Ansicht umschalten
Avatar von 1FC
  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Münchener Abkommen 2.0? Russlandfeldzug?

Ich habe immer mehr den Eindruck, daß sich die Geschichte wiederholt.

Man kann über Wladimir Putin ja denken, was man will, aber ich glaube daß er geschichtlich ganz gut besonders über das 20. Jahrhundert Bescheid weiß.

Am 29. September 1938 trafen sich die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien, um über das Ende der "Sudetenkrise" zu verhandeln. Eine "Appeasement-Politik" sollte den Frieden in Europa auf Kosten der Tschechoslowakei sichern. Ein historischer Irrtum.

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/276472/das-muenchener-abkommen-von-1938-der-gescheiterte-versuch-hitler-zu-beschwichtigen/

Die Geschichte des Münchener Abkommens ist die Chronik eines angekündigten Verbrechens. Mit einem Hauptdarsteller und Handlangern, die an Skrupellosigkeit nicht zu überbieten waren, und westlichen Regierungschefs, deren Naivität und Gutgläubigkeit sie als Marionetten Hitlers erscheinen lässt.
Zumal Hitlers Vorgehensweise das Schlimmste befürchten ließ: Seine Machtübernahme war fünf Jahre her, Deutschland war gleichgeschaltet, die Opposition mundtot gemacht, (…)

https://www.spiegel.de/geschichte/die-sudetenkrise-a-947880.html

Was das Abkommen wert war, sollte heute jeder mit einer halbwegs durchschnittlichen Schulbildung wissen. Ebenso, wie es weiterging.

———————————————-

I. Geschichte

Das Kapitel der weiteren Geschichte, welches dann auch Russland (bzw. Sowjetunion) betraf, kennt Herr Putin mit Sicherheit besonders gut.

Denn was viele scheinbar vergessen, ist die Tatsache, daß in Hitlers kranker Ideologie neben den Juden auch die Russen „ihn störten“ (ich möchte das ungern im Original formulieren).(*)

Dazu (Völkermord an Slawen) ist es zum Glück bekanntlich nicht gekommen, auch wenn in der heutigen Ukraine und im heutigen Russland Millionen von Menschen sinnlos ihr Leben lassen mussten.

Und das konnte bekanntlich verhindert werden, nicht etwa weil Stalin auf den Hitler-Stalin-Pakt von 1939 vertrauen konnte (was er aber tat), sondern weil die Sowjetunion von den westlichen Alliierten massiv unterstützt wurde, dank des Lend-Lease-Act von 1941 insbesondere von den US-Amerikanern .
Auch wenn die Sowjetunion und später die russische Föderation das in Folge stets unter den Tisch gekehrt haben und diese Tatsache seitdem für ihren Mythos „rote Armee“ verschleiert und klein geredet haben, so war das nun mal einer der Hauptgründe.

Später bestätigte z.B. ein Nikita Chruschtschow in seinen Memoiren folgendes:

«Hätten die USA uns nicht geholfen, hätten wir den Krieg nicht gewonnen.»

II. Heute

Heute stehen wir irgendwie gefühlt zwischen Sudetenland und Russlandfeldzug…
Auch heute wissen wir, daß Abkommen mit (de facto) Diktatoren nichts wert sind. Auch zwischen Russland und der Ukraine gab es zig Verträge / Abkommen / Resolutionen / …
Es gab auch hier schon einen Nichtangriffs-Pakt, es gab auch hier den „Russisch-ukrainischer Freundschaftsvertrag“, den „Russisch-ukrainischer Flottenvertrag“, es gab sogar den „Russisch-ukrainischer Grenzvertrag“ von 2003, der die Grenzen bis ins Detail geregelt hatte. Beide Staaten sind Mitglied der Vereinten Nationen, Russland ist dabei sogar ständiges Mitglied im Weltsicherheitsrat (und überfällt auf brutalste Art das Nachbarland)…

Und was war das letztens Endes alles Wert? NICHTS!

III. Fazit (persönliche Meinung)

Ich finde wir dürfen ruhig mal zur Abwechslung aus der Geschichte lernen.
Bei einer etwaigen Friedensverhandlung darf nicht nur das „WAS“ verhandelt werden, sondern unbedingt auch das „WIE“. Das heißt, wie - ganz konkret- werden die getroffenen Absprachen umgesetzt / realisiert. Wie wird die Einhaltung konkret garantiert. Wie sind die Konsequenzen bei Verstoß (z.B, könnte festgehalten werden, daß im Rahmen der UN das per Abstimmung festgestellt werden muss. Enthaltungen dabei nicht zulässig, Sicherheitsrat dann nur mit einfacher Stimme ohne Veto. Als Konsequenz dann z.B. Sanktionen durch alle UN Staaten, wenn davon einer sich nicht dran hält wird dieser ebenfalls sanktioniert u.s.w. Da überlegt es sich einer zweimal, ob er zündelt )… und so weiter….
Auch sollte man natürlich stets wachsam bleiben!

—> Wenn z.B. einer fordert, man solle dem angegriffen Opfer keine Waffen mehr liefern und auf Verhandlungen pocht, gleichzeitig aber die Gelegenheit mit an den Haaren herbeigezogenen Gründen demonstrativ verweigert, die Sicht des angegriffenen Opfers zu hören, dann sollte man auch aufhorchen. Insbesondere wenn das zusätzlich noch an deren Arbeitsplatz geschieht und die genau für ihre zahlreichen Arbeitgeber dafür da sind an solchen Veranstaltungen teilzunehmen um sich ein Bild zu machen. Nicht nur ist das denen gegenüber völlig respektlos, es verhöhnt in Gewissem Sinne die unzähligen Opfer und zeigt unverblümt auf, auf wessen Seite die stehen und daß die Forderungen für den Aggressor gestellt werden. Schizophren!
Die Ironie dabei ist auch noch, daß das ungefähr so wäre, als hätten die gleichen Leute damals den Alliierten gesagt, sie sollen Stalin keine Waffen liefern und lieber verhandeln. Und dabei in Einem noch als Kriegstreiber denunziert, obwohl die nur helfen wollten den eigentlichen Kriegstreiber in die Schranken zu weisen und den somit Angegriffenen vor dem zu erwartenden Genozid bewahrt.

In diesem Sinne, Baxter

-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~
(*) Ich muss immer schmunzeln, wenn ich irgendwo im Netz Bilder von irgendeinem Dorffest in Sachsen oder so sehe, auf denen welche mit irgendwelchen Nazi-Devotionalien (Uniformen, Fahnen, Abzeichen… u.ä.) rumlaufen und gleichzeitig Putin verehren. Das wäre in etwa so, als hätten die ne Israel-Fahne an der Wand. Ich glaube, Putin lacht sich bei solchen Bildern auch immer über die Blödheit der Leute kaputt. Da hätte ich sogar doch eine Gemeinsamkeit mit ihm…

Bewerten
- +
Ansicht umschalten