"Hinter diesem „autoritären Gebaren der Antiautoritären“ zeige sich
ein tiefes Misstrauen dem Urteilsvermögen „des Volkes“
gegenüber....als Kampf für die Meinungsfreiheit, die im Sinne
Voltaires auch für Andersdenkende zu gelten habe...Denn man kann sich
Problemen nicht stellen, sie schon gar nicht bewältigen, die
wahrzunehmen man sich untersagt...."
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=14861
Daraus Wiki "
Biedermann und die Brandstifter
Szene 1: Gottlieb Biedermann, ein wohlhabender Haarwasserfabrikant,
liest in der Zeitung von den neuesten Brandstiftungen und echauffiert
sich über die Täter. Die Vorgehensweise der Brandstifter ist stets
dieselbe: Getarnt als harmlose Hausierer nisten sie sich auf dem
Dachboden des Hauses ein, das sie später niederbrennen. Da kündet das
Dienstmädchen Anna Besuch an, einen Hausierer, der sich als Josef
Schmitz vorstellt, ein ehemaliger Ringer und Obdachloser. Er klagt,
dass er stets für einen Brandstifter gehalten werde, und appelliert
an Biedermanns Menschlichkeit. Biedermann, der eben noch hartherzig
seinen Angestellten Knechtling entlassen hat, gefällt sich in der
Rolle des Menschenfreunds und lässt Schmitz auf dem Dachboden
nächtigen.
Szene 2: Am nächsten Morgen wirft Biedermanns Frau Babette ihrem Mann
vor, dass er zu gutmütig sei. Sie will Schmitz freundlich, aber
bestimmt vor die Tür setzen. Doch Schmitz gelingt es, auch Babette
für sich einzunehmen, indem er sich für seine fehlenden Manieren
entschuldigt, die eine Folge seiner schweren Kindheit seien. Es
klingelt. Ein angeblicher Vertreter der Feuerversicherung steht vor
der Tür. Schmitz erkennt in ihm seinen Kumpanen Wilhelm Maria
Eisenring, einen ehemaligen Kellner.
Szene 3: Nachdem Schmitz und Eisenring die ganze Nacht auf dem
Dachboden gepoltert haben, unternimmt Biedermann einen neuen Anlauf,
Schmitz aus dem Haus zu werfen. Dass er auf dem Dachboden nun
unvermittelt zwei Gäste hat, macht ihn ebenso sprachlos wie die
vielen Fässer voll Benzin, die sich plötzlich dort befinden. Ein
Polizist überbringt Biedermann die Nachricht, Knechtling habe sich
das Leben genommen. Als er sich nach dem Inhalt der Fässer erkundigt,
flüchtet sich Biedermann in die Notlüge „Haarwasser“. Befragt vom
Chor, spielt Biedermann den Arglosen. Er rieche kein Benzin, und man
dürfe doch nicht von jedem Menschen nur das Schlechteste denken.
Szene 4: In Biedermann wächst mit der Ahnung auch die Angst. Er
möchte sich seine beiden Gäste nicht zu Feinden machen und lädt sie
zu einem Abendessen ein. Diese reden vor ihm immer offener von
Zündkapseln und brennbarer Holzwolle. Sie messen mit seiner Hilfe
sogar die Zündschnur aus. Die beste Tarnung, bekundet Eisenring, noch
vor Scherz und Sentimentalität, sei die Wahrheit, weil sie niemand
glaube. Als Biedermann den Dachboden verlassen hat, tritt Dr. phil.
zu seinen beiden Kumpanen, ein Akademiker mit Brille, den Eisenring
spöttisch Weltverbesserer nennt und nicht als Gleichgesinnten
anerkennt, weil er keine Lust am Feuer habe, sondern stets ernst und
ideologisch bleibe.
Szene 5: Die Gans wird zubereitet, das Abendessen soll so schmucklos
wie möglich sein, um die Freundschaft zwischen Biedermann und seinen
Gästen zu befördern. Biedermann weist Knechtlings Witwe ab, die ihn
bei den Vorbereitungen stört: für Tote habe er keine Zeit. Ein
Trauerkranz kommt an, der durch einen Fehler der Gärtnerei Biedermann
anstatt Knechtling gewidmet ist. Als Biedermann den besten Wein aus
dem Keller holt, gesteht er dem Publikum, er habe längst einen
Verdacht gehabt, doch was hätte er tun sollen?
Szene 6: Beim Abendessen trinkt Biedermann mit Schmitz und Eisenring
auf ihre Freundschaft und ist ausgelassener Stimmung. Schmitz gibt
eine Kostprobe seiner Schauspielkunst und tritt mit einem
übergeworfenen Tischtuch als Geist auf. Seine Rufe „Jedermann!“
wandeln sich in „Biedermann!“ Schließlich verkündet er, er sei
Knechtlings Geist. Für einen Moment herrscht bei den Biedermanns
Betroffenheit. Doch als Schmitz Fuchs, du hast die Gans gestohlen
anstimmt, singt Biedermann wieder laut mit. Als ferne Sirenen zu
hören sind, ist Biedermann erleichtert, dass es nicht bei ihm brennt,
bis Eisenring ernst erklärt, sie würden immer die Feuerwehr erst vom
Tatort fortlocken. Mit wachsender Verzweiflung hält Biedermann an der
Überzeugung fest, seine beiden Gäste seien doch keine Brandstifter,
sondern seine Freunde. Als Zeichen seines Vertrauens steckt er ihnen
sogar heimlich die Streichhölzer zu, woraufhin Schmitz und Eisenring
abgehen. Dr. phil tritt auf und verliest eine Erklärung, in der er
sich von den Verbrechen der Brandstifter distanziert, die nicht wie
er die Welt verändern wollen. Dann geht Biedermanns Haus in Flammen
auf, und es explodieren mehrere Gasometer.
Nachspiel
Gottlieb Biedermann und seine Frau Babette wähnen sich im Himmel, da
sie stets die Zehn Gebote befolgt hätten. Erst als nach und nach das
Personal des Stücks hinzutritt, erkennen sie, dass sie sich in der
Hölle befinden. Schmitz tritt als Beelzebub auf, Eisenring in der
Figur des Teufels. Biedermann beteuert seine Unschuld am Brand, der
die ganze Stadt vernichtet hat. Er habe nichts anderes getan als alle
anderen Bürger auch. Darüber hinaus fordert er sogar Entschädigung
für alles, was er durchgemacht habe. Vom Teufel erfährt er, dass
Streit zwischen Himmel und Hölle herrscht. Der Himmel habe eine
Amnestie für alle hochgestellten Persönlichkeiten ausgesprochen. Wer
eine Uniform beim Töten trage, sei gerettet. In die Hölle werden nur
die Biedermänner und Intellektuellen, die Kleinkriminellen und
Kriegsdienstverweigerer verwiesen. Daraufhin tritt die Hölle in den
Streik und schickt ihr Personal auf die Erde zurück. Biedermann und
Babette klammern sich an ihren Glauben, knien und erwarten ihre
Rettung."
ein tiefes Misstrauen dem Urteilsvermögen „des Volkes“
gegenüber....als Kampf für die Meinungsfreiheit, die im Sinne
Voltaires auch für Andersdenkende zu gelten habe...Denn man kann sich
Problemen nicht stellen, sie schon gar nicht bewältigen, die
wahrzunehmen man sich untersagt...."
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=14861
Daraus Wiki "
Biedermann und die Brandstifter
Szene 1: Gottlieb Biedermann, ein wohlhabender Haarwasserfabrikant,
liest in der Zeitung von den neuesten Brandstiftungen und echauffiert
sich über die Täter. Die Vorgehensweise der Brandstifter ist stets
dieselbe: Getarnt als harmlose Hausierer nisten sie sich auf dem
Dachboden des Hauses ein, das sie später niederbrennen. Da kündet das
Dienstmädchen Anna Besuch an, einen Hausierer, der sich als Josef
Schmitz vorstellt, ein ehemaliger Ringer und Obdachloser. Er klagt,
dass er stets für einen Brandstifter gehalten werde, und appelliert
an Biedermanns Menschlichkeit. Biedermann, der eben noch hartherzig
seinen Angestellten Knechtling entlassen hat, gefällt sich in der
Rolle des Menschenfreunds und lässt Schmitz auf dem Dachboden
nächtigen.
Szene 2: Am nächsten Morgen wirft Biedermanns Frau Babette ihrem Mann
vor, dass er zu gutmütig sei. Sie will Schmitz freundlich, aber
bestimmt vor die Tür setzen. Doch Schmitz gelingt es, auch Babette
für sich einzunehmen, indem er sich für seine fehlenden Manieren
entschuldigt, die eine Folge seiner schweren Kindheit seien. Es
klingelt. Ein angeblicher Vertreter der Feuerversicherung steht vor
der Tür. Schmitz erkennt in ihm seinen Kumpanen Wilhelm Maria
Eisenring, einen ehemaligen Kellner.
Szene 3: Nachdem Schmitz und Eisenring die ganze Nacht auf dem
Dachboden gepoltert haben, unternimmt Biedermann einen neuen Anlauf,
Schmitz aus dem Haus zu werfen. Dass er auf dem Dachboden nun
unvermittelt zwei Gäste hat, macht ihn ebenso sprachlos wie die
vielen Fässer voll Benzin, die sich plötzlich dort befinden. Ein
Polizist überbringt Biedermann die Nachricht, Knechtling habe sich
das Leben genommen. Als er sich nach dem Inhalt der Fässer erkundigt,
flüchtet sich Biedermann in die Notlüge „Haarwasser“. Befragt vom
Chor, spielt Biedermann den Arglosen. Er rieche kein Benzin, und man
dürfe doch nicht von jedem Menschen nur das Schlechteste denken.
Szene 4: In Biedermann wächst mit der Ahnung auch die Angst. Er
möchte sich seine beiden Gäste nicht zu Feinden machen und lädt sie
zu einem Abendessen ein. Diese reden vor ihm immer offener von
Zündkapseln und brennbarer Holzwolle. Sie messen mit seiner Hilfe
sogar die Zündschnur aus. Die beste Tarnung, bekundet Eisenring, noch
vor Scherz und Sentimentalität, sei die Wahrheit, weil sie niemand
glaube. Als Biedermann den Dachboden verlassen hat, tritt Dr. phil.
zu seinen beiden Kumpanen, ein Akademiker mit Brille, den Eisenring
spöttisch Weltverbesserer nennt und nicht als Gleichgesinnten
anerkennt, weil er keine Lust am Feuer habe, sondern stets ernst und
ideologisch bleibe.
Szene 5: Die Gans wird zubereitet, das Abendessen soll so schmucklos
wie möglich sein, um die Freundschaft zwischen Biedermann und seinen
Gästen zu befördern. Biedermann weist Knechtlings Witwe ab, die ihn
bei den Vorbereitungen stört: für Tote habe er keine Zeit. Ein
Trauerkranz kommt an, der durch einen Fehler der Gärtnerei Biedermann
anstatt Knechtling gewidmet ist. Als Biedermann den besten Wein aus
dem Keller holt, gesteht er dem Publikum, er habe längst einen
Verdacht gehabt, doch was hätte er tun sollen?
Szene 6: Beim Abendessen trinkt Biedermann mit Schmitz und Eisenring
auf ihre Freundschaft und ist ausgelassener Stimmung. Schmitz gibt
eine Kostprobe seiner Schauspielkunst und tritt mit einem
übergeworfenen Tischtuch als Geist auf. Seine Rufe „Jedermann!“
wandeln sich in „Biedermann!“ Schließlich verkündet er, er sei
Knechtlings Geist. Für einen Moment herrscht bei den Biedermanns
Betroffenheit. Doch als Schmitz Fuchs, du hast die Gans gestohlen
anstimmt, singt Biedermann wieder laut mit. Als ferne Sirenen zu
hören sind, ist Biedermann erleichtert, dass es nicht bei ihm brennt,
bis Eisenring ernst erklärt, sie würden immer die Feuerwehr erst vom
Tatort fortlocken. Mit wachsender Verzweiflung hält Biedermann an der
Überzeugung fest, seine beiden Gäste seien doch keine Brandstifter,
sondern seine Freunde. Als Zeichen seines Vertrauens steckt er ihnen
sogar heimlich die Streichhölzer zu, woraufhin Schmitz und Eisenring
abgehen. Dr. phil tritt auf und verliest eine Erklärung, in der er
sich von den Verbrechen der Brandstifter distanziert, die nicht wie
er die Welt verändern wollen. Dann geht Biedermanns Haus in Flammen
auf, und es explodieren mehrere Gasometer.
Nachspiel
Gottlieb Biedermann und seine Frau Babette wähnen sich im Himmel, da
sie stets die Zehn Gebote befolgt hätten. Erst als nach und nach das
Personal des Stücks hinzutritt, erkennen sie, dass sie sich in der
Hölle befinden. Schmitz tritt als Beelzebub auf, Eisenring in der
Figur des Teufels. Biedermann beteuert seine Unschuld am Brand, der
die ganze Stadt vernichtet hat. Er habe nichts anderes getan als alle
anderen Bürger auch. Darüber hinaus fordert er sogar Entschädigung
für alles, was er durchgemacht habe. Vom Teufel erfährt er, dass
Streit zwischen Himmel und Hölle herrscht. Der Himmel habe eine
Amnestie für alle hochgestellten Persönlichkeiten ausgesprochen. Wer
eine Uniform beim Töten trage, sei gerettet. In die Hölle werden nur
die Biedermänner und Intellektuellen, die Kleinkriminellen und
Kriegsdienstverweigerer verwiesen. Daraufhin tritt die Hölle in den
Streik und schickt ihr Personal auf die Erde zurück. Biedermann und
Babette klammern sich an ihren Glauben, knien und erwarten ihre
Rettung."