Wo siehst Du denn eine Chance, dass ein Niedergang bedeuten würde, dass nachhaltige selbstbestimmte und humanitäre Gesellschaftsformationen die kapitalistische Negation des Menschen ersetzen könnte?
Ich zitiere Hölderlin, Verse, die er im Tübinger Stift nach Gesprächen mit den Idealisten Schelling und Hegel geschrieben hat:
"Aber kommt, wie der Strahl aus dem Gewölke kommt,
Aus Gedanken vielleicht, geistig und reif die Tat?
Folgt die Frucht, wie des Haines
Dunklem Blatte, der stillen Schrift?
Und das Schweigen im Volk, ist es die Feier schon
Vor dem Feste? die Furcht, welche den Gott ansagt?
O dann nehmt mich, ihr Lieben!
Daß ich büße die Lästerung.
Schon zu lange, zu lang irr ich, dem Laien gleich,
In des bildenden Geists werdender Werkstatt hier,
Nur was blühet, erkenn ich,
Was er sinnet, erkenn ich nicht."
Hoffnung ist zutiefst menschlich; doch Lebenserfahrung macht skeptisch.
"Wohl ist enge begrenzt unsere Lebenszeit,
Unserer Jahre Zahl sehen und zählen wir,
Doch die Jahre der Völker,
Sah ein sterbliches Auge sie?
Wenn die Seele dir auch über die eigne Zeit
Sich, die sehnende, schwingt, trauernd verweilest du
Dann am kalten Gestade
Bei den Deinen und kennst sie nie,
Und die Künftigen auch, sie, die Verheißenen,
Wo, wo siehest du sie, daß du an Freundeshand
Einmal wieder erwärmest,
Einer Seele vernehmlich seist?
Klanglos, . . . ists in der Halle längst,
Armer Seher! bei dir, sehnend verlischt dein Aug
Und du schlummerst hinunter
Ohne Namen und unbeweint."
Was denkst Du, was kommt, wenn die derzeitige kapitalistische Logik kollabiert?
Hauen und Stechen? Ein verzweifelter Kampf jeder gegen jeden?
Oder neue Ernüchterung? Klarheit? Neubeginne?
Ich gestehe: Ich sehe da: nichts, jedenfalls nichts Bestimmtes.