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Re: Zeitfenster

mann-oh-mann schrieb am 23.09.2023 22:39:

bis jetzt erscheint es mir, daß Putin Verhandlungs willig ist.

Nö, ist er nicht.
Er fordert immer noch die Zerschlagung der Ukraine und eine militärische Neutralisierung des Rests - in den er dann wohl ein paar Jahre später ein marschieren würde.

er hat Gebietsgewinne den Russen gegenüber vorzuweisen, die für ihn, und garantiert auch einen großen Teil der Russen wichtig sind (wenn auch nicht zu 100% ) .

Er hat sich in der russischen Öffentlichkeit darauf festgelegt, dass der komplette Donbass zu Russland gehört.

Der kann nicht verhandeln, wenn er nicht diese Regionen erobert und darüber hinaus noch Territorium der Ukraine als Verhandlungsmasse.
Danach sieht es halt nicht aus.

wenn die Ukraine bereit währe, auf diese Gebiete zu verzichten, sowie auf eine NATO Mitgliedschaft, währe es bestimmt möglich, mit Putin Verträge auszuhandeln!

Ja, nur ist der Verzicht auf militärische Sicherheitsgarantien für die Ukraine völlig inakzeptabel.
Sie haben sich schon mal von Russland die territoriale Integrität versprechen lassen. Das ist Teil des Abkommens gewesen, in dem die Ukraine aus der GUS ausgeschieden ist, und der Deal war: Atomwaffen ausliefern gegen Friedensgarantie.
Putin hat diese Garantien einseitig für irrelevant erklärt. Mit anderen Worten: Sie können sich nicht darauf verlassen, dass Putin sich an Verträge hält, sie brauchen echte Streitkräfte, weil sie sonst umgehend mit einer erneuten Invasion rechnen müssen.

(eine EU Mitgliedschaft halte ich für in den nächsten 20 Jahren für sehr unwahrscheinlich. so wird es Putin vermutlich auch sehen. es wäre für die EU, beim momentan Zustand der Ukraine, schlicht zu teuer!)

Die Ukraine hat bessere Aussichten als der Kosovo.

Die machen aktiv Korruptionsbekämpfung und sind auch sonst, mitten im Krieg, aktiv mit Staatsumbau in Richtung EU-Kompatibilität beschäftigt.
Da sind auch öffentlichkeitswirksam jede Menge Amtsenthebungen wegen Korruption unterwegs, und Selenski greift auch dann nicht ein, wenn es alte Weggefährten trifft. (Das Öffentlichkeitswirksame macht die Amtsenthebung nicht zu einer besseren Korruptionsbekämpfung, aber es setzt Maßstäbe und schreckt Korruptionsanfällige ab.)

Es gibt da auch breite Unterstützung in der Bevölkerung für diesen Kurs.

Im Kosovo (um mal das Gegenbeispiel zu nennen) versucht man, die Vorteile der EU zu nutzen, ohne von der Korruption lassen zu müssen, und bleibt bei allem halbherzig, und das verzögert den Beitritt natürlich ins Unendliche.

wenn die Offensive der Ukraine nicht äußerst erfolgreich läuft, ist , wenn die Angreifer ihr Potenzial verschossen haben, mit einer Gegenoffensive zu rechnen.

welche Partei dann welches Potenzial hat, ist natürlich aus der Position eines normalen Mitteleuropäers kaum möglich vorherzusagen.

Wenn man sich informiert, schon.
Die Russen schlachten mittlerweile ihre WK2-Panzer und -Haubitzen aus.
Die Ukraine kann kämpfen, solange sie Waffen und Geld aus dem Westen bezieht.
Und der Westen kann sich diesen Krieg sehr, sehr lange leisten. 2% fürs Militärbudget und davon die Hälfte für die Ukrainehilfe, und die wissen nicht mehr, wohin mit all den Waffen.
Was den Westen tatsächlich trifft, sind die indirekten Kosten, insbesondere die Energiepreise. Das ist ein sich selbst lösendes Problem (wir müssen eh weg von Öl und Gas), aber die Lösung wird wohl länger dauern als der Krieg - obgleich: Putin kann diesen Krieg nicht beenden, es kann gut sein, dass wir noch in 10 Jahren Waffen liefern, und bis dahin sind uns die Ölpreise relativ schnurz.

aber, gesetzt den Fall, die dann russische Offensive läuft, und die Ukraine schrumpft quasi jeden Tag ein heftiges Stück.
was dann?
wird Putin dann noch bereit sein zu verhandeln? warum sollte er???
und dann ist es immer noch die Frage, ob die US Führung oder die ukrainische Verhandlungen überhaupt in Betracht ziehen.

denke, er meint so etwas mit 'Zeitfenster'.

Ja, nur ist das ein völlig unrealistisches Szenario.

Die Ukraine rückt vor, die Russen nicht.
Und das wird so bleiben, solange der Westen Waffen liefert.
Wenn der Westen keine Waffen mehr liefern sollte, dürfte sich die Ukraine enttäuscht vom Westen abwenden und in den russischen Machtbereich fallen, und dann gibt es auch keine Verhandlungen, sondern nur einen überwältigenden Sieg für Putin.

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