Auch bei Telepolis hats sehr lang gedauert, bis man auf das Phänomen Freizeit-Lockdown, also die weitgehende Beschränkung der seuchenpräventiven Massnahmen auf die Nicht-Erwerbsarbeitszeit, aufmerksam geworden ist und damit einen brauchbaren Ansatz für eine Kritik der Regierungspolitik von links gefunden hat.
Dass die öffentliche Erregung mit der Zeit zunimmt, ist verständlich. Wesentlich ist bei all den Diskussionen der Hinweis darauf, dass diese partielle Prävention denn auch nur partiellen Erfolg hat, die Seuche sich mithin in die Länge zieht, ein Jojo-Effekt eintritt.
Entscheidend wäre nun die Einsicht, dass wir das Problem nicht loswerden, wenn wir es nicht global loswerden. Situationen wie in Indien sind wie für den Virus und seine Evolution geschaffen. Natürlich weiss niemand, wie weit das biologisch überhaupt möglich ist, aber die Gefahr nimmt jedenfalls zu, dass irgendeine der vielen entstehenden Mutanten nicht nur besonders ansteckend, sondern auch besonders heimtückisch ist, also ihre Opfer auch unter jungen Menschen findet und das nicht nur ausnahmsweise wie bei den heutigen Formen.
Die Entwicklung in Indien, an der man besonders eindrücklich sehen kann, was das genau heisst, das Gesundheitssystem sei übersaturiert, kann sich zur globalen Katastrophe auswachsen, die den bisherigen Verlauf weit in den Schatten stellt. Man sollte also dringend die Bauchnabeloptik aufgeben, um die wahren Dimensionen der Problematik zu erfassen.