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  • lalilalila

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2001

Re: Es gibt Methoden der Wahrheitsfindung

Kurz zu mir:
Ich bin kein Journalist, sondern habe einen ganz anderen Beruf - Softwareentwickler. Es hat mich nur aufgeregt, wenn hier ein Mist nach dem nächsten erzählt wird. Häufig Opfer (Ukrainer) verhöhnt werden.

Wir haben in unserer Heimatstadt sehr gute Erfahrungen mit etwas kümmern gemacht. Wenn jemand Mist erzählt, dann sagt man schon mal, dass er einen Vogel hat. Wir haben es seit Jahren geschafft, dass bei uns Nazidemos keinen Spaß machen, weil die Gegendemonstration einfach immer bedeutend größer ist. Aber dazu gehört, dass man auch mal jemanden sagt, wenn er spinnt. Das verhindert Radikalität.

Übrigens: Ich bewundere Freiwillige wie die Volksverpetzer.

franz (12) schrieb am 24.04.2022 18:04:

Es gibt durchaus Methoden, der Wahrheit näher zu kommen. Gundvoraussetzung ist es, dass man möglichst viele verschiedene Quellen analysiert und Vergleiche zieht. Ferner ist Hintergrunswissen sehr wichtig, dazu gehört auch der historische Kontext. Man kann sogar aus dem ÖRF (öffentliche rechtlichen Fernsehen) manches Wertvolle herausziehen. (dem Wetterbericht ist durchaus zu trauen). Wenn es aber um wichtige politische Themen geht, ist bei den ÖRF stets Vorsicht geboten.

Meine Erfahrung ist, dass die sich durchaus bemühen, korrekte Fakten darzustellen, aber unter Umständen Dinge nicht beachten. Komplette Fälschungen gibt es im ÖR äußerst selten.

Nach dem Skandal mit einem gewissen Relotius habe ich die MSM (main stream medien) einschließlich ÖRF nicht mehr ernst genommen.

Und da möchte ich dir widersprechen. Hier hat eine einzelne Person gefälscht. Es passte ins Bild. Aber vor allem: Wenn auch verzögert hat die Selbstreinigung doch funktioniert. Der Spiegel hat sich entschuldigt. Der Spiegel hat über seine Fehler selbst informiert.

Hier sind wir auf einer komplett anderen Ebene, als bei Meldungen aus Russland. Wie geschrieben - wenn man etwas im Westen kritisieren kann, dann ist es Weglassen. In Russland aber Fälschung und Desinformation.

Folgende Regel hat jedoch oft funktioniert. Der ÖRF informiert z.B. über Mariupol. Bei derartigen strittigen Themen, sollte man zunächst immer das Gegenteil des Behaupteten annehmen, sozusagen als Anfanghypothese. Durch Erschliessung weitere (sogenannter alternativer Quellen) und Erarbeitung von Hintergrundswissens gelingt es in den meisten Fällen, die Anfangshypothese zu bestätigen (oder wenigtens zu stützen).

Man muss schauen, was schlüssig ist und dann auch abwägen, was wahrscheinlicher ist. Ein weiteres Instrument ist, wie Wahrheiten angepasst werden, wenn neue Fakten bekannt werden.

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Beispiel Butscha:
1 - Schauspieler, sind gar nicht tot
=> Das lässt sich leicht überprüfen, dass das gelogen ist. Damit sind Lawrow und Antispiegel der Lüge erst mal überführt.

2 - Die Leichen wurden so hingelegt
=> schwieriger, aber hier gibt es viele Beweise, die ineinander greifen

3 - Das waren keine Russen. Die Aufnahmen stammen vom 4.4. Russland war aber schon am 30.3. weg (wahlweise 31.3.). Der Bürgermeister hat es unmittelbar nach der Befreiung in einem kurzen Statement nicht erwähnt.
=> Die ersten Aufnahmen stammen aber vom 1.4.

1-3 wurden behauptet, bevor es eine vernünftige Prüfung hätte geben können. Niemand der Russen war noch vor Ort.

4 - Alle Interviews gestellt - Die Ukrainer, allen voran ASOW, waren es
=> Nun wurde schon so oft gelogen von einer Seite. Die andere ist ganz konstant bei einer Version geblieben.
Natürlich es gibt wohl den 31.3., an dem die Russen wahrscheinlich schon komplett weg waren und die Videos stammen vom 1.4. Nun ist es nicht mehr so einfach, das sofort zu widerlegen. Aber muss man das den Russen nach den ganzen unglaubwürdigen Dementis glauben?

Hier kann man nun Zeit versenken. Aber für mich stand von Anfang an die Vermutung - hier wurde so lange mit Müll geworfen, bis es einmal nicht sofort zu widerlegen geht.

Nun kann man die Quellen gegeneinander abwägen:
* Seite Russland
- zuvor angepasste Versionen die ganze Zeit, sehr schnelle Schuldzuweisungen
- Weiße Armbinden sollen für Aufgabe, also Kollaborateure stehen
- Die Leichen sollen zu wenig verwest gewesen sein. In den 2 Wochen waren es teilweise kurz bis zu 17 Grad. Meist aber unter 10.
- der Bürgermeister hat die Massaker anfangs nicht erwähnt

* andere Seite
Weiche Fakten:
- alle haben von Anfang an das selbe behauptet
- die Meldungen sind schlüssig und passen zusammen
- Die Menge an Verwüstung spricht gegen ein drapieren an einem Tag
- Die Foltervorwürfe decken sich mit Meldungen aus der Ostukraine, wo es auch Foltervorwürfe gibt
- Das Zerstörungsbild ähnelt anderen russischen Kriegen
- weitere Lügen der russischen Seite zur Verunglimpfung der Quellen. Hier aber eventuell nicht zentral organisiert, eventuell teilweise sogar nicht mal böswillig (z.B. war Human Rights Watch sehr wohl vor Ort)
- es wird behauptet, dass es schon ziemlich gerochen hat und auch Tiere an den Leichen gefressen haben

Harte Fakten (wenn die nicht gefälscht sind, reichen die als Beweis)
- jede Menge Zeugen gleich von Anfang an alle das selbe behauptet haben.
- Satellitenbilder
Es ist klar, dass die von Russlandfreunden angezweifelt werden. Hat Russland ja auch schon selbst gefälscht - z.B. bei MH17. Hier geht es also auch darum, ob die Bilder mit dem Rest zusammenpassen. Das ist der Fall und das wurde auch veröffentlicht.
Eine Schattenwurfauswertung zur Datumsbestimmung habe ich leider nicht im Netz gefunden.
- die Erschießung des Radfahrers. Dabei war mindestens ein Gebäude noch intakt, was später zerstört war.

Dann die Zeitliche Abfolge:
- Massengräber
Unmöglich, die an einem Tag zu erstellen. Hier dann wieder die Frage, was hier passiert ist. Russland behauptet Splitter. Alle anderen reden überwiegend von Schusswunden.
- Praktisch kein Blut zu sehen. Das Argument wurde vor allem von Russland gebracht. Aber eigentlich spricht es für die ukrainische Version. Also mit Satellitenaufnahmen alles so drapiert, dass es exakt zusammenpasst und das an einem Tag? Oder sind die Leichen älter als ein Tag?

Was bleiben sind 3 mögliche Theorien:
- die Ukrainer waren es -> das ist nach Faktenlage widerlegt
- die Russen waren es -> dafür gibt es erdrückende Beweise
- beide haben Kriegsverbrechen begangen -> das hätte ich gerne noch wegrecherchiert, aber da war mir einerseits meine Zeit dann doch zu schade, anderseits bin ich da auch wirklich nicht weitergekommen. Ich halte es aber für unwahrscheinlich.

Fehlende Blutlachen, das Radfahrer-Video wie auch die Massengräber sprechen für eine alleinige Schuld Russlands.

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Noch ein anderes Thema:

Ein weiteres Problem, was z.B. auch die Autoren von Telepolis gerne machen: Nebenbei irgendwelche Behauptungen als Tatsachen darstellen. Unbewiesen. Also viel Propaganda auf diesem Kanal.

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