsprojekt zur Stärkung seiner Position in Europa, Asien & Ostafrika. Die Neue Seidenstraße umfaßt Seewege, aber auch Landwege. Und diese Landwege werden gerade durch Putins Ukrainekrieg massiv in Mitleidenschaft gezogen. Das gefällt China nicht, Straßen & Schienen, die der chinesische Steuerzahler bezahlt hat, werfen kein Geld ab, weil der Westen Rußland sanktioniert, weil dieser depperte Putin in die Ukraine usw.
Umgekehrt gibts gewisse Interessenidentitäten zwischen Moskau & Peking, genauso wie die Russen die Ukraine einsacken wollen, will China Taiwan einsacken.

Aber in der Summe von pro & con ist es für Peking eine Nullsumme: Hence neutrality. Aber wenn die Russen auf nuklear gehen, dann wird China nicht mehr neutral sein. Sage ich. Die Realität wird es zeigen.

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conclusio:

Wir können die Russen schnell aus der Ukraine rauswerfen. Dazu muß man schweres Gerät an die Ukraine liefern. Sehr interessant ist z.B. die Lieferung von potenten Antischiffsraketen, damit könnte man die Schwarzmeerflotte versenken und da die Türken den Bosporus geschlossen haben (dazu haben sie mit dem Vertrag von Montreux ja auch jedes Recht) können die Russen keine neuen Schiffe nachschieben. Könnten sie auch ohne das nicht, glaube kaum, daß die Briten auf Gibraltar aktuell irgendein russisches Schiff auch nur ins Mittelmeer lassen. Zum anderen natürlich Panzer sehr gerne natürlich auch deutsche Panzer. Klar, damit könnte man den Rauswurf der Russen aus der Ukraine beschleunigen.

ABER SELBST DANN, wenn das alles nicht, wenn unser Zauderkanzler Scholz keine schweren Waffen liefert: Die Russen gehen auch dann geschlagen aus der Ukraine. Es dauert bloß etwas länger. We can do this easy. Or we can do it real easy.

Unwahrscheinlich, aber auch eine Option: IN Rußland wird das Falschhandeln des Führers zeitnah als solches erkannt und Putin darob entsorgt. Im Kommentarbereich der NZZ las ich neulich von einem offensichtlich gewitzten Zeitgenossen, der historische Parallelen zwischen Putin & Napoleon aufzeigte und sich die Frage stellte, auf welche Insel man den abgehalfterten Putin dann endlager-deportiert...

Interessante Fragen. Auch wenn ich auf Putin keinen Pfifferling wette, gilt immer noch das pfälzer Konditionalgefüge: ERST wird die Sau geschlacht, DANN wird die Worscht gemacht!

bd

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