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  • marmer

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2015

Re: Nein...

seyinphyin schrieb am 06.04.2017 09:51:

1. Die Armutsgrenze geht nach dem Median. D.h. es werden sämtliche Einkommen genommen, also z.B. 42.000.000, die sortiert man dann der Höhe nach und nimmt dann das in der Mitte. Das ist die Grenze unter und über der 50% aller Einkommen liegen. Durch die enorme Menge und weil natülrich das Einkommen unten durch 0 begrentzt ist, fallen gerade die hohen Einkommen dadurch praktisch überhaupt nichts ins Gewicht. Ob das höchste Einkommen bei 100000 oder 10000000000 liegte ändert am Median überhaupt nichts (nur am Durchschnittseinkommen).

Ich hab das Bespiel schon in einer Antwort zu einem anderen Beitrag erwaehnt:

Nehmen wir an die Einkommen im Land X waeren gleichverteilt auf dem Interval zwischen 0 und 1000. Der Median ist dann 500 und 60% des Medians (ich glaub das ist die typische Armutsgrenze, sonst ersetzen sie diese Zahl halt mit dem entsprechenden Prozentsatz) sind 300. Also waeren nach diesem Kriterium 30% der Bevoelkerung arm.

Jetzt stellen Sie sich hingegen ein Land Y vor in dem 70% der Bevoelkerung genau 300 verdient und der Rest der Einkommen gleichverteilt ist zwischen 0 und 300. Die unteren 30% der Einkommensverteilung schauen also in beiden Laendern gleich aus. Die oberen 70% sind im Land Y haben viel weniger. Wie schaut es mit der relativen Armut aus? Nun die ist in Y natuerlich niedriger obwohl die Armen in absoluten Einheiten gleich viel haben. Das Medianeinkommen in Y ist 300 und 60% davon sind180. Also waeren nur 18% relativ arm.

Jetzt koennen Sie die Situation Y aus der Situation X schaffen indem die Regierung in X alle Einkommen ueber 300 mit 100% besteuert und dann die entsprechenden Resourcen zerstoert. Dass ich hier von zerstoeren/verbrennen spreche hat nur damit zu tun dass ich Sie dazu bringen will ueber eine hypothetische Situation nachzudenken. Natuerlich zerstoeren die Regierungen das Geld (bzw die diesem Geld entsprechenden Konsumgueter) das Sie einsammeln nicht in diesem Sinne. Es geht darum aufzuzeigen wie absurd das Armutsmass ist: Selbst wenn die Regierung eine so absurd negative Politik betreiben wuerde koennte sie hinterher sagen sie hat die Armut entschaerft.

2. Der Vergleich mit anderen Ländern darf gemacht werden. Das macht natürlich dann unseren Reichtum nur noch obszöner, wenn man damit unsere Armen schon als vergleichsweise vermögend hinstellt. Aber das ist eine gute Begründung dafür, die Spitzensteuer massiv zu erhöhen.

3. "das Land besser dastuende wenn man den Reichen alles wegnehmen wuerde" - Das ist natürlich auch so. "um es zu verbrennen" - Nur warum sollte man das dann tun? Gut, so argumentieren die neoliberalen immer, wenn es um Geld geht. Man kann das nur einmal ausgeben. Scheinbar wollen die damit sagen, dass die das tatsächlich anzünden und rauchen.

Darauf hab ich oben schon geantwortet. Hier ging es um ein Gedankenexperiment welches aufzeigen sollte wie absurd das Armutsmass ist das auf relative Einkommen abzielt.

Geld an sich ist ein Verteilungsfaktor und ein praktisches Medium für den Handel. Es ist ein universeller Gutschein, simpel gesagt. Logischerweise funktioniert so ein System nicht gut, wenn einer sich alle Gutscheine für die Waren und Dienstleistungn im Land schnappt und für die meisten immer weniger bis keine mehr übrig bleiben.

Einfach mal so eine Essenverteilung vorstellen und die erste Familie schnappt sich die Hälfte vom LKW.

Geld kann man natürlich nach belieben drucken (auch wenn das nicht tun sollte, aber es wird nun Mal getan), Güter usw nicht. Das macht es dann noch schlimmer als das mit dem LKW.

Bei uns ist das dann eher so, dass da Gutscheine verteilt werden und zwar MEHR als da überhaupt Lebensmittel auf dem Gutschein sind und eine Familie hat sichs so viele Gutscheine geschnappt, dass sie den ersten LKW zu zwei Drittel leerräumt und dann noch Anspruch auf Nachlieferung erhebt. Das ist der Hintergrund, weshalb bei uns immer nach "Wachstum!" geschrien wird.

Es geht doch nicht um die Verbrennung der Geldscheine. Ich weiss auch dass Geld nur ein Stueck Papier ist durch das das Recht auf eine bestimmte Menge realer Resourcen (Services und Gueter) verbrieft ist und dass sich der reale Wert dieses Stueck Papiers aendern kann. Was ich im Kopf hatte ist eine Situation wo die Regierung Gueter im Gegenwert der angegebenen Summen konfisziert und diese wegschmeisst, ins Meer kippt, in der Welt verschenkt oder was auch immer sonst tut um sie den eigenen Leuten vorzuenthalten. Natuerlich passiert das nicht in der Realitaet. Aber es braucht doch nicht soviel Abstraktionsvermoegen sich sowas im Sinne eines Gedankenexperimentes vorzustellen mit dem man die Sinnhaftigkeit des Armutskriteriums zu eruieren versucht.

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