Stephan Geue schrieb am 10.02.2025 21:14:
... die Bundeswehr will noch was für sich selbst übrig behalten.
Was ich persönlich eher dämlich finde, weil jeder Angriff, der die Bundesrepublik treffen könnte, erstmal durch die Ukraine bzw. Polen durch müsste, wir brauchen das Zeug also eigentlich nicht.Schon mal von Raketen gehört? Die fliegen über Polen einfach hinweg.
Die Russen haben gar keine Raketen übrig, die brauchen ja alles gegen die Ukrainer.
Und die Russen wären dämlich, wenn sie das tun würden.
Dann hätten sie keinerlei Aussicht mehr, Deutschland per Propaganda aus dem Ukrainekrieg rauszuhalten.
Das ist also kein realistisches Szenario.
Ansonsten hätte ich bis vor drei, vier Jahren gedacht, Deutschland brauche überhaupt kein Militär, weil von Ländern umgeben, die ihm nichts Böses wollen. Aber seit einiger Zeit vernehme ich Töne aus Polen nach "Trillionen" von Reparationsforderungen und höre von beträchtlicher Aufrüstung, angeblich gegen die Russen.
Als Drohung gegen Deutschland wäre das sinnlos.
Genau die Werte zerstören, aus denen etwaige Reparationsforderungen bezahlt würden?
Nebenbei damit noch die NATO sprengen, auf die Polen als Schutz vor Russland angewiesen ist?
Das ist geradezu absurd. Wer sowas ernsthaft vorträgt, macht sich lächerlich.
Und nicht ernsthaft vorgetragen ist das jetzt reine Irreführung.
Ich meine, was wollen die da ausrichten?
Wollen die ernsthaft gegen eine Atommacht kämpfen, die unabhängig von ihrem Nukleararsenal militärisch himmelweit überlegen ist?
Ist Russland nicht.
Es kommt ja nicht mal gegen die eher halbherzig unterstützte Ukraine an.
Und Atomwaffen setzt Russland nicht in einem Offensivkrieg ein, DIESE Drohung ist schon seit über einem Jahr vom Tisch; bitte wärm diesen Unsinn nicht schon wieder auf.
Polen hat - genau wie Deutschland - keinerlei Kriegserfahrung, Afghanistan vielleicht mal ausgenommen. Was wollen die mit so viel Kriegsspielzeug? Was wollen wir damit?
Russland abschrecken.
Kriegserfahrung sammeln die Polen gerade in Russland. Da dürften alle Staaten ihre Beobachter haben, die sammeln alle Informationen für einen Krieg zwischen westlichen und russischen Streitkräften.
Schauen wir doch mal kurz über den Großen Teich: Mexiko und Kanada und Grönland und Trumps Make-America-Greater-Than-Ever-Pläne. Was wäre ein guter Plan für Kanada für den Fall, dass die US-Truppen die Grenze überschreiten? Kampf bis zum letzten Kanadier? Oder vielmehr das Beste draus machen? 55.000 Grönländer kämpfen wie ein Eskimo! Dem Potus werden wir's zeigen! Hä?!
Fall doch bitte nicht darauf rein, wie Trump permanent Drohkulissen aufbaut.
Gegen einen Einmarsch könnte man nicht viel tun, aber er wäre die Unterstützung sämtlicher europäischer Staaten los, die NATO würde aufgelöst und als EUTO neu gegründet (wahrscheinlich unter Beibehaltung sämtlicher Strukturen), und die USA hätten aus einem langjährigen Verbündeten einen erbitterten Feind gemacht, der in Zukunft eher mit China als mit den USA gemeinsame Sache macht.
Ich weiß, Trump denkt so weit nicht.
Aber Trump braucht Leute, die das ausführen, und so weit ist er bei der Trumpisierung des Staatsapparats nicht.
Im Gegenteil. Er will das Militär abbauen, der hat DOGE dorthin geschickt. Das US-Militär ist damit für die nächsten 10 Jahre nicht mehr handlungsfähig: in den kommenden vier Jahren, weil DOGE dort wieder das übliche Chaos anrichten wird, und in den Jahren danach, um die Scherben aufzukehren.
Gut, nicht völlig handlungsunfähig. Aber in seiner Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt.
Selbst wer gegen die Unterstützung ist, sollte zumindest zustimmen, dass so eine halbe Unterstützung eigentlich weniger effektiv ist als vorbehaltlos alles zu liefern, was in den Arsenalen ist.
Da gehe ich mit. Die Frage ist allerdings, was der Effekt gewesen wäre, wenn wir schon von effektiv sprechen. Gab's da einen Plan? Russland bis an die ehemalige russische Grenze zurückdrängen, und dann isses gut?
Es geht nicht um Land.
Es geht darum, Putin zu demonstrieren, dass militärische Aggression sinnlos ist.
Also an die Grenze zurückdrängen und danach auf russischem Boden jede Truppenkonzentration zerschlagen, dafür erstmal Lufthoheit erringen und Luftabwehrstellungen vernichten.
Die erste Regel, wie man Kneipenschlägereien verhindert: "Beginne mit einem erschütternden Akt brutaler Gewalt, um jeden Rüpel zu entmutigen."
Funktioniert auch gegen Staaten.
Und ja, ist brutal. Aber wenn die Rüpel nur auf Brutalität regieren, ist das halt das einzige Mittel; Handelsverflechtungen haben Putin ja nicht aufgehalten.
Da war doch die Rede von einem Tribunal und von Reparationsforderungen. Das kriegt man doch nicht durchgesetzt, wenn man Putin im Kreml nicht das Knie quer über den Hals drückt und ihn fragt "Gibst du auf?"
Das ist Verhandlungsmasse.
Das kann man z.B. einem Nachfolgeregime gnädig erlassen, wenn es Demokratisierung und Abrüstung auf ein vernünftiges Normalmaß macht.
Putin selbst kriegt man so natürlich nicht weg, aber wenn sein Feldzug krachend scheitert, ist seine Macht akut gefährdet.
Entweder gibt er nach und kann das Entgegenkommen seinem Volk als großartigen Sieg verkaufen, oder er gibt nicht nach, dann kann er nicht mal militärische Erfolge vorweisen und hat wirtschaftlich immer noch nichts zu bieten, am Ende wird er weggeputscht.
Wenn sich allerdings dieses Szenario für Russland abgezeichnet hätte, wären seine Raketen aufgestiegen, nicht nur nach Europa. War das der final angestrebte "Effekt"?
Wie kommst du auf die Idee?
Man will ja ganz ausdrücklich NICHT in Russland einmarschieren.
Wobei die Dinge wohl sehr viel entspannter sind, als die Leute gemeint haben. Die Ukraine ist in Kursk einmarschiert und passiert ist - kein Atomschlag.
Warum wohl, warum wohl...
Wäre das die Sache wert? Ist die Raketenabwehr so lückenlos, dass alle Täuschkörper erkannt und alle Mehrfachsprengköpfe Stück für Stück abgewehrt worden wären - oder hätte man "zur Not" New York und Los Angeles (und Mitteleuropa sowieso) um der guten Sache willen geopfert? Denkt da irgendjemand seine Pläne bis zu Ende, bis zu DEN möglichen Enden?
Wäre ein Atomschlag auch nur eine halbwegs realistische Option für Putin, hätte er den Krieg mit einer einzigen Bombe auf Kiew gewonnen, als seine Armee überall auf dem Rückzug war.
Das ist ein von der russischen Propaganda herbeifantasiertes Szenario.
Bedauerlich, dass du dich denen als Multiplikator zur Verfügung stellst.
Heute haben wir zwei Optionen: Ukraine so massiv unterstützen, so dass die Russen sich endgültig von ihren imperialistischen Träumen verabschieden. Oder die Russen dauerhaft abschrecken müssen, was wieder die kalter-Krieg-Ausgaben bedeuten würde.
Ich versteh die Leute deshalb nicht, die mit den Rüstungskosten argumentieren. DIESER Zug ist Anfang 2022 abgefahren.Das Problem ist, dass du nur diese beiden Optionen siehst und daraus schlussfolgerst, es gäbe nur diese beiden. Du wirst erleben, dass es weitere Optionen gibt, oder du wirst nicht mehr lange leben.
Oh richtig, es gäbe Option 3: Den Russen in Gottes Namen alles geben, was sie haben wollen.
Da würde ich dann auch nicht mehr lange leben. Ich bin auf medizinische Versorgung angewiesen, und in der neuen Deutschen Demokratischen Republik gäbe es das nicht in der nötigen Qualität.
Denn:
Wenn Putin mal merkt, dass er sich militärisch durchsetzen kann, was sollte ihn davon abhalten, sich die restlichen Ostblockstaaten als hegemonialen Raum zu unterwerfen?
Und wenn er mal die wiederhat, inklusive DDR-Gebiet: Was sollte ihn daran hindern, bis zur Atlantikküste weiterzumachen? Militärstrategisch wäre das für ihn dann ENDLICH die unangefochtene Großmachtstellung, und derartige Träume sind aus dem russischen Regierungsapparat schon mal gekommen, in der Art von Jalta 2.0: Amerika als Einflusszone der USA, Europa für Russland, Asien für China. Die Konferenz wurde ernsthaft vorgeschlagen.
Was machst du, wenn du die nächsten zehn Jahre überlebst? Schreibst du dann auf Telepolis einen großen Mea-culpa-Artikel: "Ich war einer der damaligen Kriegstreiber. Auch meinetwegen haben sich die europäischen Volkswirtschaften alle selbst ruiniert."?
Telepolis wäre dann strikt zensiert und ich würde im Gulag verrecken, weil TP ja meinen Klarnnamen hat und das ausgewertet würde.
Keine Sorge, du bräuchtest keinen Mea-Culpa-Artikel lesen, du hättest als damaliger Prorusse irgendwo eine Datscha.
Die zahnmedizinische Versorgung wäre dann wohl auf DDR-Niveau, wenn du es nicht bis ins Zentralkomitee schaffst, deine Lebenserwartung wäre also weniger als heute, aber immer noch besser als die des gemeinen Pöbels, und das reicht den meisten Menschen ja.
Ich mache dir einen Vorschlag; es kann ja sein, dass ICH zu blind bin, um die Unausweichlichkeit einer russischen Aggression, also eines unmotivierten (motiviert wäre etwa durch Angriffe mit Taurus-Marschflugkörpern auf Moskau) Krieges gegen Deutschland zu erkennen.
Oh, die Motivation ist längst da!
In russischen Schulbücher steht schon heute, der Beitritt der DDR sei illegitim und illegal gewesen (was beides das exakte Gegenteil der Fakten ist).
Und natürlich müssten sie sich auch Westdeutschland holen, wenn sie schon das DDR-Gebiet nehmen.
Sollte das passieren, konventionell und mit Panzern und Drohnen, dann wird's ja mindestens ein paar Tage dauern, bis sie hier sind. Derweil werde dann ICH einen solchen Mea-culpa-Artikel schreiben: "Ich habe den Iwan für ein harmloses Lamm gehalten. Meinetwegen werden jetzt von den russischen Horden deutsche Frolleins massenvergewaltigt." Ist das ein Deal?
Sorry, nein.
Das bisschen Genugtuung wäre die anderen Konsequenzen echt nicht Wert.
Und ich wäre ein egoistischer Arsch, wenn ich das Leid der Unterwerfung eines ganzen Volks unter die russische Hegemonie in Kauf nehme, nur um irgendeinem Forumsteilnehmer gegenüber Rechthaberei betreiben zu können.