Ansicht umschalten
Avatar von Eiger Nordwand
  • Eiger Nordwand

mehr als 1000 Beiträge seit 10.11.2018

Re: Freilandhaltung ist weit von Bio entfernt ...

Das ist ja generell das Problem - ich bin in den 70ger und 80ger Jahren großgeworden und da war hier im Osten die Landwirtschaft schon "kollektiviert". Es war nur ein kleiner Hof, wo ich aufgewachsen bin. Der hatte ursprünglich ca. 10 ha Fläche. Nachdem nun den Großteil davon die "LPG" bewirtschaftete, blieben sogenannte "Rest- u. Splitterflächen noch in privater Bewirtschaftung, welche sich mit schwerer Technik nicht bearbeiten ließen. Im Stall brachte die Genossenschaft im Winterhalbjahr Jungvieh unter, welches der Onkel von meinem Papa betreute. Meine Eltern waren damals schon nicht mehr in der Landwirtschaft tätig. Wir hatten aber immer paar Schafe, ein oder zwei Schweine, Hühner, Tauben, Gänse, Enten und manchmal ein Mastrind, teilweise für den Verkauf und teilweise zum selbst verwerten. Von der Genossenschaft bekam man so quasi als "Naturalpacht" jedes Jahr paar Zentner Getreide und Kartoffeln. Kannst dir ja vorstellen, dass da meist noch etwas mehr "vom Hänger gefallen" ist. Grünfutter und Heu haben wir selbst gewonnen, meist in Handarbeit mit Sense und Rechen. Wildhasen habe ich damals mit meinem Trabbi auf dem Feldweg gejagt - bei 60 kmh sind sie durchgepoltert, aufgelesen, abgezogen, ausgeschlachtet und tranchiert. Es gab massenweise davon. Rebhühner gab es ebenfalls ohne Ende. Im Winter kamen Hasen und Rebhühner bis in den Hof. Da gab es Silage und andere Dinge, welche gerne angenommen wurden. Füchse waren damals durch Tollwut nicht in dem Maße vorhanden und außerdem durfte man diese auch noch mit Fallen bekämpfen. Urgroßvater und Großvater hatten noch eine alte Jagdlizenz vom Kaiser bzw. Weimarer Zeiten. Die hat man denen nicht gezwickt, wunderlicherweise. Ein Onkel von mir und mein Bruder haben den Jagdschein erst nach der Wende gemacht - vornher hat man sie nicht zur Prüfung zugelassen - wahrscheinlich wegen politischer Unzuverlässigkeit. Da waren die beiden so eine ganze Zeit als sogenannte "Jagdhelfer" unterwegs und Fallen haben sie gestellt - eben Fuchs, Marder und auch Bisamratten. Also meine Kühltruhe ist immer wohlgefüllt, zumal ich noch einen Ziehsohn habe (der Junge von einem Schulfreund). Er ist Jagdpächter hier beim Sachsenforst. Meist habe ich Wildschwein oder Reh, letztes Jahr ein schon etwas größeres Hirschkalb. Ich komme da mit meiner Frau und Sohn recht gut übers Jahr. Zumal ich als Hobbymetzger auch Wurst herstelle bzw. Schinken und andere Räuchersachen mache. Da kauf ich mir Schweinebacken bzw. Schweinbauch dazu. Zugegebermaßen aus dem Großhandel.

Ja die Leut heutzutage wollen nur noch Edelfleischteile konsumieren. Aber ein Schwein besteht halt nicht nur aus Filet, Lachse, Keule oder Schulter.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten