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  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

B61 Freifallbomben sind keine strategischen, sondern taktische...

... bis subtaktische Atomwaffen, mit einer Sprengwirkung von 0,3 kT (B61 3/4 kann so eingestellt werden) bis 170kT. Das sind Freifallbomben, die z.B. an einem Tornado (B61-3 oder B61-4) hängen können oder an einer F-18.

Sinn und Zweck dieser Waffen ist es nicht einen Atomschlag zu vergelten oder ihn durch Abschreckung zu verhindern. Diese Waffen wurden damals in der BRD stationiert um im Ernstfall den Vormarsch kommunistischer Einheiten aufhalten zu können - durch den Einsatz von relativ kleinen Atombomben mit einer begrenzten Sprengwirkung direkt auf die Truppen bzw. deren Marschrouten, nukleare Wüsten zu durchqueren ist vor allem für die Infantierie eben mit einem ziemlichen Aufwand verbunden oder unmöglich.

Und die in Deutschland stationierten Atomwaffen waren so auch nie für einen Einsatz im oder gegen das Ausland vorgesehen. Genau wie die vielen in der BRD stationierten Nike Hercules Raketen (die teilweise ebenfalls Atomsprengköpfe hatten) auch nicht für den Einsatz im oder gegen das Ausland vorgesehen waren. Diese Dinger hatten Einsatzreiweiten ab 5km und waren herrvorragend geeignet um feindliche Flugzeuge jeglicher Art vom Himmel holen zu können. Und hätten als kleiner Kollateralschaden nur riesige Areale in Deutschland beim Einsatz verseucht und ein bisschen komplett unbewohnbar und unbetretbar gemacht für die nächsten paar hunderttausend Jahre.

Und auch die Tornados, mit denen die B61 Freifallbomben abgeworfen werden können, haben atomar voll aufmunitioniert eine Reichweite von gerade mal 1500km. Also einen effektiven Einsatzradius von 500km bis 600km in der Praxis dann im tiefstflug um nicht vom Radar des Feindes entdeckt zu werden.. Das reicht um das Gebiet der BRD mit Bomben zu bewerfen - zu viel mehr reicht es aber leider nicht. Und die Rolle, welche die BRD damals bei der "Nuklearen Teilhabe" gespielt hat, die kann man kurz und treffend mit "Opferanode" beschreiben. Die BRD und wohl auch die DDR wären im kalten Krieg schlicht und einfach ein nukleares Ödland geworden um den Westen zu schützen. (Nicht ohne Grund sind alle sehr wichtigen Einrichtungen von NATO und USA wie etwa der Bunker in Kindsbach (HQ) und Ramstein, aber auch viele Depots usw. damals im Westen der BRD angelegt worden..westlich des Rheins )

Heute - nach dem kalten Krieg und dem Zusammenbruch des Ostblocks - macht eine derartige nukleare Teilhabe aber überhaupt keinen Sinn mehr. So wirklich gar keinen. Null, Nichts, njente y nada. Es gibt eben keinen Nachbarstaat mehr, vor dem wir Frankreich und die Benelux-Länder irgendwie schützen müssten. Denn dass Tschechien oder Polen plötzlich einen Feldzug gegen den Westen startet ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern geradezu absurd.

Und dieses Festhalten an der völlig sinnlos gewordenen nuklearen Teilhabe ist möglicherweise der Ausdruck einer absoluten Inkompetenz, was ich persönlich jetzt aber mal nicht annehme. Es kann aber auch sein, dass damit einfach eine gewaltig große Industrie mit sehr lukrativen Aufträgen versorgt und damit mit deutschen Steuergeldern zugeschissen werden sollen.

Und man möge diese harten Worte entschuldigen - aber hier ist angesichts des Volumens, um das es hier geht kein anderer Ausdruck mehr angemessen - wenn Deutschland jetzt bald neue F18 kauft um die B61-AtomBomben auch weiterhin auf Berlin, Dresden, Magedeburg, Fulda. Köln oder München werfen zu können, dann geht es da um rund 100 Millionen Euro. Und zwar pro Maschine. Und das sind dann nur mal die Einkaufskosten, auch die "nukleare Teilhabe" an sich kostet noch mal was. Und insgesamt geht es da mal eben um locker mal 8Mrd bis 9 Mrd, nur für den Einkauf der neuen Flugzeuge. Da drauf kommen dann locker noch mal 2Mrd bis 3Mrd jährliche Kosten des ganzen Nuklearvergnügens.

Da muss ein altes Mütterchen lange Socken stricken für. Und mit dem Geld könnte man durchaus sinnvollere Dinge machen als es der US-Rüstungsindustrie in den allerwertesten zu pusten für Waffensysteme, die NIE zum Einsatz kommen werden. Und die beim Einsatz dann direkt einem Kamikazeflug gleich zu setzen sind. Selbstmord als Verteidigungsstrategie mehr oder weniger...

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