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  • marasek

mehr als 1000 Beiträge seit 16.11.2001

Re: Wohlstandsverwahrlost

Karolis schrieb am 30.04.2022 13:29:

In besseren Jahren galt, so wie im Zirkus, die Übung muss nicht nur toll aussehen, sie muss auch mühelos wirken, als ob es ganz leicht wäre. Die nötige harte Arbeit muss verborgen werden.

Wenn Kinder in einer solchen vorgeblich mühelosen Welt aufwachsen, dann glauben sie das irgendwann und nehmen alles für selbstverständlich, weil es kostet ja nichts und keine Mühe.

Das hat man bei den Flüchtlingen und Corona immer wieder gesehen. Und auch bei den unsäglichen F3s. Die Jugend glaubt tatsächlich an den Wohlstand als ein unerschöpfliches Naturreservoir. Dass der Wohlstand von vielen ineinander greifenden Händen mühselig aufgebaut werden muss, sehen manche ihr ganzes sorgloses Luxusleben nicht. Sie bleiben schließlich in ihrer Wohlstandssorglos-Bubble.

Da kommt dann sowas raus wie „ein Grad weniger heizen und wir Helden können damit Russland bezwingen“. Also die Russen, bei denen Eisbaden Nationalsport ist.

Dass sogar unser buchstäblich tägliches Brot am erdgasabhängigen Kunstdünger hängt, wissen die nicht einmal. Erstens braucht Ökoweizen keinen Stickstoff und zweitens kann man ja auch Kuchen essen.

So andere Details wie Medikamentenversorgung, Notfallmedizin, u.ä. können die sich gar nicht wegdenken.

Einige versteigen sich sogar dazu: „Wenn der Gashahn zugedreht word, kürze ich einfach die Miete. Ist doch des Vermieters Aufgabe, meine Wohnung zu heizen, da hab ich Anspruch drauf!“ Und das Beste: Damit könnten sie glatt durchkommen.
Denn auch Gesetze und Gerichte sind wohlstandsverwahrlost. Es wird allein Jahrzehnte dauern, die Rechtspraxis an den Zusammenbruch anzupassen.

Wir haben eine Generation entstehen lassen, die zum einen in Emotionalität statt Vernunft versinkt, und die zweitens vollkommen unfähig ist, in Ursache-Wirkung-Bezügen zu denken. Stattdessen baut man sich Sündenböcke auf wie Impfgegner und Putinfreunde. Und diese Leute haben wir an die Macht gelassen.

Allein dafür haben wir uns den Untergang verdient.

Ich nenne diese Leute immer "Kindmenschen" und sehe einen Bezug dazu, dass man die ja auch regelmäßig vor der Flut oder einem Wettersturz retten muss. Ich war mal bei ca. Windstärke 10 mit Freunden unterwegs und die wollten in den Wald gehen. Oder hinsichtlich der Pandemie, was habe ich da gegen Wände geredet. Sie begreifen einfach nicht, dass das Leben gefährlich ist und dass die Fallhöhe unserer Zivilisation sehr hoch ist.

Dass hier im Vorfeld des Krieges niemand was dagegen getan hat - unbegreiflich. Diese Leute haben Europa für die nächsten Dekaden verscheuert.

Ich kenne diese bornierte Haltung aus einer Auseinandersetzung, die ich mal hatte. Es gibt Leute, die schießen sich lieber dreimal selber in den Fuß, als einen Zentimeter nachzugeben. Aber mittlerweile ist meine Haltung, wenn jemand einen Strick von Dir will, um sich damit aufzuhängen, soll er ihn haben*, und wer lange genug an den Ufern des Ganges sitzt, sieht die Leichen seiner Feinde an sich vorbeitreiben.

*natürlich nur im übertragenen Sinne...

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.04.2022 14:26).

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