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  • chief mouser

681 Beiträge seit 19.04.2016

Großbritannien macht es richtig

Großbritannien wird künftig WENIGER für Kernwaffen ausgeben und auch WENIGER Kernwaffen haben.

Aktuell verfügt UK über die Vanguard-Klasse, 4 Boote mit je einer Kapazität von je 16 Trident D-5 Mk.II. Diese Rakete kann per MIRV bis zu 14 Ziele á 100kt bekämpfen. Die Reichweite der Rakete hängt von der Beladung ab. Mit einem 100kt Einzelsprengkopf wird man über 12.000 km weit kommen, mit der vollen Waffenlast eher 7500 km.
Von diesen vier Booten ist immer eines im Hafen und wird überholt, drei sind einsatzfähig.

Man sieht durch einfache Multiplikation 3*16*14. Es könnten THEORETISCH 670 Ziele angegriffen werden. In der Realität sind es viel weniger, weil Großbritannien überhaupt nicht mehr als 225 nukleare Sprengköpfe hat. Und obwohl die Trident D5 die bestgetestete SLBM der Welt ist, mit über 150 Teststarts: So geht man immer davon aus, daß man im Ernstfall eine markante Fehlerquote hat.

Das ist die Situation. Großbritannien besitzt nukleare U-Boote, die in ihrer Planung noch aus dem kalten Krieg stammen. Sie sind - ganz objektiv - für die heutige Bedrohungslage zu groß.

Natürlich hat man sie nicht deswegen abgeschafft, sondern nutzt sie eben bis zum Ende der Lebensdauer von 40-45 Jahren. Auch weil der Reaktor so gerechnet ist, daß er 2x befüllt wird: Einmal ab Werk und einmal zur Halbzeit. Warum sollte man ein Schiff ausmustern, das pfenniggut ist und noch für 13-15 Jahre Treibstoff hat? U-Boote sind teuer, die schmeißt man nicht einfach so weg.

Die Successor-Klasse (das ist ein working title, heißen wird sie später anders), das sind ganz neue Boote. Sie sind viel kleiner, sie werden maximal 12 Raketensilos haben, von denen höchstens 8 im Friedensfall bestückt sein sollen und die Friedens-Nukleardoktrin sieht vor, daß nicht mehr als 40 Sprengköpfe zeitgleich zur See fahren, auf allen drei Booten. (Nr. 4 im Hafen). Es gibt auch einen Vorschlag, die Boote mit nur 8 Silos zu bauen. Kleiner, weniger Silos: Die Schiffe brauchen weniger Besatzung und sind leiser. Es gibt einen neuen Reaktor und eine hydrodynamischeren Rumpf, der von den Jagdubooten übernommen wurde.
Wo man sich da treffen wird, weiß ich nicht zu sagen. Vielleicht baut man Boote mit 10 Silos als Kompromiss aus 12 und 8. Wird man sehen. Klar ist: Die Boote werden kleiner.

Mit der Modernisierung seiner Kernwaffen reduziert Großbritannien sein nukleares Arsenal sehr deutlich, Ziel ist es, von aktuell 225 Sprengköpfen auf 180 insgesamt runtergehen zu können. Und bei den operational warheads, also das, was wirklich als Munition kurzfristig verfügbar ist: von 160 auf 120 Sprengköpfe.

Die Timeline ist langfristig. Die akutelle Vanguard-Klasse ist für eine Lebensdauer von 40 Jahren konzipiert, mit einer einmaligen Lebensverlängerungsoption, die maximal 5 Jahre mehr bringt. (wohlbemerkt: bei hohen Kosten). Die Vanguards wurden in den 90ern in Dienst gestellt, also müssen sie ab 2030 ausgetauscht werden. 2006 wurde mit der grundsätzlichen Planung für die Nachfolge begonnen, heute 2016, sollte man langsam mal anfangen, die Nachfolger konkret zu planen und zu bauen. Planung & Bau eines nuklearen Bootes mit nuklearer Bewaffnung, auf dem hohen Standard, mit der Sicherheit, die hier erwartet wird: 12 Jahre. Minimum. Eher 14. Ein SSBN ist kein Paddelboot. Erkennt man daran, daß es keine Paddel hat.

Was UK macht, ist gut und richtig, es wird billiger für den britischen Steuerzahler, es sichert weiterhin die weltweite nukleare Zweitschlagsfähigkeit und es ist, aufgrund nachprüfbar reduzierter nuklearer Schlagkraft Britanniens ein Friedensangebot an andere, ebenfalls ihre Waffen zu reduzieren. Es ist sehr vernünftige Sicherheitspolitik.

cm

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