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  • ALomax

mehr als 1000 Beiträge seit 02.06.2014

Re: Ich lebe in einer Region in der es Wolfsübergriffe gibt.

Etwas weniger Schaum vor dem Mund und etwas mehr Logik wuerde helfen.

Ich sehe schon die Logik in dem Vorwurf - nämlich die einfache Regel, dass derjenige, der etwas haben will, auch die Kosten dafür tragen sollte. Und zu den Kosten gehören beispielsweise nicht nur die Materialkosten für Zäune, sondern eben auch die Arbeitskosten für deren Errichtung - die derzeit bei den Landwirten hängen bleiben. Um mal ein Ungleichgewicht in der Lastenverteilung herauszugreifen.

Warum sollte der NABU dafuer zahlen?Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe!

Wenn die Gemeinschaft den Wolf will und entsprechende Gesetze beschließt, sollte natürlich auch die Gemeinschaft die Kosten tragen - sprich, ein typisches Beispiel für eine Entschädigung aus Steuermitteln. Damit stimme ich deiner Aussage im Prinzip zu.

Aber so ganz will ich den NABU auch nicht aus der Verantwortung entlassen, denn der zählt halt schon maßgeblich zu den Gruppierungen, die den Wolf in Deutschland wollen und durch entsprechende Lobbyarbeit die Gesetzgebung in diese Richtung beeinflussen und damit nach dem Verursacherprinzip zumindest moralisch auch in einer besonderen Verantwortung für die Lasten stehen.
Man sollte sie also zumindest auch auf eine Stellungnahme für die Kostenseite der Rechnung festnageln, und wenn diese Stellungnahme sehr einseitig in Richtung "wir wünschen, der Landwirt soll zahlen" ausfällt, kann man das durchaus auch als anrüchig kritisieren. Da ist der NABU als Lobbyist natürlich genauso in der Pflicht wie beispielsweise irgendein Wirtschaftslobbyist für eine von ihm mit-initiierte Gesetzesinitiative, von der er zulasten anderer profitiert.

Denn für die Kosten einer gesetzlichen Regelung sehe ich zwar ebenfalls zuallererst den Steuerzahler in der Pflicht. Aber das sollte auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eben nicht jeder Steuerzahler gleichermaßen für die Einführung der Regel verantwortlich ist, und dass man deswegen von denen, die diese Regelung speziell unterstützen, auch ein Statement zu den Kosten und der Lastenverteilung einfordern darf und muss, um die politische Diskussion auf solide Füße zu stellen.

Seit wann werden Nutztiere NICHT eingezaeunt?

Soweit es halt erforderlich ist ... und da schaffen Wölfe schon deutlich aufwendiger zu realisierende Erfordernisse, als man sie ohne Wölfe hätte.
Und gerade Naturschützer müssen sich auch fragen lassen, ob sie mit der Befürwortung einer Wolfspopulation wirklich einen Beitrag zum "Naturschutz" oder zu einem naturnahen Gleichgewicht in der deutschen Landschaftsnutzung leisten, wenn sie als Königsweg für deren Umsetzung einen "Herdenschutz" propagieren müssen - der in der Praxis auf die großflächige Zuspachtelung der Landschaft mit Dreimeterzäunen hinauslaufen würde.
In dieser Hinsicht sehe ich auch in diesem Interview wie in der Wolfsdiskussion durchaus eine Diskrepanz zwischen objektivierbarem "Naturschutz" einerseits und urban geprägter "Naturromantik" auf der anderen Seite, die sich ja insbesondere dadurch auszeichnet, dass Zielwertkonflikte einfach ausgeblendet werden.

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