Ich halte das Urteil auch für o.k., es stimmt aber m. E. nicht, dass es „hier auch nicht um ‚Gefühle', sondern um medizinische Realität“ (also biologische Tatbestände) geht. Im Urteil selbst ist vom „eigenen Identitätsempfinden“ die Rede. Auf der Website von dritte - option. de liest man als Statements:
Für mich ist Geschlecht etwas Emotionales. Es ist nicht kognitiv, weil ich nicht an kognitive Unterschiede zwischen Geschlechtern glaube. Es ist nicht körperlich, denn wie Körperlichkeiten mit Geschlechtern assoziiert werden, ist eine Frage der persönlichen oder gesellschaftlichen Interpretation. Und Geschlechter müssen nicht statisch, nicht greifbar sein. Eine Zuordnung kann emotionale Sicherheit geben, kann Halt geben, aber genauso gut Einschränken und die Luft zum Atmen nehmen…Alle Menschen sollten ihr Geschlecht selbst frei wählen können! Wie auch immer die Wahl aussehen mag, macht für mich gedanklich keinen Unterschied. (usw.)
Im Übrigen wird bei Teilen der Betroffenen/Sympathisanten bereits das Ziel formuliert bzw. an-diskutiert, am besten keine Registrierung eines Geschlechts zu haben. „Der TransInterQueer hält die Einführung einer dritten Geschlechtskategorie nicht für weitgehend genug, weil es nicht möglich sei, einen passenden Begriff für alle Menschen zu finden, die sich jenseits binärer Geschlechtsangaben verorteten. Die Einführung einer starren „dritten Option“ stelle einen Umweg dar, der das eigentliche Ziel der Abschaffung einer personenstandsrechtlichen Registrierung des Geschlechts weiter hinauszögere.“ (Quelle: Urteil) Überschrift in der Zeitung Die Welt: „Abschaffung von ‚Mann‘ und ‚Frau‘ würde vieles vereinfachen.“
Der Schutz der Intersexuellen (erweitert: nicht klassisch Heterosexuellen) ist wichtig und richtig, nur sollte man nicht gleich wegen eigener Probleme das Kind mit dem Bade ausschütten und die klassische Geschlechterzuordnung Mann/Frau in Frage stellen, die die Menschheitsgeschichte bisher überdauert hat.